Autonom: Googles Waymo kommt am Weitesten

Waymo-Auto auf Basis eines Chrysler-Pacifica-Minivan
Das Auto schafft 9000 Kilometer ohne menschlichen Eingriff, Cruise (GM) holt aber rasch auf. Experten sehen die Resultate kritisch.

Insgesamt 135 Roboterautos von 19 Herstellern waren im abgelaufenen Jahr auf Kaliforniens Straßen unterwegs. Der alljährliche Bericht darüber ("Autonomous Vehicle Disengagement Report 2017") sorgt zuverlässig für Schlagzeilen, weil er als Indiz gewertet wird, wie rasch die Technologie Fortschritte macht. Und wer die Nase vorn hat.

Das Fazit für 2017: Die Google-Schwester Waymo fuhr mit Abstand die meisten Kilometer und ihre (menschlichen) Fahrer griffen besonders selten manuell ein. Nur in 63 Fällen musste der Mensch die Kontrolle übernehmen, weil die Software nicht mit der Situation fertig wurde. Das bedeutete eine "Notabschaltung" pro 9000 gefahrenen Kilometer.

Die GM-Tochter Cruise kam auf 2000 Kilometer ohne erzwungene Übernahme, fuhr dabei aber nur ein Drittel der Waymo-Strecke. Cruise will 2019 Robotertaxis starten und war primär im Großstadtverkehr von San Francisco unterwegs, der die Technik vor mehr Herausforderungen stellt als Autobahnen. Bei anderen Anbietern mussten die Fahrer häufiger eingreifen. Nissan fuhr 8000 Kilometer bei 24 Notabschaltungen (im Schnitt nach je 330 Kilometer). Bei den deutschen Autobauern Mercedes und Bosch übernahm der Fahrer sogar alle paar Kilometer die Kontrolle.

PR oder Forschung?

Experten betonen freilich die geringe Aussagekraft: So ist nicht eindeutig definiert, was als Eingriff gilt. Und die Hersteller können die Resultate durch die Wahl der Straßen, die Fahrzeiten oder anderer Bedingungen einfach beeinflussen. So erklärte Mercedes, bei den Tests auf öffentlichen Straßen gehe es gerade darum, die Technik an ihre Grenzen zu bringen. Die Abschaltungen gehörten somit zum Programm.

Spannend ist, wer überhaupt testet: Der chinesische Internet-Konzern Baidu, der sein Fahrzeug Apollo im Juli 2017 präsentiert hatte, kam bei 3200 Kilometern auf 48 Zwangsabschaltungen. Auch der französische Zulieferer Valeo und sein US-Rivale Aptiv (Delphi), der primär für Grafikkarten bekannte Chipbauer Nvidia, das Roboauto-Start-up Zoox und US-Navi-Hersteller Telenav machten ebenfalls die Straßen unsicher. BMW, Volkswagen, Ford, Honda, Tesla und der chinesische E-Auto-Newcomer Nio haben 2017 nicht in Kalifornien getestet.

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