Wie der Kolumnist Nigel Slater alle einkocht
Nigel Slater stapelt gerne tief. "Ich bin kein Küchenchef und war nie einer. Ich bin ein Amateurkoch, der über Essen schreibt. Nicht einmal leidenschaftlicher Koch (was immer das sein mag), sondern nur einer, der still begeistert und ein bisschen gierig ist."
Seit mehr als 20 Jahren ist Nigel Slater Gastro-Journalist bei der britischen Wochenzeitung Observer, die zur Mediengruppe des Guardian gehört. Er schreibt aufwendig (von ihm selbst) gestaltete und auch stilistisch wunderschöne Küchen-Lesebücher, die gerne behaupten, Kochen sei die einfachste Sache der Welt. Seine Autobiografie Toast wurde 2011 mit Helena Bonham Carter verfilmt. Der Titel bezieht sich auf die enden wollenden Kochkünste seiner Mutter, die gerade einmal Toast hinbekommen habe. Slater selbst spielt darin einen Küchenchef. Erfahrungen vor der Kamera hat der 54-Jährige reichlich: Seit 1998 hat er seine eigene Küchenshow auf BBC – "Simple Cooking" ist bei uns unter dem Namen "Einfach kochen" auf dem Nischen-Sender Bon Gusto zu sehen. Credo: Die kulinarische Erfüllung liegt im Einfachen.
Ähnlich wie bei Jamie Oliver, der Slater in dem ihm eigenen Idiom als "gottverdammtes Genie" bezeichnet, schaut das Kochen bei Slater sehr einfach aus. Dank präziser Angaben ist es das auch – Slaters Landsmann, der Schriftsteller Julian Barnes, der in seinem Küchenessay "Fein gehackt und grob gewürfelt – Der Pedant in der Küche" ungenaue Rezeptangaben moniert, ist ihm bestimmt dankbar.
Slater weiß, aus der Natur zu erzählen: Er lebt in Highbury im Norden Londons, wo er einen Küchengarten bewirtschaftet und jedes Kraut persönlich kennt. Auch im nun erschienenen Küchentagebuch könnte man vor Schauen und Lesen aufs Nachmachen vergessen, was schade wäre, denn die 250 Rezepte, die durch das Jahr begleiten, klingen wunderbar.
Und natürlich stellt sich Slater Fragen zur Herkunft der Produkte. Zwar geht er nicht so weit wie Sarah Wiener, Häschen selbst zu schlachten, doch auch er philosophiert darüber, ob man ein Kuscheltier essen darf (– Ja!). Ganz besonders gelungen ist sein ausschweifender Text über das Thema "Salatschleuder", der mit den Worten endet: "Ich würde meine nur ungern hergeben."
Info: „Tender Gemüse“, „Tender Obst“ (beide 41,10 €) und „Das Küchentagebuch. Mit 250 Rezepten durch das Jahr“ (41,20€), alle bei Dumont erschienen.
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