Neues System für den Libor

Neues System für den Libor
Für den Referenz-Zinssatz soll eine neue Berechnungsmethode eingeführt werden.

Die London Interbank Offered Rate - kurz Libor genannt - gibt an, zu welchen Konditionen sich Banken auf dem Bankenplatz in London gegenseitig Geld leihen. Bis 11.00 Uhr melden ausgewählte Geldinstitute an Geschäftstagen dem Bankenverband BBA (British Bankers Association) seit dem Jahr 1986 ihre Zinssätze für verschiedene Währungen und Laufzeiten. Die BAA streicht die höchsten und tiefsten Meldungen und berechnet den Durchschnittszinssatz. Dieser gilt dann als Referenzwert für Derivate und andere Finanzprodukte. Von den Libor-Zinssätzen hängen weltweit Finanzgeschäfte im Volumen von rund 550 Billionen Dollar ab. Heute wird der Libor für zehn der weltweit wichtigsten Währungen ermittelt: den Euro, den australischen Dollar, den Kanada-Dollar, den Franken, die dänische Krone, das britische Pfund, den japanischen Yen, den Neuseeland-Dollar, die schwedische Krone und den US-Dollar.

Der Dollar-Libor etwa wird ermittelt, indem die BBA bei 18 Banken anfragt, zu welchem Zins sie vor 11 Uhr Mittel am Interbankenmarkt aufnehmen würden. Sprechen sich die beteiligten Banken dabei ab, kann der Libor manipuliert werden. So sollen über Jahre mehr als ein Dutzend Großbanken den Zinssatz manipuliert haben. Die Banken sollen vor allem auf dem Höhepunkt der Finanzkrise 2008 zu niedrige Angaben gemacht haben, um ihre tatsächlichen Refinanzierungskosten zu verschleiern und Handelsgewinne einzustreichen. Die britische Barclays war die erste Bank, die zur Rechenschaft gezogen wurde. Die Schweizer UBS musste mit insgesamt rund 1,4 Mrd. Franken (1,16 Mrd. Euro) die zweithöchste Geldstrafe berappen, zu der eine Bank jemals verdonnert wurde. Auch auf einen Vergleich einigte sich die Royal Bank of Scotland und zahlte 455 Mio. Euro Strafe. Weitere Banken, die in Zusammenhang mit Libor-Manipulationen stehen: Bank of America, Credit Suisse, Deutsche Bank, HSBC, JP Morgan, Lloyds, Citigroup.

Neue Berechnugsmethode

Nun soll der Referenzzinssatz mittels einer neuen Methode berechnet werden, berichtete die Financial Times am Sonntag. Künftig soll die Umfrage unter Banken durch Indizes ergänzt werden, die auf tatsächlichen Transaktionen beruhen. Dieses neue System würde für bestehende Verträge auf Libor-Basis Kontinuität bieten und gleichzeitig den Zinssatz enger an objektive Daten binden, erläuterte Martin Wheatley, der Chef der für die Libor-Reform zuständigen britischen Behörde Financial Conduct Authority.

Der Vorschlag könne jedoch einen Konflikt mit den US-Aufsichtsbehörden schaffen, weil diese eine völlige Umstellung von Umfragen auf Transaktions-Indizes fordern, heißt es in dem Bericht weiter. Gary Gensler von der US-Aufsicht CFTC sagte der Zeitung, das bestehende System sei langfristig nicht nachhaltig, weil die Banken nicht ausreichend unbesichert Geld verliehen, um die Zinssätze genau abschätzen zu können.

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