Neues Banken-Leben im alten Gewand

Sanjeev Kanoria und Martin Czurda.
Frühere Hypo Österreich bleibt auch mit indischem Namen ein Kärntner Institut.

Steht man vor dem fünfgeschossigen Haus in der Klagenfurter Domgasse, hat sich auf den ersten Blick nichts geändert. Die Rede ist von dem markanten Gebäude, in dem die Hypo Group Alpe Adria Bank, besser bekannt als Hypo Österreich, ihren Sitz hatte.

Man muss schon genauer hinsehen, um im Schaufenster ein Plakat mit der Aufschrift "Austrian Anadi Bank – your bank since 1896 – Wir freuen uns auf unseren gemeinsamen Weg in die Zukunft!" zu stoßen. Der erste Hinweis, dass die einstige Hypo Österreich mit der skandalträchtigen Hypo International nichts mehr zu tun hat.

Anadi Bank freilich löst bei vielen nur ein Achselzucken aus. "Sagt mir nichts", heißt es auf die KURIER-Frage. Und so mancher fügt dann hinzu: "Mit der Hypo habe ich nichts zu tun und will es auch nicht."

Name verpflichtet

Nichts zu tun mit der Skandal-Hypo hat auch der neue Anadi-Chef Martin Czurda. "Wir sind eine neue Bank, die einer Gruppe indischer Investoren mit Sanjeev Kanoria an der Spitze gehört", sagt er. "Wir wollen weg vom Hypo-Image, hin zu einer dynamischen Bank. Wir stehen für neue Ideen und Initiativen."

Getreu dem neuen Namen: Anadi ist der Name der Holding, über die die Familie Kanoria die Bank gekauft hat. Der Name bedeutet auf Hindi so viel wie "ewig" oder "unendlich", aber auch "Gott". "Das unterstreicht noch die langfristigen Absichten unseres Engagements", hatte der Big Boss anlässlich der Namenspräsentation vor zweieinhalb Wochen erklärt.

Eine Verbindung zwischen Kärnten und Indien gibt es beim Logo. Es ist in purpur-violett gehalten. "Das ist die Farbe der Blüte der Wulfenia, die in Kärnten und auch im Himalaja wächst", sagt dazu Kanoria. Die Wulfenia sei auch als Symbol gut geeignet, da sie unter widrigen Umweltbedingungen gedeihen könne und auch jedem Schlechtwetter trotze.

Von Schlechtwetter kann bei der neuen Bank jedoch keine Rede sein. Davon konnte sich der KURIER bei einem Lokalaugenschein in der Zentrale überzeugen. "Die Hypo hat jetzt einen anderen Besitzer, das hat mit der Hypo nichts mehr zu tun", sagt Helmut J. "Das ist heute eine Bank wie jede andere und mit 100.000 Euro abgesichert." Im übrigen sei er schon über 40 Jahre bei der Bank, sowohl mit den Firmenkonten als auch mit den Sparbüchern.

Wolfgang P. setzt seit "weit über zehn Jahre"auf die Hypo Österreich. "Gutes Service, gute Betreuung, gute Konditionen, ich bin immer gut bedient worden", sagt er. "Warum sollte ich jetzt wechseln, wo doch nur der Name gewechselt wurde." Er halte es vielmehr mit der alten Sportweisheit: "Never change a winning team." Auch Hannelore L. sieht keinen Grund, der Bank den Rücken zu kehren: "Sie hat zwar indische Besitzer, ist aber weiter eine Kärntner Bank."

Kein Abbau

Dass die Austrian Anadi Bank sich noch in der Phase der Umstellung befindet, ist nicht zu bemerken. Kein Wunder, Martin Czurda vertraut den bewährten Mitarbeitern – in 16 Filialen in Kärnten, Wien und Salzburg sind es 420 – und hat nicht die Absicht, den Stand zu verringern. Im Gegenteil, für Wien als künftigen Standort für Auslandsgeschäfte werden bis zu 15 neue Kräfte gesucht.

Von der Bundeshauptstadt aus werden auch die Kontakte nach Indien verstärkt. Aus diesem Grund werden zwei Inder in Klagenfurt eingeschult. "Aber wir haben nicht vor, eine indische Kolonie in Kärnten zu werden", sagt der Chef.

Wer nach Martin Czurda sucht, stößt unweigerlich auf die Amsterdam Trade Bank. In den Niederlanden hat sich der heute 54-Jährige Banker als Chief Executive Officer und Managing Director als "Sanierungsprofi" bewährt. Sein dortiger Vorstandsjob war die Visitenkarte für den heutigen Chefposten in Klagenfurt bei der Austrian Anadi Bank.

Czurda begann seine Bankerlaufbahn bei der Raiffeisen Zentralbank in Wien, wo er 15 Jahre (1994 bis 2009) im Auslandsgeschäft tätig war. Ende der 1990er Jahre hatte er den ersten Kontakt mit Sanjeev Kanoria, dessen Unternehmerfamilie er einen Drei-Millionen-Dollar-Kredit gewährte. Nach dem Abschied in Amsterdam kehrte der Absolvent der Wirtschaftsuniversität nach Wien zurück, um sich bei der Adria Bank AG (nicht zu verwechseln mit der Hypo Alpe Adria Bank mit Konzernsitz in Klagenfurt) zu engagieren.

Im Dezember 2013 kaufte Kanoria, der der indischen Anadi Holding vorsteht, für kolportierte 65,5 Millionen Euro die Hypo Österreich. Als Chef setzte er Czurda ein. "Die Anadi Bank ist eine große Herausforderung", sagt dieser. "Vergleichbar mit Amsterdam, wo es ebenfalls zu einer Neuausrichtung gekommen war." Welchen Zeitrahmen er sich für die Sanierung setzt, vermochte der neue Vorstand nicht zu sagen: "Generell dauert so etwas bis zu zwei Jahre, das sagt mir meine Erfahrung in den Niederlanden."

Kommentare