Springers Leben: Der "GröVaZ" und seine ewige Sinnsuche

Springers Leben: Der "GröVaZ" und seine ewige Sinnsuche
Er war einer der umstrittensten Männer im Deutschland der Zweiten Republik. Axel Springer ist neben Feindbild auch Playboy und tragische Figur gewesen.

Es sollte eine Zeitung werden, die "schmeckt wie eine Vanilleschnitte am Morgen". Die Bild schmeckt heute 12 Millionen Lesern. Gegründet hat sie Axel Springer, einer der umstrittensten Männer im Deutschland der Zweiten Republik. Von den einen als erfolgreicher Unternehmer bewundert, von anderen, wie dem Spiegel-Gründer Rudolf Augstein, als "Krebsgeschwür des deutschen Volkes" bezeichnet.

Schon als Kind hat der als Sohn des Verlegers Heinrich Springer in Hamburg Altona geborene Axel den Plan: Er wird der größte Verleger aller Zeiten – der "GröVaZ", wie er sich später ironisch nennt.

Springers Leben: Der "GröVaZ" und seine ewige Sinnsuche

Der gelernte Setzer arbeitet zunächst im Betrieb des Vaters. Den ersten eigenen Verlag gründet er in einem der letzten noch stehenden Häuser im bombardierten Hamburg. Die Lizenz dafür bekommt er von der englischen Millitärregierung.

Deutsche Kriegsgeschichten gewohnt, fragt man ihn spöttisch: "Und von wem werden Sie verfolgt?" "Von niemandem außer von den Frauen." Da war er zum zweiten Mal verheiratet, mit dem Mannequin Berta Holm, das er nach der Scheidung von Else Meyer, der Mutter seiner Tochter Barbara, heiratet. Berta schenkt ihm Sohn Axel junior, später Chefredakteur der Welt am Sonntag. Springer publiziert ab 1946 die Nordwestdeutschen Hefte. Mit der Gründung der Hörzu 1946 beginnt der Aufstieg seines Imperiums. 1948 folgt das Hamburger Abendblatt. 1952 konzipiert Springer sein mediales Erfolgsrezept: Die Boulevardzeitung Bild: Stimme des Volkes, Stammtisch der Republik.

1953 heiratet Springer Rosemarie Alsen, die Frau seines Nachbarn. Von ihr trennt er sich 1962 für Helga Alsen (auch sie die Frau des Nachbarn). Dieser Ehe entstammt Sohn Raimund Nicolaus. Der schnell wachsende Medienkonzern kauft Die Welt, Das Neue Blatt und die Welt am Sonntag. 1956 erscheint Bild am Sonntag.

Sinnkrise und Auseinandersetzungen

Am Höhepunkt des Erfolgs kommt die Sinnkrise. Der Playboy wird zum Gottessucher, spricht von Nächstenliebe. Die Aussöhnung mit dem jüdischen Volk und die Freiheit der Ostdeutschen werden seine großen Anliegen. Er glaubt allen Ernstes, er könne mit Chrustschow über die Mauer verhandeln. Die Enttäuschung in Moskau macht ihn zum erbitterten Gegner des Ost-Regimes.

In den 1960ern legte sich Springer mit dem Zeitgeist an. Nach der Erschießung des Studenten Benno Ohnesorg und den einseitigen Berichten der Bild beginnen die Proteste gegen die "Springer-Presse": "Enteignet Springer" ist das Motto, die Kritik am dominierenden Verleger wächst. 1978 heiratet er seine letzte Frau Friede, seinen "Engel".

Sein Sohn Axel jun. begeht 1980 auf einer Parkbank in Altona Selbstmord. Springer zieht sich zurück und stirbt 1985 in Berlin.

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