Bilanzkosmetik soll Alpine Kreditlinien gesichert haben

Bereits 2008 hatte der Baukonzern Liquiditätsprobleme. Verlustprojekte nahm man in Kauf.

Im Insolvenzverfahren des Baukonzerns Alpine, mit 4,2 Milliarden Euro Forderungen die größte Pleite der Zweiten Republik, wird Ungeheuerliches zutage gefördert. „Unisono wurde uns berichtet, dass die großen Verlustprojekte überwiegend mit Zustimmung der Mutter FCC akquiriert wurden“, heißt es im Prüfbericht der Wirtschaftsprüfungsfirma BDO, den Alpine-Masseverwalter Stephan Riel in Auftrag gab. Es sei auch gelebte Praxis gewesen, dass man „sehr knapp kalkulierte Aufträge“ durch Nachforderungen an den Kunden verbessern wollte. „Die den Angebotspreis übersteigenden Beträge wurden vom Kunden oftmals nicht bezahlt, weil sie mit ihm nicht abgesprochen waren“, heißt im Bericht.

„Diese offene Beträge blieben in den Alpine-Bilanzen als Forderungen stehen. „Einerseits wurden offene Forderungen in die Bilanz aufgenommen, denen es von Anfang an Werthaltigkeit mangelte“, erläutert der Sachverständige Manfred Biegler den BDO-Bericht. „Andererseits wurde es unterlassen, für diese Verlust-Projekte Rückstellungen zu bilden.“ Nachsatz: „Die Vorgangsweise könnte strafrechtlich relevant sein.“

Ausgefeilter "Action Plan"

Laut BDO hatte die Alpine schon 2008 massive Liquiditätsprobleme. So konnte der Konzern die in den Kreditverträgen vorgesehenen Bedingungen „ausschließlich“ dadurch erfüllen, indem „auf Basis sehr gut organisierter Vorgangsweise vor den Bilanzstichtagen das Working Capital verbessert“ wurde: unter anderem durch Bilanzkosmetik (Window Dressing). Die Alpine hat etwa 2008 einen „Action Plan“ ins Leben gerufen, um die Nettoverschuldung zu den Stichtagen nach unten zu schrauben: durch kurzfristiges konzerninternes Factoring, Sale-and-Lease-Back-Deals und durch Auszahlungsstopps.

Laut BDO konnte die Alpine dadurch die Bedingungen der Banken „knapp“ einhalten. „Ansonsten wären die Kredite fällig gestellt worden und der Konzern früher über die Klinge gesprungen“, sagt Biegler. Aber aufgrund der mutmaßlich geschönten Bilanzen hat auch die Republik Österreich für zwei Alpine-Kredite (360 Millionen Euro) Haftungen übernommen. Für die Republik hat die Oesterreichische Kontrollbank die Alpine-Bilanzen begutachtet. OeKB-Sprecher Peter Gumpinger: „Wir haben das ordentlich geprüft.“ Es gab damals keine Anzeichen, dass die Alpine marode ist.

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