"Bargeld ist gemünzte Freiheit, seine Abschaffung risikoreich"

Münzen und Banknoten sind nach wie vor beliebt
Ohne Bargeld drohe das Finanzsystem an Stabilität zu verlieren, warnen Experten.

Bargeldloses Zahlen nimmt von Jahr zu Jahr zu, Internet-Währungen sind im Vormarsch. Wozu noch Euromünzen und -noten? Eine Reihe von Wirtschaftsexperten ist der Ansicht, Bargeld habe bald ausgedient.

Und dafür nennen sie auch handfeste Gründe: Die Produktion und Ausgabe von Bargeld sei teuer; Bargeld förderte Schattenwirtschaft und Kriminalität. Und: So lange es Bargeld gebe, könnten Zentralbanken die Zinsen nicht weit unter null bringen, weil die Menschen dann einfach ihr Geld zu Hause horten würden.

"Keiner dieser Gründe ist wirklich stichhaltig. Die genannten Vor- und Nachteile waren nie vorhanden", hält der Schweizer Ökonom Hans Gersbach von der ETH Zürich entgegen. Er hat als Mitglied des wissenschaftlichen Beirats des deutschen Wirtschaftsministeriums an einem Gutachten über Bargeld mitgearbeitet. Klares Ergebnis: Die Abschaffung von Bargeld birgt hohe Risiken.

"Und zwar für die Stabilität des Finanzsystems", sagt Gersbach, der sich derzeit als Mitveranstalter der Tagung "Alternative Geld- und Finanzarchitekturen" des Vereins für Sozialpolitik in Wien aufhält. Der große Vorteil von Bargeld sei, dass man damit sehr einfach zahlen könne, dass Geschäfte sofort endgültig abgeschlossen seien und Bargeldzahlungen anonym seien. "Bargeld ist gemünzte Freiheit", erklärt Gersbach.

Ohne Bargeld könnten die Zentralbanken die Zinsen zwar weit unter null senken, um die Wirtschaft anzukurbeln. Das könnte das Finanzsystem aber in massive Probleme bringen. Denn mit Negativzinsen könnte Vermögen nicht mehr bewertet werden. "Diese Aktiva würden starken Schwankungen unterworfen sein, die in keiner Bankbilanz mehr dargestellt werden könnten, erklärte Gersbach.

Die Währung im Netz

Internet-Währungen, sogenannte Kryptowährungen und die dahinter liegende Technologie, die Blockchain, bahnen sich indes ihren Weg von "privaten Utopisten" in die geldpolitischen Institutionen, also Notenbanken. Mindestens ein Dutzend Zentralbanken, darunter die Europäische Zentralbank (EZB) prüfen derzeit, wie sie die Blockchain-Technologie selbst nützen können – etwa, um den Zahlungsverkehr effizienter und billiger zu machen.

China dagegen hat am Montag verboten, dass Kryptowährungen neu ausgegeben werden. "Das ist illegale öffentliche Kapitalbeschaffung", so die Chinesische Zentralbank.

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