Auch Schirnhofer Holding ist pleite

Weitere Pleite im Reich des steirischen Fleischers Karl Schirnhofer
Schirnhofer Familien Unternehmen Holding GmbH hat 6,93 Millionen Euro Schulden, aber kaum Vermögen.

Der KURIER online hat bereits gestern abends darüber berichtet, jetzt ist es fix: Auch die Schirnhofer Familien Unternehmen Holding GmbH, die Mutterfirma des Fleischereibetriebes, ist insolvent. Heute, Donnerstag, wurde ein umfangreicher Insolvenzantrag laut AKV und Creditreform beim zuständigen Gericht in Graz eingebracht. Die Holding hat ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung angemeldet. Das heißt, den Gläubigern wird 20 Prozent Quote geboten. Der Betrieb hat rund sieben Millionen Euro Schulden. Das Verfahren ist mittlerweile eröffnet worden. Zum Sanierungsverwalter wurde der renommierte Grazer Anwalt und Insolvenzexperte Axel Reckenzaun bestellt.

Bereits am 1. Dezember 2015 hat die operative Tochterfirma Schirnhofer GmbH ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung eröffnet. Eine der Hauptursachen war die Insolvenz des Großkunden Zielpunkt.

Die Schirnhofer Familien Unternehmen Holding GmbH hält 75 Prozent der Gesellschaftsanteile an der insolventen Schirnhofer GmbH, der Rest gehört der Schirnhofer Vermögensverwaltungs GmbH. Letztere steht wiederum im Alleineigentum der Schirnhofer Familien Unternehmen Holding GmbH. Mit der Pleite der Holding ist somit die gesamte Eigentümerstruktur der Schirnhofer-Gruppe insolvenzverfangen.

Fragwürdige Geldflüsse

"Hintergrund der Insolvenz der Schirnhofer Familienunternehmen Holding GmbH ist, dass Erlöse aus einzelnen Unternehmensverkäufen, welche der Schirnhofer GmbH zuzurechnen wären, der Holding Gesellschaft zugeflossen sind und der Insolvenzverwalter daher erhebliche Anfechtungsansprüche, zum Teil aufgrund unzulässiger Einlagenrückgewährungen – geltend gemacht hat", erklärt Franz Blantz vom Gläubigerschutzverband AKV dem KURIER. "Die Holding ist jedoch nicht in der Lage diese Forderung in Millionenhöhe zu begleichen, sodass man selbst ein Insolvenzverfahren beantragt hat."

Schulden und Vermögen

Die Passiva werden laut AKV und Creditreform mit rund 6,93 Millionen Euro beziffert, davon entfallen 5,6 Millionen Euro auf die erwähnten Anfechtungsansprüche. Die Aktiva sollen lediglich mit 280.000 Euro betragen.

Das Anleihen-Problem

Wie der KURIER online und in der Kurier in der Dienstag-Ausgabe berichtet, hat die Schirnhofer Holding Ende August 2013 eine Anleihe in Höhe von fünf Millionen Euro ausgegeben, die "ausschließlich von der Wien Holding GmbH", einer 100-Prozent-Tochter der Stadt Wien, gezeichnet wurde. Von den fünf Millionen Euro sollen 1,5 Millionen Euro an die operative Kern-Firma Schirnhofer GmbH und 3,5 Millionen Euro an die Enkelfirma Aibler Fleisch- und Wurstwaren Produktions GmbH geflossen sein. Letztere wurde später an die Villacher Fleischwerke Marcher verkauft. Letztlich wurden aber die gesamten Rückzahlungspflichten der Schirnhofer GmbH aufgehalst.

"Die Rückzahlung der Anleihenforderung in Höhe von fünf Millionen Euro hätte im Juni 2015 erfolgen müssen", heißt es im Insolvenzantrag, "Tatsächlich wurden im Rahmen eines Restrukturierungskonzeptes im Verlauf des heurigen Juni im Wesentlichen Aus Beteiligungs- bzw. Liegenschaftsveräußerungen stammende Erlöse dazu verwendet, die Anleiheverbindlichkeiten der Holding zu tilgen." In Summe wurden 4,1 Millionen Euro an die Wien Holding zurückgezahlt, weitere 1,1 Millionen Euro sind noch offen. Diese Anleiheverbindlichkeit ist seit 31. Oktober 2015 bereits fällig. Da wiederum die insolvente Tochterfirma Schirnhofer GmbH ihre Schulden in Höhe von 870.000 Euro nicht bei der Mutterfirma begleichen kann, kann die Holding somit die fälligen Anleiheverbindlichkeiten auch nicht an die Wien Holding zurückzahlen.

Brand in einer Firma

Der Schirnhofer Familien Unternehmen Holding GmbH gehören zu 100 Prozent die Schirnhofer Vermögensverwaltungs GmbH, zu 75 Prozent die Schirnhofer GmbH und zu 98 Prozent die insolvente Schirnhofer Schlachthof GmbH. Letztere gehören 100 Prozent an der Firma Weiss Fleischveredelungs GmbH, die "nach einem Brand im Dezember 2014 stillgelegt" wurde. Weiters die Schirnhofer Deutschland Vertribes GmbH und zu 60 Prozent auch die Almenland Regionsentwicklungs GmbH.

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