Wüste, Wurst und Zickenkrieg

Ebenfalls 2013 unterhält Conchita (gemeinsam mit elf weiteren Kandidatinnen) das Publikum in der RTL-Show– Auf High Heels durch Afrika". Die Sendung wird zum Flop, aber Conchita (2.v.li.) erreicht Platz 7 und ist wieder im Gespräch.
RTL schickt elf "Wild Girls" und Conchita Wurst "auf High Heels durch Afrika".

Siebenmeilenstiefel sehen für gewöhnlich anders aus, als das Schuhwerk, das die zwölf Kandidatinnen in der neuen RTL-Show „Wild Girls – Auf High Heels durch Afrika“ (ab Mittwoch, 20:15 Uhr, RTL) an ihren Füßen tragen. Geführt vom „Indiana Jones“-Lookalike Andreas Jancke, müssen die wenig bekannten Damen durch die Wüste Namibias stöckeln, Prüfungen bestehen und einander gegenseitig rauswählen. Neben „Dschungelcamp“-Veteranen wie Fiona Erdmann und Sarah Knappik verschlug es auch die österreichische Travestiekünstlerin Conchita Wurst in die Sendung. Im KURIER-Interview erzählt sie von den Dreharbeiten, dem Vergleich mit Kim Kardashian und ihrer "Uniform".

KURIER: Warum haben Sie bei "Wild Girls" mitgemacht?
Conchita Wurst: Das hat viele Gründe. Zum einen ist das natürlich eine schöne Möglichkeit, um mich in Deutschland vorzustellen und zum anderen hatte ich Afrika noch nie am Schirm, weder als Urlaubsland noch sonst wie. Rückwirkend habe ich mich dann aber total in dieses Land verliebt. Jetzt steht es tatsächlich auf meiner Liste und ich kann mir durchaus vorstellen privat dort hinzureisen. Das Naturspektakel war einfach phänomenal. Das heißt, ich wurde dann auch noch von wunderschönen Dingen überrascht. Und, wie soll ich sagen, promigeil ist das falsche Wort, aber die Damen kennt man natürlich alle aus dem Fernsehen und da hab ich mir dann schon gedacht: "Ach wie toll, jetzt lern' ich die mal kennen."

Was war schlimmer: Die Hitze oder der Zickenkrieg?
Die Hitze ging eigentlich. Es waren hochsommerliche Temperaturen wie man sie hier auch hat. Und den Zickenkrieg habe ich eigentlich kaum mitbekommen. In den letzten zehn Minuten saßen beispielsweise noch ein paar Mädels am Lagerfeuer und plötzlich haben sie gestritten. Ich war da aber nie wirklich involviert. Mit mir hat sich niemand gestritten und ich hatte auch keinen Grund dazu. Für mich war es eine sehr harmonische Zeit. Vielleicht auch ein bisschen langweilig. Aber, so bin ich nun mal.

Was können sich die Zuseher von der Show erwarten?
Ich stell mir vor, dass es wahnsinnig lustig wird. Wir hatten so viel Spaß, darum kann es nur amüsant werden. Es ist für jeden Geschmack etwas dabei. Wie schon erwähnt, haben sich natürlich die Mädls ein bisschen gekloppt. Das ist aber auch unterhaltsam, muss man ganz ehrlich zugeben. Wir haben auch viele Klischees aufgebrochen. Grad die "Dschungelcamp"-Girls rückte man oft in ein falsches Licht. Wenn man sie kennenlernt und mit ihnen 24 Stunden verbringt, merkt man, sie sind ganz anders. Das fand ich schön und es würde mich freuen, wenn es auch so bei den Zusehern rüber kommt. Denn das sind alles sehr hart arbeitende Damen, die ihre Karriere in Form halten und das ist schon sehr bemerkenswert.

Wüste, Wurst und Zickenkrieg
Sind die Aufgaben so schlimm wie beim Dschungelcamp?
Nein, um Gottes Willen. Wir haben nichts essen müssen, was wir nicht wollten. Wir haben schon Dinge verspeist, die man sonst nicht isst, aber das war nicht in einer Challenge. Die Aufgaben, die wir zu erledigen hatten, waren eher körperlich anstrengend, auch wegen den Temperaturen. Ich war oft an meinen körperlichen Grenzen. Das war aber auch schön, weil das Erfolgserlebnis danach einfach alles entlohnt hat. Mir wurde auch nachgesagt: "Vielleicht hast du einen Vorteil, weil du ja eigentlich ein Mann bist". Aber die Mädels haben mir schon gezeigt, wo es langgeht. Die waren topfit.

Wie war es psychisch? Ihr musstet euch ja gegenseitig rauswählen.
Das war tatsächlich nicht so schön. Wir haben uns zwar vorher abgesprochen, von wegen wir sind uns nicht böse und wir versuchen das diplomatisch zu sehen, aber wenn man sich mit jemandem anfreundet und den dann aus taktischen Gründen rauswählt, ist das natürlich schwierig.

"Für sie waren wir alle irgendwie Außerirdische"

Was war die lustigste und was härteste Erfahrung?
Die lustigste war das Sandsurfen. Das hat mir soviel Spaß gemacht. Es hat zwar nur zwei Sekunden gedauert, aber das war sehr toll. Prinzipiell hatte ich wirklich sehr viel Spaß mit den Mädchen. Auch das Gefühl nachdem wir die Aufgaben gemeistert haben, war ein sehr sehr schönes. Was nicht so schön war, war das Rausnominieren. Da hatte ich jeden Abend einen Kloß im Hals.

Was lernt man aus so einem Abenteuer?
Ich hab` daraus gelernt, dass man mit zehn Kilogramm Gepäck zwei Wochen überleben kann. Kulturell konnten wir auch sehr viel mitnehmen. Wir haben uns auch mit den jeweiligen Volksgruppen über unsere verschiedenen Kulturen unterhalten. Wenn fließendes Wasser ein unerreichbarer Luxus ist, relativiert das viel.

Wüste, Wurst und Zickenkrieg
War es nicht ein wenig absurd, als "verwöhnte" Europäer Menschen zu begegnen, die quasi nichts haben?
Natürlich. Aber das war auch gewollt. Sie wollten uns aus der Reserve locken und sehen, wie diese zwei Kulturen aufeinander reagiern. Es war aber spannend mit ihnen zu reden, zu erklären warum wir uns schminken oder warum wir alle so dünn sind. Das haben sie überhaupt nicht verstanden, uns auf die Bäuche geklopft und gesagt: "Ihr müsst mehr essen, mit diesen Hüften könnt ihr keine Kinder gebären." Ich war auch überrascht von der Toleranz, die mir persönlich entgegen gebracht wurde. Sie haben natürlich geschaut, aber nicht mehr als bei den anderen. Für sie waren wir alle irgendwie Außerirdische, aber sie waren alle sehr interessiert aber vorurteilslos.

Da haben Sie hier wahrscheinlich mehr zu kämpfen.
Absolut. Sie haben alle nur gefragt, wo ich dieses Bartteil her habe, die wollten das auch.

Habt Ihr wirklich die ganze Zeit High Heels getragen?
Ach du meine Güte, nein. Wir hatten die schon an, klar. Damit es spannender wird, mussten wir sie zum Beispiel bei Challenges tragen. Das hat vermeintlich einfache Aufgaben schwer gemacht. Ansonsten sind wir mit den verschiedensten Verkehrsmitteln durch das Land gereist. Was aufregend war, denn die dortigen Transportmittel entsprechen nicht unbedingt den österreichischen Normen.

Was erwarten Sie von Deutschland? Wollen Sie mit der Sendung dort „einschlagen“?
Ich möchte auf jeden Fall auch in Deutschland ein bisschen stattfinden. Ich werde oft gefragt: „Willst du jetzt mehr in Deutschland machen?“ und ich sag dann immer: „Nicht in Deutschland, ich will die Welt erobern.“ Und da muss man Step-by-Step vorgehen. Jetzt sind mal unsere Nachbarn dran.

In England und den USA kennt man Sie ja auch schon.
Ein bisschen.

Wüste, Wurst und Zickenkrieg
Apropos, was halten Sie vom Kim Kardashian-Vergleich der dortigen Medien?
Ich finde Kardashian großartig. Sie ist wunderschön und ich mag sie, weil sie darauf pfeift was die Leute über sie denken. Sie macht ihr Hobby zum Beruf, und ihr Hobby ist halt sich selbst darzustellen. Das sagt sie auch klipp und klar in Interviews. Sie weiß, sie hat kein Talent. Aber ich finde, sie hat ein Talent Leute zu unterhalten. Deshalb fand ich den Vergleich optisch schmeichelnd und ich mein, die Kardashians haben ein Imperium aufgebaut. Und ja, wenn das der erste Hint war, dass mir das auch blüht: Sehr, sehr gerne.

Welche Rolle spielen It-Girls wie eben Kim Kardashian Ihrer Meinung nach?
Ich glaube eher, dass Kunstfiguren sehr gefragt sind. Kim Kardashian ist ja auch eine Kunstfigur. Das Make Up, die Haare, ihre Figur, das ist alles sehr überspielt und überzeichnet. Oder eine Lady Gaga, eine Madonna oder Cher – first of all, there was Cher – das sind Figuren die gut ankommen. Ich glaube, die Gesellschaft wird gerne von den eigenen Problemen abgelenkt und viele reden gern über diese Personen - egal ob positiv oder negativ. Sie können dabei ein bisschen abschalten, sich mit Dingen beschäftigen, die nicht so wichtig sind und ich glaube, dass ist ein bisschen so wie Urlaub. Ich denke auch, man muss einem Zuseher immer mehr bieten. Heutzutage reicht es nicht mehr "nur" gut singen zu können. Das kommt dann auch meinem Hobby zu gute, ich liebe es ja auch, mich so anzuziehen und aufzufallen. Wenn ich dann auch noch singen darf, bin ich total happy.

Gibt es eigentlich bald etwas Neues von Ihnen zu hören?
Ich arbeite tatsächlich schon seit über einem halben Jahr daran. Die Produzenten und ich sind Gott sei Dank sehr wählerisch und solange der Welthit nicht am Tisch liegt, wird weitergearbeitet. Ich hoffe aber, dass wir dem Hit bald mal näher kommen. Es ist ja schön, Songs zu schreiben, aber schön langsam will ich auch mal wieder etwas Neues veröffentlichen.

"Das ist meine Uniform"

Wie ist bei Ihnen das Verhältnis zwischen der Kunstfigur und der privaten Person? Sind Sie nur noch Conchita Wurst oder privat Tom Neuwirth?
Ich sage immer, das ist meine Uniform. Ich vergleiche mich gern mit einer Polizistin, die ihre Uniform anzieht. Wenn die Maske fällt, genieße ich es, dass mich niemand erkennt. Das ist sehr angenehm. Ich glaube einige Prominente haben da ein "Problem". Sie haben keine Schutzwand, müssen sich für alles rechtfertigen und haben wahnsinnig viel Angriffsfläche. Ich kann die Wimpern ablegen und sagen: "Das war's für heute". Ich mag es auch, zwei Leben zu leben und aus beiden Geschlechtern das Beste herauszuholen.

Info: "Wild Girls - Auf High Heels durch Afrika" ab Mittwoch, 20:15 Uhr auf RTL. Alle Infos zur Show finden Sie hier.

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