Auftakt zum Immofinanz-Reigen

Auftakt zum Immofinanz-Reigen
Start an Nebenfront, Ex-Chefs wegen umstrittener Aktienoptionen vor Gericht

Auf neun Tage hat Richterin Claudia Moravec-Loidolt den ersten Immofinanz-Prozess angesetzt, der am kommenden Dienstag im Wiener Straflandesgericht beginnt. 21 Zeugen sind geladen. Dabei geht es allerdings nur um einen Detailaspekt des Wirtschaftskrimis um den einstmals größten heimischen Immo-Konzern, einem schwer durchschaubaren Geflecht aus Immofinanz, Immoeast und Constantia Privatbank.

Zur Erinnerung: Der Börsekurs der Immofinanz atomisierte sich vom Höchststand 2008 (12,54 Euro) pro Aktie auf 28 Cent im November 2008. Die Rechnung bezahlten die Anleger, die in Summe Milliarden verloren. Die Staatsanwaltschaft begann zu ermitteln. Im Zuge der Recherchen flog nicht nur der Buwog-Skandal über den Verkauf der Bundeswohnungen unter Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser und seinen Spezis auf, auch Teile der Telekom-Affäre rund um den Ex-Lobbyisten Peter Hocheggerkamen ans Tageslicht.

Kommende Woche wird (noch) nicht die milliardenschwere Anleger-Affäre Immofinanz verhandelt, sondern ein vergleichsweise kleines Aktienoptionsgeschäft des ehemaligen Managements unter Ex-Immofinanz-Krösus Karl Petrikovics – in der Größenordnung von rund 32 Millionen Euro.

Die Anklageschrift datiert bereits vom 16. Dezember 2011. Staatsanwalt Volkert Sackmannwirft Petrikovics, seinem Ex-Vorstandskollegen Norbert Gertner, sowie dem ehemaligen Konzernmanager Christian Thornton, dem Steuerberater und Treuhänder Ernst Hable und Helmut Schwager, einst Aufsichtsratspräsident der Immofinanz, Untreue sowie teilweise die Bildung einer kriminellen Vereinigung vor.

Die Beschuldigten hätten sich ohne Genehmigung des Aufsichtsrates mit Aktienoptionen auf Kosten der Aktionäre ein Körberlgeld verdient. „Petrikovics, Gertner und Schwager verfolgten das Ziel, sich selbst im größtmöglichen Ausmaß, ohne Rücksicht auf die Interessen der von ihnen vertretenen Gesellschaften und Anleger, unrechtmäßig zu bereichern“, formuliert der Staatsanwalt in der Anklageschrift. Petrikovics habe sich um 7,676 Millionen Euro „unrechtmäßig bereichert“, Gertner um 5,119 Millionen und Schwager um 5,168 Millionen Euro. Die von den drei Angeklagten geleisteten Schadenswiedergutmachung von 8,66 Millionen Euro wurde in den oben genannten Summen berücksichtigt.

Zur Persönlichkeit von Petrikovics heißt es süffisant, er sei im Ermittlungsverfahren von ehemaligen Mitarbeitern, Kollegen, Mitbeschuldigten und Zeugen als „Alleinherrscher“ und „Diktator“ beschrieben worden. Für alle Beteiligten gilt die Unschuldsvermutung. Sie bestreiten die Vorwürfe, es habe sehr wohl einen Aufsichtsratsbeschluss gegeben.

Die Petrikovics-Anwälte Wolfgang Brandstätter und Otto Dietrich brachten zunächst Einspruch gegen die Anklage ein und argumentierten mit der „Mangelhaftigkeit des Ermittlungsverfahren“. Die Staatsanwaltschaft habe entlastende Tatsachen und Beweisanträge „beharrlich ignoriert“ und das Objektivitätsgebot „in außergewöhnlich drastischer Weise verletzt“. Aufgelistet werden auch formale Fehler in der Anklageschrift, den Berichten der SOKO Constantia und im Gutachten des Sachverständigen Gerhard Altenberger. So wurde etwa der Bilanzstichtag der Constantia Privatbank falsch angegeben, Thornton wird einmal als ledig, dann als verheiratet geführt. Die Oberstaatsanwaltschaft lehnte den Einspruch ab und Petrikovics zog im Juni 2012 zurück. Er wolle „alles mir Mögliche tun, um eine rasche Hauptverhandlung zu ermöglichen“.

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