Von "Asyl a la carte" über "Lügenpresse" und "zach"

Ein Großteil der Wörter kommt hauer aus dem Bereich Flüchtlinge.
Auch die Wahl zum (Un)Wort und (Un)Spruch des Jahres steht ganz im Zeichen der Flüchtlingskrise.

Ab sofort wird ein würdiger Nachfolger für "situationselastisch" gesucht, dem Wort des Jahres 2014. Auf der Homepage http://www.oewort.at kann über Kreationen wie "Ampelpärchen", "Intelligenzflüchtling" - womit zum Beispiel Verfasser von Hasspostings gemeint sind - oder "Hopfensmoothie" (im Bio-Trend für Bier, Anm.) abgestimmt werden. Das Thema Flüchtlinge dominiert heuer die Kandidatenliste völlig.

Bundesignorierung

So bewerben sich neben den drei bereits genannten auch "Flüchtling" und "Flüchtlingshelfer" um das Wort des Jahres. Sie treten unter anderem auch gegen "filzmaiern" - der bekannte Politikwissenschafter Peter Filzmaier hat sein eigenes Verb bekommen -, und gegen die "Bundesignorierung" an. Mit "Durchgriffsrecht" und "Willkommenskultur" stehen zwei weitere Begriffe zur Wahl, die sich mit der Situation der Flüchtlinge in Europa auseinandersetzen. Die Kandidatenliste für das Wort des Jahres wird von "schönwettermüde" komplettiert.

Kostendämpfungspfad

Von "Asyl a la carte" über "Lügenpresse" und "zach"
Unterwegs mit dem Politologen Peter Filzmaier an der Donau-Universität Krems, wo er als Professor für Demokratiestudien und Politikforschung tätig ist. Krems, am 10.09.2013.
BeimUnwort des Jahreswird ein Nachfolger für das von FPÖ-Politiker Andreas Mölzer geprägte "Negerkonglomerat" gesucht. Bei den heurigen Kandidaten nehmen nur zwei nicht Bezug auf die Flüchtlingssituation, nämlich das im Gesundheitsministerium geprägte "Hitzemanagement" und der Wirtschaftseuphemismus "Kostendämpfungspfad" zur Verschleierung von massiven Einsparungen, meist inklusive einer Kündigungswelle.

Ansonsten schafften es zwei ÖVP-Politiker auf die Kandidatenliste, nämlich Vizekanzler Reinhold Mitterlehner mit "Asyl a la carte". Die zweite schwarze Politikerin ist Innenministerin Johanna Mikl-Leitner mit ihrer erst dieser Tage kreierten "besonderen baulichen Maßnahmen" zur Umschreibung eines Zaunes an der slowenischen Grenze. Ebenfalls nominiert sind der "Flüchtlingstsunami", "Hotspot", "Invasionskollaborateur" oder "Wohlstandsflüchtling". Die Kandidatenliste zum Unwort komplettieren "Lügenpresse", sowie "Toleranzromantiker", ein Kampfbegriff gegen jene, die sich für Menschenrechte und eben Toleranz einsetzen. In Zusammenhang mit den Kandidaten für das Unwort drückte die Jury "ihr Bedauern dafür aus, dass ein Großteil der Wörter aus dem Bereich Flüchtlinge/Asylanten kommt und vielfach extrem negative Begriffe rechtsextrem orientierter Gruppierungen sind."

Rumoxidieren

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BeimJugendwort des Jahres2015 stehen unter anderem "Bestie" (Bezeichnung für den besten Freund oder die beste Freundin, Anm.), "Eskalation" (Gipfelpunkt, nicht zu übertreffen, Anm.) oder "Tinderella" (für eine Partnerin, die ein Mann über die Kontakt-App Tinder gefunden hat, Anm.). Weitere Möglichkeiten sind "Gönnung" für etwas, was man gegessen oder sich geleistet hat, "rumoxidieren" für "chillen" oder "zach" (zäh; etwas ist mühsam, langweilig, schlecht, Anm.).

Vom Winde VWt!

Bei den Sprüchen des Jahres stehen das Motto der Fußballnationalmannschaft "Frankreich, wir kommen!", das Facebook-Motto der Caritas "Es sind Menschen, die da kommen, es sind Menschen, die da helfen!" und "Vom Winde VWt!" zur Auswahl.

"Frauen sind Menschen wie wir."

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Austrian-Canadian billionare Frank Stronach and head of Austrian parliamentary party Team Stronach addresses a news conference in Vienna, Austria, August 4, 2015. REUTERS/Heinz-Peter Bader
Bei den Kandidaten zumUnspruch des Jahreshat es Vizekanzler Mitterlehner noch einmal auf die Liste geschafft, indem er meinte: "Wir haben den Krieg ja nicht angezettelt." Laut Jury habe der VP-Obmann in Zusammenhang mit den Landtagswahlen seine Schuldlosigkeit an den Verlusten betont, denn man habe die Flüchtlinge nicht eingeladen zu kommen. Weitere Kandidaten sind "Ich bin ja kein Rassist, aber ..." (meist gefolgt von einer rassistischen Aussage, Anm.) sowie das von der Jury unkommentiert belassene Zitat von Frank Stronach: "Frauen sind Menschen wie wir." Die Ergebnisse der Abstimmung werden von einer Fachjury unter der Leitung von Rudolf Muhr von der Forschungsstelle Österreichisches Deutsch der Universität Graz in Kooperation mit der APA-Austria Presse Agentur am 3. Dezember bekannt gegeben. Zur Auswahl der Kandidatenwörter wurde die APA-Onlinedatenbank AOM herangezogen, Vorschläge konnten eingereicht werden.

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