Atomwaffengeschäft: Wie Banken mitverdienen

Finanzinstitute aus den USA und Europa kaufen Aktien von und vergeben Kredite an Rüstungsgiganten. Eine US-Studie zeigt das "System Krieg".

Während die Europäische Union im Atomstreit mit dem Iran über immer schärfere Sanktionen nachdenkt und US-Präsident Barack Obama Teheran notfalls auch mit Gewalt am Atomwaffenbesitz hindern will, sind Finanzinstitute auf der ganzen Welt mit den Herstellern nuklearer Waffensysteme eng vernetzt.

Denn der Erhalt und die Modernisierung ihres Atomwaffenarsenals kostet die Nuklearmächte ICAN zufolge jährlich mehr als 100 Milliarden Dollar (75,7 Mrd. Euro). Einen erheblichen Teil dieser Arbeit verrichteten BAE Systems und Babcock International in Großbritannien, Lockheed Martin und Northrop Grumman in den USA, Thales und Safran in Frankreich und Larsen und Toubro in Indien. Finanzinstitute betreiben Geschäfte mit diesen Unternehmen, indem sie Kredite gewähren und in Aktien und Anleihen investieren.

Laut einer am Wochenende in New York vorgelegten Studie sind mehr als 300 Banken, Pensionskassen, Versicherungsgesellschaften und Vermögensverwalter in dreißig Ländern involviert, darunter die Deutsche Bank, BNP Paribas, Credit Suisse und UBS. Herausgeber der Studie ist der Internationaler Verband zur Abrüstung von Atomwaffen (ICAN).

 

 

"Don`t Bank on the Bomb"

Atomwaffengeschäft: Wie Banken mitverdienen

Die Studie trägt den Titel "Don`t Bank on the Bomb": The Global Financing of Nuclear Weapons Producers". Sie legt Einzelheiten über Finanzgeschäfte von 20 Unternehmen vor, die an der Produktion, Wartung und Modernisierung amerikanischer, britischer, französischer und indischer Nuklearwaffen beteiligt sind. Atomwaffengegner fordern die Einstellung der Geschäfte mit der Atomwaffenindustrie.

Der Einsatz von Atomwaffen würde gegen das Völkerrecht verstoßen und katastrophale Folgen für die Menschheit haben, so der Bericht weiter. Mit ihren Beteiligungen in der Atomwaffenindustrie beschleunigten diese Unternehmen die Weiterverbreitung von Atomwaffen und unterwanderten Bemühungen, eine Atomwaffen-freie Welt zu schaffen.

Risiko steigt

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Hierdurch steige das Risiko, dass diese Massenvernichtungswaffen eines Tages erneut zum Einsatz kommen. In einem Vorwort zu der 180 Seiten umfassenden Studie verweist der südafrikanische Aktivist und Nobel-Friedenspreisträger Desmond Tutu auf die erfolgreiche Desinvestitionskampagne in Südafrika, die entscheidend zur Abschaffung des Apartheidregimes beigetragen hätte. Die gleiche Taktik müsse für die Abschaffung von Atomwaffen verwendet werden, sagte Tutu.

USA und Europa an vorderster Front

Fast die Hälfte der 322 in dem ICAN-Bericht aufgezählten Unternehmen sind in den USA beheimatet und ein Drittel in Europa. In den USA seien Bank of America, Black Rock und JPMorgan Chase bei den Rüstungsunternehmen am stärksten engagiert, BNP Paribas in Frankreich, Deutsche Bank und Allianz in Deutschland, Mitsubishi UJF Financial in Japan, BBVA und Banco Santander in Spanien, HSBC, Lloyds und Royal Bank of Scotland in Großbritannien.

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