Bank Austria: "Da bleibt dann nur eine Online-Bank übrig"

Prunkvoll war einmal: Die Bank Austria muss viele Filialen sperren
Die Filialen werden auf ein paar Beraterzentren reduziert, erwartet WIFO-Experte Hahn.

Wenn sich die Bank Austria dazu entschließt, ihr Filialgeschäft selbst zu sanieren – was eine der Varianten ist –, wird es wohl zu einer radikalen Schließungswelle kommen. "36 Euro Verlust pro Kunde reicht üblicherweise aus, dass man das Geschäft zudreht", spitzt Franz Hahn, Bank-Experte des Instituts für Wirtschaftsforschung (WIFO), die Aussage von Bank-Austria-Chef Willi Cernko zu.

Die extrem niedrigen Zinsen hätten sichtbar gemacht, wie wenig ertragreich das Privatkundengeschäft der Bank sei. "Ich wäre nicht überrascht, wenn das Filialgeschäft auf eine Direktbank zusammengestutzt würde", sagt Hahn im Gespräch mit dem KURIER. Sprich: Von der Bank Austria bliebe wohl nur eine Online-Bank übrig mit ein paar Kundenberaterzentren dazu. Wenn andere Banken ein paar Kunden abwerben, könne das der Bank Austria nur recht sein. Sie hätte dann weniger Verlust.

Betriebsberater Werner Weinhold bezweifelt die Verlustrechnung des Bank-Austria-Chefs. "Ich kenne solche Rechnungen aus meiner Tätigkeit. Da werden den einzelnen Bereichen nicht nur die von ihnen verursachten Kosten zugeschrieben, sondern auch alle übrigen allgemeinen Verwaltungskosten bis hin zu den Kosten der Vorstände", glaubt er. Weinhold hat Cernko schriftlich um eine Aufklärung gebeten. Wenn das Privatkundengeschäft nämlich voreilig geschlossen würde, fielen den anderen Bereichen die vollen Verwaltungskosten "auf den Kopf".

Bankensteuer

Dass die österreichische Bankenabgabe schuld am Abzug des Ostgeschäfts der Bank Austria sei, glaubt Hahn nicht. "Die Steuer ist kein nennenswerter Aspekt beim Umbau der Bank", sagt Hahn. Vielmehr sei es Konzernlogik, die Headquarters, wie es die Osteuropazentrale in Wien sei, zum Hauptsitz der Bank zu verlegen. Auch Finanzminister Hans Jörg Schelling ist überzeugt, dass die Bankensteuer nicht das Problem der Bank Austria sei.

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