Zoë: "Lolita ist ja kein männermordender Vamp"

„Finde wunderbar, das österreichische Musik wieder gefördert wird“: Zoë
Österreichs Song-Contest-Kandidatin Zoë über die französische Sprache und ihr Image als Lolita.

KURIER: Sie treten an mit dem Song "Loin d’ici", auf deutsch "Weit weg von hier". Was bedeutet das Lied? Zoë: Wenn das Lied eine Message hat, dann in erster Linie, dass man einfach glücklich sein sollte. Textmäßig geht es um die Suche nach dem Paradies, das aber nicht unbedingt ein Land oder eine Insel sein muss. Ich interpretiere es so: Man ist auf einem Weg und auch wenn darauf Steine liegen, gehe ich weiter – auf der Suche nach dem Paradies.

Der Weg ist das Ziel.

Ja genau. Das klingt so floskelhaft, deswegen versuche ich es in meinen Worten zu umschreiben.

Das passt sehr gut zu Ihrer ESC-Geschichte. Sie haben zwei Anläufe gebraucht und vertreten jetzt Österreich. Wie motiviert man sich als Künstlerin, noch einmal anzutreten?

Ich hatte das große Glück, dass ich im letzten Jahr nicht annähernd in meinem Lebensplan stehen hatte, da mitzumachen. Als ich dann so weit war und es nicht geklappt hat, habe ich mir schon gedacht: "Au verdammt!" Wenn man es wirklich will, ist die Motivation da.

War die Entscheidung für das zweite Mal schnell getroffen?

Ich habe schon überlegen müssen, weil ich mir gedacht habe, wenn ich es wieder nicht schaffe ... Das Auftreten und die Show machen mir extrem viel Spaß. Nur der Moment, in dem entschieden wird, ist schlimm.

Sie singen auf Französisch. Für die meisten Österreich ist das kaum bis gar nicht verständlich. Haben Sie Sorge wegen der Sprachbarriere?

Es polarisiert ja jetzt schon. Aber mich verteidigen andererseits auch Leute, die sagen: Warum soll sie denn nicht französisch singen? Es ist die Sprache, in der ich mich derzeit am wohlsten fühle. Ich habe auch meine ganze Platte auf Französisch aufgenommen. Wenn ich mich verbiegen würde, um den anderen zu gefallen, würde ich auch an Authentizität und an Spaß verlieren.

Es ist auch leichter, auf Französisch gut zu klingen als auf Deutsch. Oder?

Ja, weil Deutsch eine sehr harte Sprache ist. Cool klingen auf Deutsch ist schon eine große Herausforderung. Wenn ich Deutsch singe, klingt das sehr schnell nach Schlager.Sie sehen sich eher als Chansonnière, nehme ich an.

Ich respektiere und schätze Schlager auch sehr. Ich sehe unsere Musik aber doch etwas anders. Vielleicht klingt eines von zehn Liedern ein bisschen nach Schlager.

Es gab in den vergangenen Wochen eine Debatte um die Austropopquote in Ö3. Nach der Einführung der Quote gab die Reichweite nach.

Es ist schade, das man das so erklärt. Ich finde wunderbar, dass österreichische Musik wieder gefördert wird. Ich glaube, es geht um die richtige Mischung.

Ö3 und Radio im Allgemeinen sind wichtig für die Künstler?

Wahnsinnig wichtig. Deswegen war ich auch so wahnsinnig glücklich, dass mich Ö3 gespielt hat. Es wäre schade, wenn das wieder reduziert wird, wenn gerade so viele junge österreichische Künstler sprießen.

Der Song Contest ist vom Kitschfestival zum Fest der Toleranz geworden. Wie sehen Sie die Veranstaltung?

Es ist etwas Schönes, wenn Leute aus allen Ländern sich treffen, um einen friedlichen Wettbewerb einzugehen. Das finde ich großartig, vor allem musikalisch. Es waren auch tolle Songs dabei. Måns Zelmerlöw war großartig. Es hat sich wieder dorthin gearbeitet, dass es ernst zu nehmen ist. Es ist ein schöner Wettbewerb und ich bin sehr stolz, dass ich da teilnehmen darf.

Sie wurden in der Presse schon als "Austro-Lolita" bezeichnet. Einverstanden mit der Zuschreibung?

Es gibt Schlimmeres als das Wort Lolita. Es ist halt das Mädchen, das noch nicht ganz Frau ist und nicht mehr ganz Mädchen. Meine Songs sind ja auch oft sehr verspielt, fröhlich und frech. Da passt es schon dazu, weil man da schon kokettiert. Wenn ich auf der Bühne stehe, spiele ich das ja auch von Herzen heraus. Da kann es schon passieren, dass ich so mache (macht einen Augenaufschlag). Lolita ist ja kein männermordender Vamp.

Wie fanden Sie Conchita? Sie wurde weltberühmt beim Song Contest 2014.

Ich fand sie wirklich cool. Ich finde wahnsinnig schön, als so eine Person so wahnsinnig am Boden zu bleiben. Und das so schön zu balancieren: Die Kunstfigur, die sie ist, und die private Person, die er ist. Er kann entscheiden: Gehe ich jetzt als Conchita vor die Tür oder nicht. Die Figur Conchita zu erschaffen, ist ein toller Plan gewesen.

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