Mehr Zeit für Liquiditätspuffer

Mehr Zeit für Liquiditätspuffer
Eine Übergangsfrist bis 2019 soll Banken mehr Zeit geben, Liquiditätspuffer aufzubauen.

Die weltweit wichtigsten Bankenaufseher schalten bei der Einführung neuer Liquiditätspuffer Aufsichtskreisen zufolge einen Gang zurück. Der Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht, der die Regeln konzipiert hat, werde am Wochenende eine schrittweise Einführung der Mindest-Liquiditätsreserve (LCR) beschließen, sagte eine mit dem Plan vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters. "Im Prinzip wird es einen Übergangszeitraum wie bei den Kapitalvorschriften geben. Es gibt keinen Grund, mit Liquidität anders umzugehen als mit Kapital."

Die Mindest-Liquiditätsreserve, die eigentlich 2015 eingeführt werden sollte, soll verhindern, dass Banken das Geld ausgeht, wenn die Geldmärkte - wie in der Finanzkrise geschehen - plötzlich austrocknen und die Banken sich gegenseitig kein Geld mehr leihen. Vor allem mit Staatsanleihen und anderen Papieren, die sich immer leicht zu Geld machen lassen, sollen die Institute dann trotzdem 30 Tage überstehen können, bis sich die Lage beruhigt. Es ist das erste Mal überhaupt, dass die globalen Vorschriften für Banken eine Liquiditätskennziffer enthalten - eine Lehre aus der Krise.

Banken brauchen zwei Billionen Dollar

Doch Politiker und Aufseher fürchten, dass das zusätzliche Geld, das die Banken vorhalten müssen, die Kreditvergabe zur Unzeit bremst. Der Internationale Währungsfonds (IWF) hatte im April 2012 geschätzt, dass Banken weltweit ihre Bestände an sicheren Papieren infolge der Anforderungen von 2 auf 4 Billionen Dollar (rund 3 Bill. Euro) verdoppeln müsse. Der Baseler Ausschuss selbst hatte sich im Dezember nicht auf eine Revision der Regelung einigen können. Deshalb treffen sich nun die Chefs der Notenbanken und obersten Bankenaufseher der 27 im Ausschuss vertretenen Länder in Basel, um eine Lösung zu finden.

Übergangsfrist bis 2019

Losgehen soll es nach den revidierten Plänen weiterhin 2015, doch bis dahin müssen die Institute den Kreisen zufolge erst 60 Prozent der verlangten Reserven aufgebaut haben, für 100 Prozent haben sie bis 2019 Zeit, wenn auch die Kapitalregeln von Basel III voll greifen. Der Gouverneur der Bank of England, Mervyn King, der dem Aufsichtsgremium über den Baseler Ausschuss vorsitzt, und der schwedische Notenbankchef Stefan Ingves als Chef des Baseler Ausschusses wollen am Sonntagabend über die Ergebnisse des Treffens berichten.

Gestritten wurde zuletzt noch, wie der Reservetopf befüllt werden soll. Deutsche-Bundesbank-Vizepräsidentin Sabine Lautenschläger hatte Reuters in der vergangenen Woche gesagt, das Gremium wolle nicht mehr daran rütteln, dass 60 Prozent der Liquiditätsreserve aus Staatsanleihen mit hoher Bonität und aus Bargeld bestehen müsse. Umstritten sei nur noch, welche anderen Anlagen - etwa bestimmte Unternehmensanleihen - als ausreichend liquide anerkannt werden.

Eine zweite Liquiditätsquote - die NSFR - soll dafür sorgen, dass die Banken ihre langfristig ausgegebenen Kredite nicht mehr allzu kurzfristig refinanzieren. Diese Praxis hatte in der Finanzkrise Institute wie die Hypo Real Estate an den Rand des Abgrunds gebracht.

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