Bawag droht 20.000 Kunden Kündigung des Girokontos an
Die Bawag/PSK, die den US-Fonds Cerberus und Golden Tree gehört, ist für radikale Kostensenkungen bekannt: Hunderte Mitarbeiter wurden abgebaut, Filialen zugesperrt und intern der eiserne Sparstift angesetzt. Jetzt geht die Bank auch bei der Ertragssteigerung radikal vor.
Rund 20.000 Kunden – die meisten davon seit Jahrzehnten der Bawag treu – haben einen Brief erhalten, in dem sie vor eine klare Alternative gestellt werden: Entweder sie steigen auf ein neues Girokontomodell um, das wesentlich mehr kostet als ihr bisheriges, oder die Bank kündigt ihr Konto per Ende Jänner 2017.
"Sortimentsbereinigung der alten Kontomodelle, die nicht mehr im Angebot sind", so nennt die Bank das Unterfangen. Bei den Kunden kommt das denkbar schlecht an. Anrufe und Mails verärgerter Kunden in der KURIER-Redaktion bestätigen das. "Von Ungeheuerlichkeit bis extrem kundenfeindliche Vorgangsweise" sprechen sie höchst verärgert.
Manchen Kunden hatte die Bank vor wenigen Wochen noch zugesagt, sie könnten ihr altes Konto behalten. "Es wäre nur fair gewesen, wenn sie gleich gesagt hätten, das Konto wird beendet", empört sich ein Bawag-Kunde.
Bankomatgebühr
Für besonderen Unmut sorgt die Tatsache, dass Bankomatabhebungen bei den zwei kostengünstigeren neuen Kontopaketen nicht mehr gratis sind: Bei der KontoBox small, die 4,90 Euro im Monat kostet, ist überhaupt nur eine Abhebung im Monat gratis, bei der KontoBox Medium sind es fünf. Wer öfter abhebt, zahlt 0,39 Euro pro Transaktion.
Im Vergleich mit anderen Instituten ist die Bawag, die lange als "die günstige Bank für jedermann" galt, ziemlich teuer geworden. Bei der Erste Bank etwa kostet das s-Komfort Konto 15,76 Euro im Quartal – ohne Limits für Behebungen. Sie sind unbegrenzt möglich und gratis.
Auch bei der Arbeiterkammer sind Dutzende Anrufe eingegangen. "Die Bawag ist bei der Beschwerdestatistik inzwischen unter den Banken an oberster Stelle", sagt Experte Christian Prantner. Auch mit den neuen Überweisungsgeräten gebe es massiv Probleme. Vielfach werde die Unterschrift nicht erkannt. Das habe zur Folge, dass für die Nichtdurchführung 6,50 Euro verlangt werden. Davon betroffen war auch eine Pensionistin und KURIER-Leserin, die auf einem Zahlschein in der Hektik die IBAN vergessen hatte. Somit konnte die Überweisung nicht automatisch durchgeführt werden und ein Bank-Mitarbeiter musste sich darum kümmern. Die Pensionistin sah nicht ein, als langjährige Bawag-Kundin für ein kleines Versehen gleich 6,50 Euro "Strafe" zahlen zu müssen und beschwerte sich - vergeblich. "So geht man nicht mit Kunden um", schäumt sie.
Bzgl. der Konten sei das Vorgehen rechtlich gedeckt, meint Prantner. Die AK appelliert dennoch an die Bawag, den Umstieg wie bei der letzten Umstellung 2009 optional anzubieten. Betroffenen rät er, andere Angebote aus dem Konzern (auch easybank) zu vergleichen.
Im Gewinn der Bank, die den Besitzer wechseln soll, schlägt sich die Strategie positiv nieder. In den ersten neun Monaten stieg der Nettogewinn um 32 Prozent auf 380 Millionen Euro.
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