Bier: Dose für Wien, Kiste fürs Land

Bier: Dose für Wien, Kiste fürs Land
Welches Bier gekauft wird, entscheidet oft der Preis. Kleine Brauereien wie Zwettler bieten Großen in Nischen Paroli.

Biertrinker sind untreu. Zumindest ihrem Lieblingsbier. Das ist das Ergebnis einer market-Umfrage im Auftrag der Waldviertler Privatbrauerei Zwettler. Gibt es ein Konkurrenzbier um drei Euro billiger als die Stamm-Marke, greift jeder Zweite zur günstigeren Kiste, so die Umfrage unter 600 Konsumenten in Wien und Niederösterreich. Und Angebote gibt es zur Genüge: Geschätzte 40 Prozent der Biere werden zu Aktionspreisen über die Ladentische gezogen.

Die Wiener tragen ihr Bier übrigens am liebsten im 6er-Träger oder in Dosen nach Hause (47 bzw. 33 Prozent), nur jeder Fünfte kauft kistenweise. Anders das Bild auf dem "flachen" Land: Im Waldviertel schleppt fast jeder Zweite (45 Prozent) den Gerstensaft in Kisten zu je 20 Flaschen zum Auto, Dosen kauft nicht einmal jeder Fünfte (19 Prozent).

86 Prozent trinken gerne Bier, nur ein Prozent mag es gar nicht. Das spiegelt sich auch in den Marktdaten wider. Während in Deutschland, der Schweiz oder Italien die Absatzmengen rückläufig sind, bleiben sie in Österreich mit 8,3 Millionen Hektolitern jährlich stabil. Steigerungen gibt es hauptsächlich im - mit fünf Prozent Marktanteil - noch verhältnismäßig kleinen Segment Radler. Für Braumeister Karl Schwarz, Geschäftsführer der Privatbrauerei Zwettler, ist ein Radler zwar "kein richtiges Bier, aber ein probates Mittel, die Jugend - die auf Süßes konditioniert ist - ins Boot zu holen". Am Geschäft wollen alle mitnaschen: So bewirbt Ottakringer seinen Johannesbeer-Radler und der Wiener Familienbetrieb Almdudler geht mit Puntigamer mit einem Almradler ins Rennen.

David gegen Goliath

Bier: Dose für Wien, Kiste fürs Land

Puntigamer ist übrigens Teil der Brauunion, die zum niederländischen Heineken-Konzern gehört. Gebraut werden Marken wie Gösser, Schwechater oder Zipfer, die dem Konzern unterm Strich 50 Prozent Marktanteil in Österreich sichern. Im Vorjahr sind mehr als 500 Millionen Euro Umsatz in die Kassen der Brauunion geflossen.

Privatbrauereien wie Zwettler mit rund 20 Millionen Euro Umsatz bieten den Großen in Nischen Paroli. So hat sich Zwettler in der Spitzengastronomie mit seinem Saphier Bier - genannt nach der besonders bitteren Hopfensorte - einen Namen gemacht. "In Wien sehen wir vor allem in der Gastronomie Potenzial", sagt Schwarz. Das Geschäft im Lebensmittelhandel sei von Dosenbier geprägt, "da können wir nicht mitspielen". Zwettler verkauft nur rund ein Prozent seines Bieres in Dosen, die von der Brauerei Egger abgefüllt werden. "Eine eigene Anlage würde sich nicht rechnen", so Schwarz, der im Jahr 186.000 Hektoliter abfüllt, ein Viertel davon für die Gastronomie.

An Rohstoffe aus der Region zu kommen, wird immer schwieriger, beobachtet er. In Niederösterreich seien 20 Prozent der Fläche für Braugerste in nur drei Jahren weggefallen. Die Bauern seien auf Rohstoffe für die Verarbeitung zu Biokraftstoffen in Pischelsdorf umgestiegen. Schwarz bleibt der Region aber treu: "Wir arbeiten mit Vertragsbauern zusammen und haben uns schon Flächen für die nächsten Jahre gesichert."

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