Bald landen die ersten Russen

Bald landen die ersten Russen
In den Wintersportorten ist man für den Ansturm der zahlungskräftigen Touristen aus dem Osten gerüstet.

Nika trägt Dolce-&-Gabbana-Brillen, ihren Markenskianzug ziert ein Pelzkragen, Skilehrer Ivars begleitet sie auf den Pisten rund um Zell am See, genächtigt wird im Fünfsternhotel. Die Russin ist eine jener heiß ersehnten Gäste, die rund um die orthodoxen Weihnachten am 7. Jänner in den hiesigen Winter-Hotspots, wie Saalbach, Zell am See, Sölden oder Ischgl urlauben. Etwa 250.000 Russen werden in diesem Winter erwartet. In Zell am See rüstet man sich für den Hauptansturm am 2. Jänner. Allein 34 Chartermaschinen werden am Salzburger Flughafen landen. Haupt-Abreisetage ist der 9. Jänner.

Nur 5,56 Prozent macht der Russen-Anteil im Nächtigungskuchen von Zell am See aus. Trotzdem wird der Ort für 14 Tage auf den Gast aus dem Osten getrimmt: Eigene Speisekarten, Russisch sprechende Skilehrer, ein Skiprogramm mit kyrillischen Schriftzeichen, russische Weihnachtsfeiern mit Musik aus der Heimat. „Die Russen verlängern das Weihnachtsgeschäft, geben mehr aus als der Durchschnittsgast und sie sind noch ein stark wachsender Markt“, sagt Andrea Stifter von Vorderegger-Reisen.

Österreich ist derzeit die beliebteste Wintersport-Destination bei den Russen. In Moskau verlockt in einer Skihalle ein Zell-am-See-Branding zum Urlaub. „Uns haben Freunde Zell am See empfohlen. Die Schweiz ist auf Grund des starken Frankens zu teuer“, erzählt Nika.

„Es stimmt. Die russischen Gäste sind weltgewandter und preisbewusster geworden. Trotzdem bevorzugen sie eine individuelle Betreuung“, sagt Otto Prenner von der Skischule Zell am See. Von seinen 100 Skilehrern sprechen 25 Russisch.

Familie statt Wodka

Mittlerweile kommen verstärkt Familien zum Skiurlaub. Das Klischee vom lauten Russen, der ein dickes Dollarbündel auf den Tresen knallt und nächtelang Wodka trinkt, gehört der Vergangenheit an. „Die ersten Russen (im Dezember 1995 landete der erste Charterflug mit Russen in Salzburg, Anm.) waren noch anders“, sagt Hotelchefin Gisela Holleis vom Fünfsternebetrieb Salzburger Hof. „Die haben mit Geld herumgeschmissen. Mittlerweile kommt eine Mittelschicht, die sich gute Suiten leistet. In den Wochen um den 7. Jänner beträgt der Russen-Anteil in unserem Haus 80 Prozent.“

Nicht nur beim Hotel, auch bei der Bekleidung wird auf Qualität Wert gelegt. Österreichs größter Bogner-Store ist in Zell am See – und die Regale sind vor dem großen Ansturm gut gefüllt: „Wir leben natürlich nicht nur von den Russen –, aber der Russe hat Nachholbedarf bei Luxusgütern. Und Putin ist unser bester Werbeträger. Er ist ganz in Bogner gekleidet“, erzählt Chefin Gabriele Truschner. Bei den Jacken, die ab 1000 Euro aufwärts kosten, wird weniger auf den Preis als auf die Marke geschaut.

Auch wenn sich der russische Gast mittlerweile in seinem Gehabe westlichen Gepflogenheiten angepasst hat – zum Weihnachtsfest will man dann doch keine Kompromisse eingehen. Statt einer Menüfolge gibt es Buffet, bis sich die Tische biegen. „Da wird gefeiert und es werden dann große Platten mit ganzen Fischen oder Schweinen vorgelegt“, erzählt Gisela Holleis.

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