Banker fühlte sich von Ecclestone bedroht

Bestechungsprozess: Setzte Ecclestone auf Einschüchterung?

Formel-1-Boss Bernie Ecclestone legte nach knapp dreiwöchiger Prozesspause am Dienstag wieder einen Zwischenstopp in München ein. Begleitet wurde er dabei von seiner dritten Frau Fabiana Flosi, die sich in einer Prozesspause auf die Anklagebank setzte. Ecclestone ist wegen Bestechung und Anstiftung zur Untreue in einem besonders schweren Fall angeklagt. Er hat dem zu achteinhalb Jahren Haft verurteilten Ex-Banker Gerhard Gribkowsky 32,36 Millionen Euro bezahlt, damit die Bank ihre Anteile an der Formel 1 an einen ihm genehmen Investor verkauft, so die Anklage. Der 83-jährige Ecclestone sieht sich als Opfer einer Erpressung.

Am Dienstag sagte eine frühere Mitarbeiterin der Bayern LB aus. Sie erzählte den Richtern von den Ängsten des früheren Bankvorstandes Gerhard Gribkowsky, während der Verkaufsverhandlungen für die Formel-1-Mehrheit. Gribkowsky habe selbst in geschäftlichen Besprechungen darüber geklagt, dass er sich in seinem Privatleben bedroht gefühlt habe. "Ich fand es schon bezeichnend, dass er das so häufig erzählt hat und auch gegenüber den amerikanischen Banken", sagte die Zeugin.

Ende 2004 alarmierte Gribkowsky die Polizei und berichtete von bedrohlichen Beobachtungen. Beim Joggen hätten sich ihm ohne ersichtlichen Grund Menschen in den Weg gestellt und an seiner Tür geläutet. Im Zeugenstand sagte ein Polizist: "Er konnte sich das nur so erklären, dass Ecclestone ein Bedrohungsszenario aufbaut." Gribkowsky wollte damals sogar den Bundesnachrichtendienst, also den deutschen Geheimdienst, einschalten. Seine Sekretärin soll er gebeten haben, einen Kontakt zum BND-Präsidenten herzustellen. Wegen der Vorfälle wollte Gribkowsky damals nach Angaben von Ecclestones Anwälten auch den bayerischen Innenminister einschalten. Sie sehen darin – wie auch in den Kontaktversuchen zum BND – Anzeichen von einem Größenwahn Gribkowskys. Die Anwälte versuchen, die Glaubwürdigkeit des wichtigsten Zeugen zu erschüttern, um Ecclestones Unschuld zu beweisen.

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