"Streifzüge durch Wien" mit Gerhard Roth

Elisabeth Scharang und Gerhard Roth.
Bei der Dokumentation führt ROMY-Preisträgerin Elisabeth Scharang Regie.

Man wird Krähen sehen. Zwar landen die Schwärme erst im November in Wien. Aber sie gehören in den Dreiteiler, die von der Rilk Film – bekannt für internationale Dokumentationen: „Universum“, „Newton“ – für den Sender Servus TV produziert wird.

Gerhard Roth bewundert die Krähen. Vom Fenster seiner Wiener Wohnung am Heumarkt hat er beobachtet: Eine Krähe blieb krank im Hof zurück, als der Schwarm im März aufbrach. Tage später flog eine Nachhut laut krächzend über die Dächer und nahm Kontakt mit der kranken Krähe auf. Tagelang wiederholte sich der Vorgang, bis der Vogel mit zwei „Wächtern“ davonfliegen konnte.

Kerzenesser

Bei den Dreharbeiten vergangene Woche im alten, aufgelassenen jüdischen Teil des Zentralfriedhofes, Tor 1 , hörte man schon vereinzelt Krähen, man sah sie aber nicht. Roth wusste, warum: Sie halten sich lieber im angrenzenden katholischen Teil auf.

Weil dort mehr Menschen sind, die sie füttern. Und: Die gescheiten Vögel wissen, dass dort Kerzen auf den Gräbern stehen. Die stibitzen sie, wegen des Paraffins.

„Die Stadt“ – unter diesem Titel wird Roths Wiedersehen mit den lichtabgewandten Seiten Wiens im TV laufen: an drei Abenden im Jänner 2014, jeweils 50 Minuten lang. Regie führt die zweifache ROMY-Preisträgerin Elisabeth Scharang („Franz Fuchs – Ein Patriot“).

Sie sagt: „Ich habe über die Streifzüge mit Gerhard Roth in der Stadt, in der sich seit 40 Jahren lebe, einen doppelten Boden entdeckt: Das ist berührend und beängstigend. Und macht den Film für mich zu einem persönlichen Abenteuer.““

Produzent Thomas Rilk bewundert die Arbeit des Schriftstellers seit vielen Jahren – „vor allem die Bücher über seine Reisen ins Innere der Stadt, die mir die Geschichte des ganzen Landes eröffnet haben. Eine Geschichte des Schweigens, der Verdrängung, der an den Rand Gedrängten; aber auch die Geschichte der Schönheiten und Wunderlichkeiten, die es noch zu entdecken gibt.“

Lesetipps

Bis zum TV-Termin ist noch Zeit für die Bücher „Eine Reise in das Innere von Wien“ und „Die Stadt“, alle bei S.Fischer erschienen. Und für den Fotoband „Atlas der Stille“ (Brandstätter Verlag) – 700 Bildnotizen aus dem steirischen Obergreith. Schatten, Gräser, Porträts. Dokumente, die selbst beim Blättern zu erzählen beginnen.

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