Übler Sexismus on Air: ATV-Chef will damit "Zeitgeist hinterfragen"

"Vollendete Männlichkeit": Sexismus zur Primetime auf ATV
Übelster Sexismus zur Primetime - Martin Gastinger pocht auf Ironie

Mit "Machos & Playboys" hat ATV einen neuen Quotenbringer on air gebracht. Der Sender zementiert damit seinen Ruf als Trash-Werkstätte ein. Einer der "Machos" erklärt dort zur besten Sendezeit, dass er Frauen "immer griffig" haben will. Sein Wunsch: "Bedingungslos gehorsam, unterwürfig, devot."Für den Sender hat sich die Produktion jedenfalls ausgezahlt: Durchschnittlich verfolgten 150.000 Österreicher die Sendung, der Marktanteil bei den 12- bis 49-Jährigen Sehern lag bei 10,9 Prozent. ATV war in dieser Zielgruppe an dem Abend erfolgreichster Privatsender in Österreich. Aber mit welchen Mitteln? ATV-Chef Martin Gastinger verteidigt die Skandalsendung im KURIER-Gespräch.

KURIER: ATV hat am Mittwochabend eine Sendung gezeigt, in der ein Mann zu sehen ist, der sagt: „Wenn ich sage, spring vom Dach, dann springt sie vom Dach. Nur habe ich die Notwendigkeit nicht gesehen, das zu tun.“ Derselbe Mann wird von der Off-Stimme als „Bündel von Testosteron und vollendeter Männlichkeit“ bezeichnet. Sind das die Geschlechterrollen, die ATV propagiert?

Martin Gastinger: Ich glaube, dass jeder, der die Sendung gesehen hat, die Ironie dieser Sendung erkennt und auch erkennt, dass diese Leute sich selbst entlarven. Eigentlich ist das nichts anderes als ein Spiegel. Das erklärt sich von selbst.

Übler Sexismus on Air: ATV-Chef will damit "Zeitgeist hinterfragen"
APA12569258-2 - 06052013 - WIEN - ÖSTERREICH: ZU APA-TEXT II - Martin Gastinger, Geschäftsführer der ATV-Sendergruppe, am Donnerstag, 02. Mai 2013, während eines Interviews mit der APA-Austria Presse Agentur in Wien. APA-FOTO: HANS KLAUS TECHT
Es erklärt sich vielleicht eher so, dass ATV damit Quotenmaximierung betreiben will. Dazu gehören in der Sendung suggestive Fragen, in denen dieses seltsame Frauenbild perpetuiert wird. Etwa: „Wie wichtig ist die richtige Frau zum richtigen Auto?“ Während man vor einem Mann steht, der Frauen für Sklaven hält. Das wird in keiner Weise hinterfragt.

Seine Freundin oder seine „Sklavin“ – sie nennt sich selbst ja so – sagt in der Sendung, sie habe sich ihm „geschenkt“. Wenn man Toleranz predigt, muss man Toleranz in alle Richtungen predigen und das heißt: Man muss auch Meinungen zulassen. Es gibt halt nicht immer Gutmensch-Meinungen, sondern auch solche, die polarisieren. Diese Sendung polarisiert dadurch, dass es Leute sind, die vielleicht nicht die Meinung der Gutmenschen vertreten. Es ist völlig normal und in Ordnung, wenn man verschiedene Meinungen zeigt und zulässt.

Sie halten es wirklich für notwendig, solche Meinungen auf Sendung zu bringen? Sie suchen sich Ihre Protagonisten als Sender schließlich selbst aus.

Das ist ja eher eine Satiresendung als eine, die eine Botschaft verbreiten möchte.

Wieso wird das dann als „vollendete Männlichkeit“ bezeichnet?

Das ist ironisch gemeint. Man muss schon so intelligent sein und die Ironie dahinter erkennen. Das ist intelligentes Fernsehen! Man muss zwischen den Zeilen lesen.

Den Vorwurf, dass Sie einfach ganz groß auf Skandal programmiert haben, um Quote mit einem der übelsten Sexisten, der jemals im Fernsehen zu sehen war, zu machen, können Sie wahrscheinlich nicht nachvollziehen, oder?

Das kann ich nicht nachvollziehen. Da kann ich nur einen Vergleich anbieten: Am Anfang haben sich alle über das "Dschungelcamp" aufgeregt, was das nicht für eine grauenhafte Pfui-Gack-Sendung ist. Mittlerweile hat die Sendung 50 Prozent Marktanteil und ist gefeiert als erfolgreiches Format. Aber wir machen andere Sachen ja auch: Politische Information, Sport, Dokumentationen. Wir haben hier etwas gemacht, das ein bisschen unseren Zeitgeist in Frage stellt.

Welchen Zeitgeist stellt „Machos und Playboys“ in Frage? Dass Frauen selbstbestimmt durchs Leben gehen sollen?
Nein. Ich möchte einfach zeigen: Bei uns gibt es alles. Wir leben in einer Zeit, in der Toleranz in alle Richtungen gehen muss. Ich bin auch kein Fan von Hansi Hinterseer-Sendungen. Ich würde aber trotzdem nicht sagen, dass Leute, die das anschauen wollen, zu verurteilen sind.

Keiner will Ihnen die Sendung verbieten. Trotzdem stellt sich die Frage, warum man so etwas wirklich zeigen muss.

Im Off-Text werden Sie genauso hören, dass hier die letzten ihrer Art gezeigt werden, die es noch gibt. Weil das eh eine fast ausgestorbene Rasse ist.

Das wird als liebenswürdige, ehrenwerte Tradition dargestellt.
Das ist Blödsinn. Die Texte sind alle mit Ironie und selbstentlarvenden Statements. Die Leute werden auf die Schaufel genommen und es wird hinterfragt, ob das die Meinung ist, die man vertreten kann.

An welcher Stelle?

Ich habe jetzt die Texte nicht vor mir.

Ich habe nur Beispiele vor mir, wo das nicht gemacht wird.

Im Großen und Ganzen bleibt das, glaube ich, nicht so im Raum stehen. Noch einmal: Ich glaube, die Sendung ist eher eine Realsatire als alles andere.

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