Audi tauscht halben Vorstand aus, Stadler bleibt im Amt

Audi: Rupert Stadler bleibt der Chef
Die Personalwechsel sollen nach dem Wirbel rund um den Dieselskandal für Ruhe innerhalb der VW-Tochter sorgen.

Die VW-Tochter Audi tauscht auf einen Schlag den halben Vorstand aus: Der Aufsichtsrat berief am Montag bei einer außerordentlichen Sitzung in Ingolstadt wie erwartet neue Ressortchefs für Finanzen, Vertrieb, Produktion und Personal. Sie treten ihre Posten am 1. September an, wie Audi mitteilte.

Der Vorstandsvorsitzende Rupert Stadler, über dessen baldiges Aus seit Bekanntwerden der Dieselaffäre vor fast zwei Jahren immer wieder spekuliert wird, bleibt dagegen weiter im Amt. Der Manager habe sich "an der Spitze von Audi bewährt", sagte Aufsichtsratsmitglied Wolfgang Porsche als Vertreter der Eigentümerfamilien. Stadler besitze "alle Voraussetzungen", um Audi gemeinsam mit den neuen Vorstandsmitgliedern "in eine erfolgreiche Zukunft zu lenken".

Mit dem Austausch von vier von sieben Top-Managern will der Aufsichtsrat nach langen Querelen für Ruhe im Unternehmen sorgen. Die Marke mit den vier Ringen, die zu den wichtigsten Gewinnbringern im Mutterkonzern VW gehört, soll wieder nach vorn gebracht werden. Zuletzt war Audi weit hinter die Konkurrenten Mercedes und BMW zurückgefallen, unter anderem wegen der teuren Folgen der Abgasaffäre. Der Betriebsrat kritisierte zudem das Fehlen einer Strategie für die Herstellung von Elektroautos, die Arbeitsplätze in Ingolstadt und Neckarsulm sichern soll.

"Die Truppe zu tauschen macht Sinn"

„Vor drei, vier Jahren hat Audi Tempo verloren, das Design war nicht mehr sehr gut und Audi ist dann auch noch durch die Dieselkrise sehr stark ins Schwanken gekommen“, sagt Professor Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen zum KURIER. „Es sind eine Menge Dinge passiert, die Audi sehr stark beeinträchtigt haben.“ In China wollte man mehr verkaufen, habe aber mit einer falschen Strategie und einen unglücklichen Kooperation genau das Gegenteil erreicht. Man wollte neue Händlernetze nutzen. Dieses Unterfangen ging schief. Es kam zu einem Händlerstreit. Zuvor war Audi unter den Premium-Herstellern in China Marktführer. Das Desaster soll laut Dudenhöffer dem Audi-Vertriebsvorstand Dietmar Voggenreiter angelastet worden sein.

„Im gesamten VW-Konzern ist wichtig, dass man stabilisiert“, sagt der ausgewiesene Auto-Experte. „Die Truppe bei Audi zu tauschen, macht Sinn. Vielleicht kann man dadurch bei Audi noch etwas gewinnen.“ Es sei nicht immer sinnvoll, gleich den Kopf zu tauschen. Denn: Man brauche für die Stabilisierung jemanden, der das Unternehmen kennt. Und für den Nicht-Techniker Rupert Stadler gelte in Sachen Dieselaffäre die Unschuldsvermutung.

Die alten Köpfe

Abgelöst werden der Vorstand für Produktion und Logistik Hubert Waltl, der Personal-Vorstand Thomas Sigi, der Vertriebschef Dietmar Voggenreiter und Finanzvorstand Axel Strotbek.

Neue Köpfe

Neuer Produktionsvorstand wird laut Mitteilung Peter Kössler, derzeit Chef der ungarischen Motorentochter und langjähriges Mitglied des Audi-Aufsichtsrats. Zum Personalchef beriefen die Kontrolleure Wendelin Göbel, der nach vielen Jahren in Ingolstadt und Wolfsburg als Vertrauter von VW-Chef Matthias Müller gilt. Aus dem VW-Konzern kommen zwei Manager neu zu Audi: Der Niederländer Bram Schot, derzeit Vertriebschef von VW Nutzfahrzeuge, soll dieses Ressort in Ingolstadt übernehmen. Neuer Audi-Finanzchef wird Alexander Seitz, im VW-Konzern bis dato unter anderem in Südamerika und Shanghai tätig. "Wir stehen hinter den heute getroffenen Entscheidungen", sagte Wolfgang Porsche. Insidern zufolge war der Vorschlag für den neuen Produktionschef bei ihm zunächst auf Missfallen gestoßen.

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