Backhausen: Auf Tuchfühlung mit Al Jaber

Backhausen: Auf Tuchfühlung mit Al Jaber
Der Scheich ist auf Einkaufstour: Al Jaber steigt beim Textilhersteller Backhausen ein und rettet den Traditionsbetrieb.

Seit 1849 produziert Backhausen hochwertige Möbel- und Vorhangstoffe. 2012 wäre es damit fast vorbei gewesen: Die Konkurrenz aus Asien setzte auch einem der letzten verbliebenen Textilhersteller Österreichs zu – rote Zahlen waren die Folge.

Nun rettet Scheich Mohamed Al Jaber den heimischen Traditionsbetrieb – und übernimmt mit seiner JJA Beteiligungsverwaltung offenbar die Mehrheit am Unternehmen. Nach mehreren harten Monaten und einem erbitterten Rechtsstreit mit einer britischen Bank ist der Investor wieder flüssig ( der KURIER berichtete). Wie viel er nun bei Backhausen investiert, ist aber nicht bekannt.

Finalisiert werden soll der Deal Mitte September. Firmenchef Reinhard Backhausen bestätigt dem KURIER: "Wir waren auf der Suche nach einem strategischen Partner. Mit Al Jaber haben wir einen Partner gefunden, mit dem wir Synergieeffekte umsetzen können. Wir wollen das Geschäft international ausweiten."

Hausbank drängte

Backhausen: Auf Tuchfühlung mit Al Jaber

Expansion war freilich erst der zweite Gedanke bei dem Deal. Hinter den Kulissen ist zu vernehmen, dass die Hausbank drängte. Die Bilanz 2010 wies einen Jahresfehlbetrag von 650.000 Euro auf. Laut Kreditschutzverband wurde ein umfangreiches Restrukturierungskonzept erstellt – samt dem Ziel, einen strategischen Investor zu finden. Dabei hat die Hypo NÖ offenbar kräftig mitgeholfen: Sie soll den Deal eingefädelt haben. Auch, um etwa 80 Jobs am Produktionsstandort Hoheneich (Waldviertel) zu sichern.

Zukunft

Über Details wie Kaufpreis oder Anteil an der Firma wurde Stillschweigen vereinbart. Allerdings bestätigt ein Al-Jaber-Sprecher auf KURIER-Anfrage die grundsätzliche Übereinkunft: "Scheich Al Jaber liebt die österreichische Handwerkskunst, wie sie bei Backhausen seit vielen Generationen betrieben wird." Er sei sich sicher, "gemeinsam mit der Familie Backhausen die Zukunft des durch die Wirtschaftskrise angeschlagenen Unternehmens und die Arbeitsplätze im Waldviertel sichern zu können." Ein Wechsel des Managements ist offenbar nicht vorgesehen.

Reinhard Backhausen erklärt: "Wir werden gemeinsam die Geschäfte führen. Wir haben neue Konzepte. Nun geht es um neue Vertriebswege. "

Bereits derzeit beträgt der Exportanteil des Unternehmens 70 Prozent. Exportiert wird in 40 Länder. Backhausen beliefert den gehobenen Fachhandel und verkauft die Ausstattung für Hotels und Konzerthallen. Nun hat man mit Al Jaber einen Partner gefunden, der über sehr gute Kontakte in den arabischen Raum verfügt und auch selbst Hotels besitzt. Das soll für zusätzliche Aufträge sorgen.

Scheich Al Jaber räumt die Scherben auf

Eine Zeit lang war Investor Al Jaber ziemlich verschnupft, sprach man ihn auf Österreich an: Seine mehrmals geplatzten Zahlungsversprechen brachten ihm Wirbel mit den Banken, Klagen und negative Presse ein.

2008 kündigte er an, die strauchelnde AUA mit einer Kapitalspritze zu retten. Doch aus der 150 Mio. Euro-Einlage wurde nichts – er sprang in letzter Minute ab. Begründung: Er sei über die Lage der (schwer defizitären) AUA getäuscht worden. Beiderseitige Klagen waren die Folge.

Auch bei der Skifirma Kneissl sorgte Al Jaber für Turbulenzen: 2008 übernahm er die Mehrheit, aus versprochenen Geldspritzen wurde aber nichts – 2011 erfolgte die Insolvenz. Bei der Tourismusschule Modul platzten Zahlungsversprechen, der Exekutor drohte gar in seinen Wiener Luxushotels Grand Hotel und The Ring einzumarschieren.

Ende 2011 kam der Befreiungsschlag: Al Jaber konnte einen Rechtsstreit mit der britischen Standard Bank klären. Diese hatte zuvor wegen ausstehender Zahlungen Al Jabers weltweites Vermögen einfrieren lassen – Insolvenzen waren die Folge.

Seit der Einigung versucht Al Jaber aufzuräumen: Teile seines Hotelimperiums kaufte er aus der Konkursmasse wieder heraus. Mit dem Kauf der Skimarke Kneissl im Jänner meldete er sich auch in Österreich als Investor zurück. Die Bank Austria verklagte er zuletzt wegen Verletzung des Bankgeheimnisses – der KURIER berichtete. Und auch die ausständigen Studentenstipendien wurden bezahlt.

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