"Krone"-Postler verurteilt

APA8336604 - 20062012 - WIEN - ÖSTERREICH: Bundeskanzler Werner Faymann und Michael Jeannee (Krone)während des "Kanzlerfests",am Mittwoch 20. Juni 2012, in Wien APA-FOTO: HERBERT PFARRHOFER
Michael Jeannee wurde vom Presserat wegen der Forderung eines "Hegeabschusses" gerügt.

Die Formulierung sorgte für Empörung: Krone-Journalist Michael Jeannée hatte am 30. November in einer Kolumne die Absetzung von KURIER-Chefredakteur Helmut Brandstätter gefordert. Und zwar mit folgenden Worten: „Unter uns Jägern, lieber Herr Konrad: Hegeabschuss (Brandstätter) überfällig!“

Der österreichische Presserat sieht in dieser Formulierung „eine grobe Missachtung der Menschenwürde“, wie er am Freitag mitteilte. Die Forderung eines „Hegeabschusses“ für einen Menschen sei ein schwerwiegender Verstoß gegen den Ehrenkodex. Der Begriff entstamme der Jägersprache – mittels „Hegeabschuss“ werden kranke, schwache oder verletzte Tiere getötet.

„Entmenschlichung“

Die Gleichstellung eines Menschen mit einem kranken Tier und die damit verbundene Forderung, ihn zu töten, greifen in den Kernbereich des Persönlichkeitsschutzes ein, so der Senat weiter. Eine derartige Äußerung sei grob verletzend und als Entmenschlichung zu bewerten. Die drastische Äußerung könne mit der Presse- und Meinungsfreiheit, die bei Kommentaren besonders weit reiche, nicht gerechtfertigt werden.

Der Presserat hatte das Verfahren auf eigene Initiative durchgeführt; dabei äußert der Senat seine Meinung, ob ein Artikel den Grundsätzen der Medienethik entspricht. Die Kronenzeitung ist – im Unterschied zum KURIER und allen anderen Qualitätszeitungen – nicht Mitglied beim Presserat. Krone-Chefredakteur Christoph Dichand wollte zu der Angelegenheit am Freitag nicht Stellung nehmen.

KURIER-Geschäftsführer Thomas Kralinger äußerte sich dazu folgendermaßen: „Das Urteil spricht für sich. Und ich finde es bedauerlich, dass die Krone darauf keine Antwort findet.“

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