Banken müssen 2018 "ihre Daten-Türen öffnen"

Geschäfte mit den Kundendaten
Studie erwartet radikalen Umbruch im Finanzsektor.

Drei Buchstaben und eine Zahl, PSD2, lehren die europäischen Bankern gerade das Fürchten. Hinter dem unscheinbaren Kürzel verbirgt sich nämlich eine EU-Vorgabe, die 2018 umgesetzt werden muss und die das Zeug dazu hat, das Bankwesen zu revolutionieren. "Banken müssen dann nämlich Kundendaten freigeben, falls der Kunde das wünscht. Sie öffnen erstmals in der Geschichte also ihre Türen", erklärt Michael Hilbert, Berater bei Roland Berger.

PSD2 heißt so viel wie Payment Services Directive und erlaubt künftig Nicht-Banken den Zugriff auf Kundendaten der Banken. Natürlich in Absprache mit den Kunden. Spannend sei dies zum einen für FinTechs, die sich ausschließlich auf den Zahlungsverkehr konzentrieren, und für die großen Internet-Companies wie Amazon und Co. "Diese Firmen sind natürlich weniger am Zahlungsverkehr interessiert als an den Daten", betont Hilbert. Wer auf ein Girokonto zugreifen könne und sehe, was und wo der Kunde kaufe, habe einen enormen Wettbewerbsvorteil. "Diese Wahrheit ist sehr viel Geld wert", ist der Berater überzeugt.

Ein Beispiel: Sieht Amazon, dass jemand häufig bei Merkur einkauft, wird dem Kunden ein vergleichbarer Einkauf zusammengestellt. Nur eben billiger.

Damit werde der Wettbewerb im Finanzsektor nicht nur enorm verschärft, sondern die gesamte Bankenlandschaft radikal verändert, glaubt Hilbert.

Österreicher passiv

Die Berater von Roland Berger haben 50 Banken in Österreich sowie Osteuropa zu PSD2 befragt. Fazit: Österreichs Banken bereiten sich nicht aktiv auf die neue Konkurrenz vor. "Sie sind der Ansicht: Wir müssen diese EU-Richtlinie erfüllen und tun das auch", lautet die Schlussfolgerung der Berater. Anders in Osteuropa: Vor allem die ungarischen Finanzinstitute gingen das Thema mit großem Optimismus an. Sie erwarten laut Untersuchung sogar eine Zunahme ihrer Geschäfte.

Hilbert sieht in der gesamten untersuchten Region einen deutlichen Unterschied zwischen den großen und den kleinen Banken. "Die kleinen haben große Lust auf PSD2", sagt er. Denn sie könnten Geschäftsmodelle entwickeln, auf Daten der Großbanken zugreifen und davon enorm profitieren.

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