BAWAG kauft sich für 110 Mio. Euro von der Post frei

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Mit Filialnetz-Redimensionierung ein Jahr früher fertig als geplant. Nach dividendenlosem Jahr 2016 gibt es für 2017 Ausschüttungen an die Aktionäre.

Die seit Oktober börsennotierte BAWAG kauft sich früher von der Post frei. Ende 2017 hat sie die schon aufgekündigte Nutzung der Postfilialen für Bankzwecke per Einmalerlag abgegolten. Das kostete die Bank samt Rückstellungen im 4. Quartal 110 Mio. Euro. Damit entflechten Bank und Post ihren Vertrieb bis Ende 2019 - ein Jahr früher als erwartet. Bisher war von Ende 2020/Anfang 2021 die Rede.

Paylife zugekauft

Zwei Zukäufe - Südwestbank und PayLife - hat die Bank 2017 über die Bühne gebracht. Wieviel sie gekostet haben, soll aus dem Jahresbericht 2017 hervorgehen. Der wird erst am 29. März veröffentlicht. Am Dienstag wurden vorläufige Zahlen 2017 veröffentlicht.

Es war ein außergewöhnliches Jahr

Mit einem Rekord-Vorsteuergewinn von 517 Mio. Euro (plus 12,3 Prozent) zeigten sich Vorstandschef Anas Abuzaakouk und Finanzvorstand Enver Sirucic heute sehr zufrieden. "Es liegt weit über unseren Erwartungen. Es war ein außergewöhnliches Jahr." Der Börsengang war der größte in der Geschichte des Wiener Marktes. Für die Aktionäre der seit Oktober notierten Bank gibt es für das 4. Quartal 58 Cent Dividende. Das Jahr davor war für die Altaktionäre dividendenlos geblieben. Bis 2020 ist ein Vorsteuergewinn von mehr als 600 Mio. Euro angepeilt.

Filialnetz wird neu aufgestellt

Mit dem beschleunigten Ende der langjährigen Postpartnerschaft wird die BAWAG auch mit der Neuaufstellung und Redimensionierung ihres Filialnetzes ein Jahr früher fertig, sagte Finanzchef Sirucic heute. Zur Zeit sind es 424 gemeinsame Filialen, in denen Bank und Post ihre Dienste anbieten. Darunter 74 BAWAG-eigene sowie 350, die der Post gehören oder wo die Post Hauptmieter ist. Sobald die BAWAG aus den Postfilialen ausgezogen ist, will sie ein solo-Netz von rund 100 eigenen - zumeist größeren - Standorten betreiben. Zu den 74 eigenen Filialen kommen also 26 neue dazu.

Aus etlichen der einstigen gemeinsamen Filialen ist die BAWAG allerdings schon draußen. Seit 2016 ist sie aus 200 gemeinsamen Standorten ausgezogen, so dass es jetzt nur mehr um netto 150 Postfilialen geht, die operativ vom Ende des Betriebspakts nächstes Jahr betroffen sind.

80 Prozent der Kunden seien von der Neuausrichtung des Filialnetzes gar nicht betroffen, sagt die BAWAG. Die Kundenzahl pro Berater solle gleich bleiben; in den Hauptfilialen sollen mehr Leute arbeiten als bisher. Einer "Optimierung" des bisherigen Filialnetzes stand der Postvertrag entgegen. Deshalb wurde der Vertrag Anfang Jänner 2018 gekündigt.

Kürzere Öffnungszeiten "im Moment kein Thema"

Eine Verkürzung der Schalteröffnungszeiten in den Filialen ist für den Vorstand "im Moment kein Thema". Da ist gerade die Bank Austria Vorreiter: Im Osten Österreichs sind eine Handvoll Filialen der österreichischen UniCredit-Tochter künftig nur mehr vormittags geöffnet, weil da noch die meisten Kunden kommen. Die BAWAG fährt für das eigene neue Filialnetz aber ebenfalls neue Strategien, die der fortschreitende Trend zum Onlinebanking erforderlich macht. Investiert werde in Hauptstandorte und in die Beratung.

Nettogewinn

Unterm Strich lag der Nettogewinn der Bank 2017 nach vorläufigen Zahlen bei 466,6 Mio. Euro (-1,4 Prozent). Unter anderem gab es ein 55 Mio. Euro teures erfolgsabhängiges Incentive-Programm für Manager. 60 Millionen Euro wurden für Rechts- und Prozessrisiken rückgestellt. Zum Teil wurden damit bestehende Rückstellungen für den Swap-Streit mit der Stadt Linz aufgestockt, weil sich abzeichnet, dass der Prozess noch länger laufen dürfte.

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