Bahnfahren wird mit Ferienbeginn teurer

Bahnfahren wird mit Ferienbeginn teurer
Die ÖBB langen ordentlich zu und verteuern Einzeltickets im Durchschnitt um 8 Prozent. Für Vielfahrer und Familien wird es billiger.

Die Bahn hat offenbar von der Mineralölindustrie gelernt: Pünktlich zu Ferienbeginn steigen per 2. Juli die Preise für Zugtickets um bis zu zehn Prozent. In Summe sind rund 20 Prozent aller Fahrgäste betroffen, sagt Bahnchef Christian Kern. Allerdings geht die Bahn mit ihren Kunden etwas humaner um als die Ölindustrie: Bis einschließlich 1. Juli kannn man ein Ticket für  eine Fahrt spätestens am 1. Oktober zum alten Preis kaufen. Dieses Ticket ist dann weitere 30 Tage gültig, sodass man bis einschließlich Allerheiligen zum alten Preis fahren kann.

Wer keine Karte auf Vorrat kauft, muss ab dem 2. Juli für eine Fahrt von Wien nach Linz in der 2. Klasse 34,3 Euro statt bisher 31,2 Euro zahlen, eine Steigerung um 9,9 Prozent. Ebenfalls knapp zehn Prozent mehr kostet mit 37 Euro eine Fahrt zwischen Wien und Graz. Die Strecke WienInnsbruck wird um 7,2 Prozent teurer, WienSalzburg um fünf Prozent. Im Schnitt steigen die Preise laut ÖBB  um acht Prozent. Nicht von der Preiserhöhung betroffen sind Pendlerkarten innerhalb der Verkehrsverbünde. Die Verbünde freilich haben ihre Tarife in den vergangenen Monaten zum Teil bereits ebenfalls deutlich erhöht.

Preisbeispiele

Strecke Vollpreis alt Vollpreis NEU Vorteilscard-Preis alt Vorteilscard-Preis NEU
Linz - Wien 31,20 € 34,30 € 15,60 € 17,20 €
Salzburg - Wien 47,50 € 49,90 € 23,80 € 25,00 €
Innsbruck - Wien 58,30 € 62,50 € 29,20 € 31,30 €
Graz - Wien 33,70 € 37,00 € 16,90 € 18,50 €

Für Vielfahrer und Familien billiger

Die Bahn begründet die Preiserhöhung damit, dass die Ticketpreise in den vergangenen drei Jahren trotz stark gestiegener Energiepreise und hoher Inflation gleich geblieben seien.

Im Gegenzug lockt die Bahn Vielfahrer mit Tarifsenkungen. So wird etwa der Preis für die Österreich-Card (2. Klasse) je nach Kundengruppe (Familien, Pensionisten, Jugendliche etc.) auf 999 bis 1640 Euro gesenkt. Bisher musste man 1050 bis 1790 Euro berappen. Rund 10.000 solche Karten gibt es. Per Werbekampagne hofft Kern, bis zu 60.000 Kunden von einer Vielfahrerkarte überzeugen zu können.

Ab wie vielen Fahrten sich eine bundesweite Netzkarte auszahlt, ist naturgemäß abhängig von der jeweils gefahrenen Strecke. So rechnet sich etwa eine ÖsterreichCard Classic um 1640 Euro, wenn man 16 Mal von Wien nach Salzburg und zurück fährt, also etwa alle drei Wochen. Für einen Kärntner Studenten, der zwischen Klagenfurt und Wien pendelt, rechnet sich die Karte – wenn er jünger als 26 ist – bereits für  10 Fahrten zwischen Studien- und Heimatort.

Westbahn

Billiger reisen kann man künftig auch als Gruppe: Für die Kleinstgruppe ab zwei Personen gibt es fünf Prozent Rabatt, Gruppen ab zehn Personen fahren um 30 Prozent billiger.  Bisher konnten erst Gruppen ab sechs Personen Ermäßigungen beanspruchen.

Den Preiskampf gegen den Konkurrenten Westbahn auf der Strecke WienSalzburg führen die ÖBB weiter: An der  Sparschiene – die mit Preisen ab neun Euro schlecht ausgelastete Verbindungen besser auslasten soll – wird nicht gedreht.  Zu groß ist die Angst vor massiven Umsatzverlusten auf der Westachse. Die Westbahn selbst, deren Tarife 50 Prozent der ÖBB-Preise ausmachen, wird ebenfalls teurer. WienSalzburg etwa kostet dann 25 statt jetzt 23,8 Euro. Das Jahresticket soll wei bei den ÖBB billiger werden, das Ausmaß ist noch offen.

Bessere Ausstattung

Die ÖBB setzen seit zwei Jahren ihr Sanierungsprogramm um. Dazu gehören interne Produktivitätssteigerungen und Kostenoptimierungen, aber auch wesentliche Angebots- und Qualitätsverbesserungen; so sei seit 2009 die Zugflotte um mehr als Euro 600 Millionen Euro modernisiert worden, heißt es von den ÖBB.

Bis Ende 2012 werde auch die Ausstattung aller railjets mit WLAN abgeschlossen sein. Neben Investitionen in den Umbau der railjet-Restaurants wurde auch das Catering in ÖBB-Zügen auf neue Beine gestellt: Seit April 2012 setzt DO & CO kontinuierlich den Catering-Stufenplan um.

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