Barcelona: Touristiker erwarten keine Stornierungsflut

Tourismusboom in Spanien: 2017 werden über 80 Millionen Touristen erwartet. Mit vielen Stornierungen nach dem jüngsten Terroranschlag wird vorerst nicht gerechnet.

Die Touristenzahlen brachen in Spanien zuletzt alle Rekorde. Der Terroranschlag auf die beliebte Metropole Barcelona könnte nun jedoch für Verunsicherung sorgen. Die Reisebranche rechnet vorerst aber nicht mit einer Stornierungswelle. Das Land war bis dato das beliebteste Reiseziel in der EU und galt als sicherer Hafen für Urlauber, die der Türkei und Co heuer den Rücken kehren wollten.

Im internationalem Ranking der wettbewerbsfähigsten Tourismusdestinationen des World Economic Forum thront Spanien seit Jahren auf Platz eins. 2016 war es Reiseziel für fast 75 Millionen internationale Urlauber, die Zahl der ausländischen Touristen stieg damit im Vergleich zum Jahr davor laut der Welttourismus-Organisation der UNO um zehn Prozent. Allein im letzten August reisten demnach 10,1 Millionen ausländische Touristen ins Land. Jeder Urlauber gab durchschnittlich 800 Euro während seines Aufenthalts aus, insgesamt ließen die Gäste gut 60 Mrd. Euro in dem Land.

2017 wird ein weiterer massiver Anstieg auf 84 Millionen Touristen für ganz Spanien erwartet. "Dies ist sicher auch ein Effekt der Tourismuskrisen in der Türkei und Nordafrika", so Andreas Schmid, österreichischer Wirtschaftsdelegierter in Barcelona, zur APA.

Unmut in Barcelona

Auch Barcelona vermeldete in den vergangenen Jahren Besucherrekorde. Die katalanische Hauptstadt zählt zu den Top-Destinationen bei Städtetrips in Europa - auch zum Unmut der Einheimischen, die aufgrund der Urlaubermassen zuletzt immer öfter auf die Barrikaden stiegen. 2016 zählten die Hotels dort 9 Millionen Gäste und über 19 Millionen Nächtigungen. "Das ist eine Stadt, wo die Menschen immer wieder Urlaub machen", so die Sprecherin der Verkehrsbüro Group, Birgit Reitbauer, am Freitag, zur APA.

Die meisten Spanienurlauber kommen aus Großbritannien, Frankreich und Deutschland. Die Iberische Halbinsel boomt aber auch bei den Österreichern: Fast 17 Prozent mehr österreichische Touristen als im Vorjahr verbringen ihren Urlaub dort, hieß es heute im Ö1-"Mittagsjournal" des ORF-Radio. 2016 reisten laut spanischem Fremdenverkehrsamt 628.000 Österreicher nach Spanien.

Ein Drittel der österreichischen Kunden fliegt diesen Sommer nach Spanien, hieß es zu Saisonbeginn etwa vom hierzulande drittgrößten Reiseanbieter Thomas Cook. Bei der Reisebürokette Ruefa zählt man dort in der aktuellen Saison 30.000 Urlauber aus Österreich; Spanien macht bei dem Anbieter 16,1 Prozent des Sommerumsatzes aus. Momentan zeichne sich bei Ruefa noch nicht ab, dass Kunden nach dem gestrigen Terroranschlag auf dem beliebten Boulevard La Rambla in Barcelona Reisen abbrechen oder stornieren.

"Österreicher haben gelernt mit Krisen umzugehen", so Josef Peterleithner, Präsident des österreichischen Reiseverbandes zur APA - es wäre der "vollkommen falsche Ansatz", sich jetzt zurückzuziehen. Die Branche rechne daher mit "keinen großen Auswirkungen auf die Buchungen". Zudem seien die Österreicher zurzeit ohnehin eher in den Badedestinationen wie den Balearen unterwegs und nicht in den aufgeheizten Städten.

Der Tourismus ist für die spanische Wirtschaft eine wesentliche Säule. Das Urlaubsgeschäft stellt mittlerweile über elf Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) - Tendenz steigend. Rund 13 Prozent der Beschäftigten arbeiten in dem Sektor, so das Außenwirtschaftscenter der Wirtschaftskammer Österreich (WKO) in Barcelona.

Im zweiten Quartal legte das spanische BIP heuer insgesamt um 0,9 Prozent zu und lag damit über dem Eurozonen-Durchschnitt von 0,6 Prozent. Im Juli erhöhte Spaniens Regierung die Wachstumsprognose für 2017 auf 3 und im nächsten Jahr auf 2,6 Prozent.

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