VÖZ will Content-Nutznießer zur Kasse bitten

Verleger-Präsident Thomas Kralinger: Digitalisierung bedroht mediales Ökosystem (c:vöz/michalski)
atKeine Angst vor Google hat man beim Verband Österreichischer Zeitungen (VÖZ). "Keiner von uns ist ein absoluter Google-Gegner. Viele Medien nützen die Services des Konzerns und wir freuen uns über den Traffic, den wir über Google erhalten", erklärt Verlegerverband-Präsident Thomas Kralinger im Rahmen eines Mitgliedertreffens des Vereins der Medienjournalisten Österreich (MÖ). Allerdings bedrohe die Digitalisierung das mediale Ökosystem.

Deshalb müsse man "Trittbrettfahrer an den Kosten, die wir haben, beteiligen", betont Kralinger. Dem Geschäftsführer des Kurier Medienhauses um eine entsprechende Umsetzung des Leistungsschutzrechts.

Natürlich würden heimische Tageszeitungen auch vom US-Suchmaschinenriesen profitieren. Und es sei es keine Option, von Google nicht gerankt zu werden, bekräftigt er. "Die Digitalisierung greift aber in bestehende Geschäftsmodelle ein und zerstört dadurch gewachsene Ökosysteme." Dass Verleger ihre Inhalte im Netz verschenken, diagnostiziert Kralinger als "Geburtsfehler", der zu Beginn nicht erkannt werden konnte und nun nicht dazu führen dürfe, sich nicht aktiv mit den Veränderungen der ökonomischen Modelle einzelner Wirtschaftsbereiche auseinanderzusetzen.

Als Vergleich zog der VÖZ-Präsident die Musikbranche heran. Dort wurde früher durch Notenverkauf und den Verkauf von Eintrittskarten Geld verdient. Mit Erfindung der Tonträger und den Möglichkeiten einer öffentlichen Aufführung ohne Mitwirkung der Urheber und Leistungsschutzberechtigten mussten neue Wege der Kompensation gefunden werden. Für Musik, die im öffentlichen Raum, beispielsweise in Lokalen, konsumiert wird, sei es "selbstverständlich, dass Abgaben dafür geleistet, die an die Rechtsinhaber ausschüttet werden". Schließlich profitiere auch der Wirt von der Leistung Dritter, sonst würde er ja keine Musik spielen. Gleiches müsse für journalistischen Content gelten. "Natürlich ist eine Verlinkung auf einen Artikel für Verlage nützlich. Aber auch Google macht das nicht aus karitativen Gründen, sondern weil mit der Suche Geld verdient wird", gibt der VÖZ-Präsident zu bedenken.

Kralinger nutzte die Debatte im Fachjournalisten-Kreis zu einem "Credo für Print". Oft habe er den Eindruck, dass Verleger und Journalisten eher "das Trennende sehen" und sich über Verluste der Mitbewerber bei Auflage und Reichweite erfreuen würden. "In Wahrheit herrscht aber bei allen Verlagen eine ähnliche Situation. Ich glaube, dass Print gute Zukunftschancen hat, aber dass es klassische Produkte zunehmend schwerer haben werden". Angesichts des technologischen Wandels müsse man auf die Kraft starker Marken setzen und unter diesen neue zielgruppenkonforme Formate bauen. Kralinger: "Filterung und Erklärung wird weiter an Bedeutung gewinnen."

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