Zukunft der Grimming Therme wackelt

Grimming Therme und Club-Hotel: Passiva sind höher als bisher angenommen
Auch Club-Hotel-Besitzgesellschaft insolvent. Banken entscheiden über Zukunft der Therme und des Hotels.

Die Pleite der Grimming Therme trifft die Tourismus-Gemeinde Bad Mitterndorf härter als erwartet. Denn: Nicht nur die Grimming Therme GmbH, an der die Gemeinde zu 49 Prozent hält, sondern auch die Hotel Bad Mitterndorf Errichtungs- und Verwertungs GmbH & Co KG, die Eigentümerin des Clubhotels, haben am Montag Insolvenzverfahren am Landesgericht Leoben beantragt. "Die Schicksale beider Gesellschaften sind untrennbar miteinander verbunden", heißt es im Insolvenzantrag der Clubhotel-Gesellschaft. Das bestätigen die Gläubigerschutzverbände AKV, Creditreform und KSV1870 dem KURIER. Den Gläubigern werden im Rahmen von Sanierungsplanverfahren Mindestquoten von 20 Prozent angeboten, die innerhhalb von zwei Jahren zu zahlen sind. 33 Arbeitsplätze sind von der Pleite betroffen. Die Gehälter für September wurden nicht mehr bezahlt. Ein Fortbetrieb wird angestrebt.

Wichtiger Hinweis: Die Hotel-Betreibergesellschaft Aldiana Club Hotel Bad Mitterndorf GmbH & Co KG, die mit den beiden Pleite-Firmen gesellschaftsrechtlich nicht verflochten ist, ist nicht insolvent.

Zukunft wackelt noch

Zukunft der Grimming Therme wackelt
"Im Unterschied zu anderen Sanierungsplänen muss es zu einer Einigung mit jenen Banken kommen, die durch Pfandrechte besichert sind", sagt Franz Blantz vom Gläubigerschutzverband AKV zum KURIER. "Die Kreditraten der Therme werden auch in Hinkunft nicht aus dem laufenden Geschäft bedient werden können." Nachsatz: "Beim Hotel steht man vor dem Problem, dass mit dem Pachtzins die Tilgungsraten bedient werden, aber die Pächterin Aldiana Club Hotel Bad Mitterndorf GmbH & Co KG, die Betreiberin des Club-Hotels, seit geraumer Zeit auf eine Herabsetzung des Pachtzinses drängt. Nachdem der Pachtzins an die Banken abgetreten wurde, werden auch hier die Banken in die Verhandlungen einzubeziehen sein." Am 31. Oktober läuft eine Bankgarantie in Höhe von 3,2 Millionen Euro aus. Bis 19. Oktober muss die solvente Hotel-Betreiberin eine neue Bankgarantie vorgelegen.

Schulden und Vermögen

Zurück zu den Pleite-Gesellschaften. Die Schulden beider Gesellschaften betragen rund 29,89 Millionen Euro, davon entfallen 9,66 Millionen Euro auf die Thermen-GmbH und 20,32 Millionen Euro auf die Hotel-GmbH. Die Aktiva haben einen Sachwert in Höhe von 33 Millionen Euro, davon entfallen 15 Millionen Euro auf die Thermen- und 18 Millionen Euro auf die Hotel-Firma. Der sogenannte Ertragswert der Aktiva ist deutlich niedriger. Der Ertragswert beträgt insgesamt 14,6 Millionen Euro, davon entfallen 2,6 Millionen Euro auf die Thermen-Gesellschaft und 12 Millionen Euro auf die Hotel-Besitzgesellschaft.

23 Millionen Pfandrechte

Die beiden Betriebsliegenschaften, die 1,41 Hektar und 1,67 Hektar Grundfläche sowie 4751 Quadratmeter und 4817 Quadratmeter Baufläche umfassen, stehen im Eigentum der Grimming Therme GmbH. Im Grundbuch des Bezirksgerichts Liezen wurde im Jahr 2009 die Investkredit Bank AG jeweils mit einem Höchstpfandrecht in Höhe von 23 Millionen Euro auf den Liegenschaften eingetragen. Detail am Rande: Die Investkredit wurde 2005 von der Österreichischen Volksbanken AG (ÖVAG) übernommen. Die Hotel Bad Mitterndorf Errichtungs- und Verwertungs GmbH & Co KG hat zu Ihren Gunsten im April 2008 ein Baurecht auf der Betriebsliegenschaft.

Hohe Bank-Schulden

Die Grimming Therme GmbH steht mit 2,974 Millionen Euro (Abstattungskredit) und mit 1,780 Millionen Euro (Gemeindekredit) sowie mit einem Haftungskredit in Höhe von 1,666 Millionen Euro und mit einem Tourismus-Kredit in Höhe von 1,095 Millionen Euro bei der Österreichischen Volksbanken AG (ÖVAG) in der Kreide; dazu kommt eine Kreditaufstockung um 430.000 Euro bei der ÖVAG und ein Minus von 115.700 Euro auf dem Betriebsmittelkonto bei der Volksbank Steiermark Salzkammergut. Macht in Summe rund acht Millionen Euro.

Die Hotel Bad Mitterndorf Errichtungs- und Verwertungs GmbH & Co KG hat rund 14,9 Millionen Euro Bankschulden, davon entfallen 14,596 Millionen Euro auf den Hauptkredit bei der ÖVAG. Das freie Vermögen der Thermen-Gesellschaft beträgt lediglich 230.000 Euro, das der Hotel-Gesellschaft 680.000 Euro.

52,4 Millionen Euro investiert

Die Therme wurde nach knapp zweijähriger Bauzeit Mitte Oktober 2009 eröffnet, das Hotel im Jahr 2010. Rund 52,4 Millionen Euro waren in die Therme Grimming Mitterndorf und das angeschlossene Clubhotel am Standort Bad Mitterndorf investiert worden. Die Therme verfügt laut AKV über drei Indoor- und vier Outdoorbecken, über Relaxbereiche auf fünf Ebenen, einen abgetrennten Kinderbereich mit Riesen-Wasserrutsche und über ein Saunadorf.

200.000 Gäste pro Jahr erwartet

Die Therme hat eine geplante Jahreskapazität von 220.000 Gästen bzw. ist auf 600 Gäste, die gleichzeitig die Therme nutzen, ausgerichtet. Im Jahr 2014 wurden in der Therme lediglich 3,2 Millionen Euro umgesetzt. Bis Ende September 2015 betrug der Umsatz nur 2,088 Millionen Euro.

Seit 2011 ist das operative Ergebnis unter Wasser. So betrug das Ergebnis aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) 2011 minus 691.000 Euro, im Jahr darauf minus 674.000 Euro, dann im Jahr 2013 minus 740.000 Euro und im Vorjahr minus 448,5 Millionen Euro. Im Vorjahr wurden nur 92.337 externe Tagesgäste gezählt, dieses Jahr werden es lediglich 87.000 Personen sein.

9,45 Euro Prämie pro Übernachtung

Das Vier-Sterne-Hotel hat mehr als 166 Zimmer (100 Doppel- bzw. Einzelzimmer, 50 Familienzimmer,16 Suiten) und insgesamt 353 Betten, einen angeschlossenen Gastronomie- und Seminarbereich sowie verschiedene Sporteinrichtungen.

Die Hotel Bad Mitterndorf Errichtungs- und Verwertungs GmbH & Co KG hat das Clubhotel an eine Betreibergesellschaft verpachtet und lukriert einen jährlichen Pachtzins in der Höhe von rund 1,6 Millionen Euro. Von der Betreibergesellschaft Aldiana Club Hotel Bad Mitterndorf GmbH & Co KG erhält die Grimming Therme für jeden Hotelgast, der in die Therme geht, 9,45 Euro pro Nächtigung. Doch die Hotelgäste nutzen die Therme nicht so intensiv wie erwartet. In der Prognose muss der Wellness-Betrieb für das gesamte Jahr 2015 einen Rückgang bei den Hotelgästen in Höhe von 8000 Tageseintritten bzw. einer Million Euro hinnehmen.

Kostenüberschreitung

"Die Gesamtprojektkosten sollten ursprünglich 47,6 Millionen Euro betragen, sie wurden aber bereits bei der Errichtung der Therme und des Hotels kam es aus verschiedenen Gründen um rund 4,8 Millionen Euro überschritten. "Die Finanzierung erfolgte nicht nur über Kredite, sondern auch über Förderungen, stille und/oder atypisch stille Beteiligungen", weiß man beim AKV. "Gerade bei diesen Beteiligungen wird im Rahmen der nunmehrigen Insolvenzverfahren deren rechtliche Qualifikation geprüft werden, insbesondere ob diese Eigenkapital darstellen." Nachsatz: "In einem Vermögensstatus werden diese Beteiligungen nur mehr teilweise in Ansatz gebracht."

Stille Beteiligungen und Genussscheine

So werden in der Bilanz der Grimming Therme GmbH neben dem Eigenkapital weitere Eigenmittel in Höhe von 15,39 Millionen Euro angeführt, davon entfallen 7,7 Millionen Euro auf Genussscheine (Genussrecht), eine Million auf eine "echte stille Beteiligung", rund 1,1 Millionen Euro auf nachrangige Darlehen, rund 3,4 Millionen Euro auf Förderungen des Landes Steiermark und 1,317 Millionen Euro auf Gesellschafterzuschüsse.

Zu hohe Tilgungsraten

Eine Rückführung der hohen Fremdfinanzierungskosten sei nicht möglich, da sich das Ausseerland nicht wie erwartet touristisch entwickelt habe und die ursprünglich prognostizierten Einnahmen aus den Tageseintritten nicht lukriert werden konnten, so die Gläubigerschützer. "Insbesondere nach Eröffnung des Narzissenbades Bad Aussee waren die Umsätze rückläufig." Dadurch soll "man nicht in der Lage die Tilgungsraten zu bedienen, obgleich der Sachwert der Therme und des Hotels über den Verbindlichkeiten liegen". In den Insolvenzanträgen wird nicht eine Überschuldung, sondern die Zahlungsunfähigkeit als Pleite-Grund angeführt.

Banken haben das Sagen

"Wesentlich für die Weiterentwicklung des Verfahrens wird sein, ob man nicht nur hinsichtlich der unbesicherten Gläubigerschaft zu einem Sanierungsplan kommt, sondern auch mit den auf den Liegenschaften besicherten Gläubigern, stillen Gesellschaftern und Fördergebern eine Einigung über Nachlässe erzielt werden kann", heißt es dazu vom AKV. "Das wird notwendig sein, da mit einer kurzfristigen Änderung der Rahmenbedingungen im Touristikbereich nicht zu rechnen ist und eine Bedienung der Kredite auch hinkünftig nicht möglich sein wird." Nachsatz: "Sollte eine diesbezügliche Einigung nicht erzielt werden können, wäre auch eine sogenannte 'Übertragende Sanierung' in Erwägung zu ziehen." Das bedeutet, dass die Assets der zwei Gesellschaften an eine Auffanggesellschaft verkauft werden.

1,6 Millionen Euro Jahres-Pacht-Zins

Auch die Betreibergesellschaft des Hotels hat bereits in der Vergangenheit darauf hingewiesen, dass bei einem so hohen jährlichen Pachtzins von 1,6 Millionen Euro netto das Hotel nicht positiv geführt werden kann. Die Gesellschaft ersuchte um eine Reduzierung. Auch hier wird laut den Gläubigerschützern die weitere Vorgangsweise erst festzulegen sein. Der Pachtzins ist aber mit einer Garantie besichert.

Die Finanz-Planung

In den nächsten drei Monaten will die Therme einen Überschuss von 80.000 Euro erzielen. Darin ist ein aber schon Cash-Guthaben von 30.000 Euro eingerechnet. "Weiters wird der Sanierungsverwalter zu seiner Absicherung eine Fortführungskaution bzw. eine Garantie für allfällige Fortführungsverluste von dritter Seite erhalten", heißt es im Insolvenzantrag der Therme. "Wir streben grundsätzlich eine Entschuldung im Rahmen des Sanierungsplanes an. Maßgeblich wird sein, ob die Banken bereit sind, uns einen Schuldennachlass zu gewähren, damit der Bestand der Grimming Therme in Zukunft gesichert ist." "

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