Als die Hunde den Menschen eroberten

Geborene Jäger: Hunde in ihrer ursprünglichsten Bestimmung
"Universum" zeichnet die lange gemeinsame Geschichte von Hund und Mensch nach, die mit der Jagd begann.

Der Mensch domestizierte den Hund, die Hunde aber eroberten die Menschen: Kaum eine Symbiose ist so vielseitig wie jene zwischen den pelzigen Vierbeinern und ihren zweibeinigen Kumpanen. Allerdings: Als Schoßhund, Ersatz für zwischenmenschliche Beziehungen oder Modeaccessoire fand der Hund nicht seinen Weg in die Mitte der Gesellschaft. Vielmehr half er dem Menschen, als Partner in der Jagd die Welt zu erobern. Die aktuelle Folge von „Universum“, „Jagdkumpane – Wie der Hund auf den Menschen kam“ (20.15 Uhr, ORF2), zeichnet das vielseitige Bild der gemeinsamen Geschichte nach. Die Grundthese des Films: Wir scheinen vergessen zu haben, was es bedeutet, ein Hund zu sein.

Bestimmung Jagd

Hunde sind in erster Linie Jäger – und all ihre Fähigkeiten und Instinkte leiten sich von dieser ursprünglichen Bestimmung ab – nur noch in wenigen Sparten greift man nach wie vor auf die besonderen Begabungen der Hunde zurück – als Drogenspürhunde, als Rettungshunde oder Blindenhunde. Und auch weiterhin in den überlebenden Formen der Jagd. Sogar der intensive Hütetrieb mancher Hunderassen ist nichts anderes als eine „soziale“ Variante des Jagdtriebs.

Dass es auch heute noch durchaus archaische Einsatzgebiete für die Vierbeiner gibt, zeigt der Film anhand der Zobeljagd in Sibirien. Dort arbeiten die einsamen Trapper mit einer der ursprünglichsten Hunderassen überhaupt, den russischen Laikas. Sie stammen unmittelbar vom Wolf ab. Mit seiner Nase, die Gerüche tausendmal besser unterscheidet als das menschliche Sinnesorgan, findet ein Laika unter alten Fährten problemlos die frische Spur des Zobels. Ein Vorgang, der Tausende von Jahre alt ist: Skelettfunde zeigen, dass der Laika schon in der Steinzeit gemeinsam mit dem Menschen jagte.

Asien als Ursprung

Als die Hunde den Menschen eroberten
Universum: "Jagdkumpane - Wie der Hund auf den Menschen kam", Es begann vor mehr als dreißigtausend Jahren. Früher als alle anderen Nutztiere wurde der Hund zum Haustier domestiziert. Der Mensch wollte den Hund, weil er ihm bei der Jagd helfen konnte - und vielfach hing das Überleben der Menschen tatsächlich vom gemeinsamen Jagdglück ab. Die Jagd hat also Hund und Mensch zusammengeschweißt. Und diese Geschichte ist eine Erfolgsgeschichte. Doch nun soll der Hund seinen Jagdtrieb fast gänzlich ablegen und statt dessen Kind und Partner ersetzen. Der Hund tut, was seit Jahrtausenden von ihm erwartet wird: Er passt sich an - doch nicht immer ohne Zwischenfälle. Denn Hund sein, heißt Jäger sein!Im Bild: Ausgrabungen. SENDUNG: ORF2 - DI - 08.10.2013 - 20:15 UHR. - Veroeffentlichung fuer Pressezwecke honorarfrei ausschliesslich im Zusammenhang mit oben genannter Sendung oder Veranstaltung des ORF bei Urhebernennung. Foto: ORF/Wega Film. Anderweitige Verwendung honorarpflichtig und nur nach schriftlicher Genehmigung der ORF-Fotoredaktion. Copyright: ORF, Wuerzburggasse 30, A-1136 Wien, Tel. +43-(0)1-87878-13606
Die Domestikation des Wolfs zum Hund fand in Asien statt – wahrscheinlich sogar mehrmals unabhängig voneinander. Nicht nur alte Hunderassen wie die Laikas gehen auf diese Vorfahren zurück, sondern alle heutigen Hunde. Die moderne Forschung geht davon aus, dass die frühen Züchtungen auf bestimmtes Jagdverhalten der Hunde ausgerichtet waren – und das Aussehen der Hunde keine Rolle gespielt hat. Dadurch wurde die Massenjagd möglich, die bald zu einem aristokratischen Vergnügen wurde: von der choreografierten Treibjagd in einem französischen Schlosspark bis hin zur brutalen Schießerei der barocken Treibjagd.

Soziale Kompetenzen

Die Kognitionsforscher waren über die Hunde übrigens verblüfft: Die können nämlich weitaus besser Gesten lesen und in ihr Sozialverhalten integrieren als unsere nächsten tierischen Verwandten, die Menschenaffen. Möglicherweise gelang es so dem Wolf, den Homo Sapiens zu erobern – als erster Kulturfolger der Menschheitsgeschichte.

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