AUA: Das Märchen über Erzrivalen Emirates

AUA: Das Märchen über Erzrivalen Emirates
Emirates ruiniere die Langstrecke, klagt die AUA permanent. Das kann so nicht stimmen. Der KURIER hat die genauen Daten.

Die AUA-Mutter Lufthansa hat mehr als deutlich klargemacht, das dringend notwendige frische Geld für die schwer defizitäre Tochter nur dann freizugeben, wenn bei den Pilotengagen 45 Millionen Euro eingespart werden. Etliche der 378 gut verdienenden Alt-Piloten (vor 1994 eingetreten) überlegen derzeit intensiv, ihre üppigen Abfertigungen von bis zu 500.000 Euro zu nehmen und beim Konkurrenten Emirates an Bord zu gehen. Die stark expandierende Staatsairline aus Dubai macht den AUA-Kapitänen wie berichtet attraktive Angebote.

Hinter den Kulissen kämpft die AUA dagegen, dass Emirates für den mit 25. März beginnenden Sommerflugplan 14-mal pro Woche von Wien nach Dubai abheben darf. Seit dem Sommer 2011 haben die Wüstenflieger ihre Rotationen ab Wien auf zwei tägliche Flüge aufgestockt, aber nur eine befristete Genehmigung erhalten. Auch der aktuelle Sommerflugplan ist behördlich noch nicht abgesegnet.

Emirates sauge über das Drehkreuz Dubai Transferpassagiere aus Österreich ab und ruiniere die Langstrecke der AUA, wird argumentiert. Darum müsse die AUA mit dem Sommerflugplan die Strecke WienMumbai einstellen, Mauritius sei allein wegen Emirates bereits aus dem Streckennetz geflogen.

Passagier-Statistiken

AUA: Das Märchen über Erzrivalen Emirates

Seit dem Herbst 2011 muss Emirates jeden Monat alle Passagierzahlen ans österreichische Verkehrsministerium melden. Die akribisch geführten Statistiken liegen dem KURIER vor. Und zeigen, dass Emirates schwerlich für die Probleme der AUA auf der Langstrecke verantwortlich gemacht werden kann. Viel eher geht es darum, Wien gegen Wettbewerb abzuschotten.

Am Beispiel Jänner zeigt sich: Genau 121 Emirates-Passagiere flogen über Dubai nach Mumbai. Die AUA bot in diesem Monat 7841 Flugsessel in die indische Wirtschaftsmetropole an. Nach Bangkok z. B. reisten 2013 Passagiere mit Emirates, die AUA bot mehr als 19.000 Sitze an.

Insgesamt geht es um acht Destinationen, zu denen Emirates 2795 Passagiere beförderte und die von der AUA direkt angeflogen werden. Das Emirates-Passagiervolumen entspricht lediglich 3,8 Prozent der Sitzplatzkapazität der AUA, die auf diesen Strecken 73.400 Flugsessel im Programm hat.

83,5 Prozent der Emirates-Fluggäste ab Wien stiegen in Dubai zu 60 weiteren Destinationen um, von denen keine einzige im Flugplan der AUA ist. Diese Größenordnungen verändern sich monatlich kaum.

Tyrolean

Der Konzern-Aufsichtsrat der Lufthansa wird am Donnerstag über die mehr als 100 Millionen Euro hohe Kapitalspritze für die AUA informieren. Soviel war schon vorher klar: Die Freigabe wird entweder aufgeschoben oder dezidiert an die Senkung der Pilotenkosten geknüpft. Außerdem steht in Frankfurt die Flottenbereinigung auf der Tagesordnung. Um die hohen Wartungskosten zu reduzieren, sollen elf alte Boeing-Flugzeuge gegen sieben neuwertige Airbus eingetauscht werden.

Zwar ist die Türe für Verhandlungen zwischen AUA-Vorstand und Betriebsrat Bord noch bis 31. März offen, doch unabhängig davon startet das Management nun mit dem Sanktus des Aufsichtsrates den Übergang des AUA-Flugbetriebs auf die um rund 25 Prozent billigere Tochter Tyrolean.

Beirat

Die letzte Galgenfrist für eine Einigung auf einen neuen, wesentlich günstigeren Kollektivvertrag hatte der AUA-Beirat vorgeschlagen. Dieser wurde beim Verkauf an die Lufthansa von der Staatsholding ÖIAG zur Wahrung der österreichischen Interessen gegründet. Im Beirat sitzt neben Ex-Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber (Vize-Aufsichtsratschef der AUA) auch voestalpine-General Wolfgang Eder. Nach Gesprächen mit ÖGB-Chef Erich Foglar hatte der Beirat den AUA-Aufsichtsrat um diese allerletzte Nachfrist ersucht.

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