Wolfsmenschen: "Ich bleibe anders"

Universum History: "Gonsalvus - Die wahre Geschichte von "Die Schöne und das Biest"", Von seiner Geburt an im Jahre 1537 litt Petrus Gonsalvus an einer seltenen Krankheit namens Hypertrichose. Sein Körper war zur Gänze behaart wie ein wildes Tier - viele dachten er, wäre ein sprechender Affe. Als Kuriosität kam er an den Hof König Heinrich II. von Frankreich, wurde gehalten wie ein Tier in einem Teil des königlichen Zoos - als Kreatur des Teufels. Doch bald begann der junge Mann zu sprechen, lernte lesen und schreiben und erlangte mehr und mehr Respekt. Dann wagte man ein Experiment: Man erwählte die Tochter einer Hofangestellten zu seiner Frau. Die Schöne und das Biest haben zueinander gefunden. Ihr berührendes Schicksal bestätigt den immer wiederkehrenden Mythos, dass die Liebe stärker ist als Ignoranz und Grausamkeit.Im Bild: Regisseur Julian Roman Pölsler. SENDUNG: ORF2 - FR - 14.06.2013 - 22:40 UHR. - Veroeffentlichung fuer Pressezwecke honorarfrei ausschliesslich im Zusammenhang mit oben genannter Sendung oder Veranstaltung des ORF bei Urhebernennung. Foto: ORF/Günther Pichlkostner. Anderweitige Verwendung honorarpflichtig und nur nach schriftlicher Genehmigung der ORF-Fotoredaktion. Copyright: ORF, Wuerzburggasse 30, A-1136 Wien, Tel. +43-(0)1-87878-13606
Ein Film über den "Wolfmenschen" Petrus Gonsalvus.

Regisseur Julian Roman Pölslers erste Fernsehdokumentation, die ORF 2 heute um 22.40 Uhr ausstrahlt, setzt sich – vordergründig – mit einem reißerischen Thema auseinander. Erzählt wird die Geschichte von Petrus Gonsalvus, eigentlich Pedro Gonzalez, der um 1550 im Alter von zwölf Jahren an den französischen Hof gebracht wurde, weil er an einer seltenen Krankheit litt, die ihn zu einer begehrten „Kuriosität“ machte: Hypertrichose. Gonsalvus war im Gesicht behaart. Und doch, zur Überraschung aller, kein Wilder, kein Wüstling, sondern ein intelligenter, sensibler Mann, der drei Sprachen lernte und mit der schönen Hofdame Catherine eine lange, glückliche Ehe führte. Der sieben Kinder entsprangen: Einige litten ebenfalls an der auch als Ambras-Syndrom bekannten Krankheit und wurden im Kindesalter als „Geschenke“ an andere europäische Höfe verschickt. Anhand von Spielszenen erzählt Pölsler „die wahre Geschichte von ,Die Schöne und das Biest‘“, wie es im Untertitel der Doku heißt.

Freakshow

Wolfsmenschen: "Ich bleibe anders"
Interessanter als die (sorgfältig inszenierten) Ausflüge in die Vergangenheit sind aber die Gegenwartsbezüge. Parallel zu Gonsalvus porträtiert Pölsler den jungen Mexikaner Larry Gomez, der ebenfalls an Hypertrichose leidet – als einer von ungefähr 50 Menschen weltweit. Gomez wurde als Kind im Zirkus ausgestellt, arbeitete später in einer Freakshow in Los Angeles und spielt ab und zu in Hollywoodfilmen mit. Ein starker, selbstbewusster Mann, trotz seines auffälligen Aussehens. Auf die Frage, ob er sich die Haare im Gesicht nicht entfernen lassen könne, antwortet er: „Es ist besser, ich bleibe anders.“

En passant nimmt Pölsler Problemfelder wie Toleranz und Schönheitswahn mit, und erzählt damit viel mehr als nur eine alte Gruselgeschichte – auch wenn der Titel das vermuten lässt. „Die Botschaft – die Anerkennung des Anderen im Anderssein – ist wichtig und gehört transportiert,“ sagt Pölsler über seinen Film. Der Stoff sei faszinierend, „weil er zeigt, dass es ein Phänomen in unserem Leben gibt, das alle Gegensätze, alle Unmöglichkeiten möglich macht – und das ist die Liebe. Letztendlich sind alle guten Geschichten Liebesfilme.“

Gesprochen wird „Gonsalvus“ von Cornelius Obonya; der Film ist eine Koproduktion von ORF, ARTE und epo-film in Zusammenarbeit mit Smithsonian Networks USA und BMUKK, gefördert von Fernsehfonds Austria, Land Niederösterreich Kultur und Land Steiermark Kultur.

Ab 5. Juli in „Universum History“: die achtteilige BBC-Reihe „Die Geschichte der Menschheit“, die eine Zeitreise zu den dramatischen Höhepunkten und Wendepunkten der Zivilisation unternimmt. Teil eins etwa befasst sich mit den frühen Hochkulturen, Teil zwei mit „Tyrannen und Demokraten“ und Teil drei mit Religionen.

Kommentare