Pulitzer-Preis an Guardian und Washington Post

Die beiden Zeitungen bekamen den Preis für die Aufdeckung des NSA-Skandals.

Die US-Zeitung Washington Post und der britische Guardian haben für ihre Recherchen über die Spähprogramme des US-Geheimdienstes NSA den begehrten Pulitzer-Preis gewonnen. Das teilte das Vergabekomitee an der Columbia Universität in New York am Montag mit.

Die beiden Blätter teilen sich den Journalistenpreis in der Hauptkategorie für ihre Berichterstattung über die Dokumente des früheren US-Geheimdienstmitarbeiters Edward Snowden.

"Aggressive Berichterstattung"

Der Guardian, der auch eine Online-Ausgabe für die USA betreibt, habe mit seiner "aggressiven Berichterstattung" eine "Debatte über das Verhältnis zwischen der Regierung und der Öffentlichkeit über die Themen Sicherheit und Privatsphäre" ausgelöst, hieß es in der Begründung. Auch die Washington Post habe mit "zuverlässigen und aufschlussreichen Berichten" das öffentliche Verständnis der massiven NSA-Überwachungsprogramme geschärft.

Durch die Enthüllungen auf Grundlage der Snowden-Dokumente kamen seit Juni vergangenen Jahres die Spähaktivitäten der National Security Agency und verbündeter Geheimdienste ans Licht. So überwachte die NSA nicht nur massenhaft E-Mails und Telefonate von unbescholtenen Bürgern rund um die Welt, sondern hörte auch Spitzenpolitiker aus befreundeten Staaten ab, darunter die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU).

Snowdens Reaktion

Edward Snowden sagte in einer schriftlichen Reaktion, die Preise erinnerten daran, dass eine freie Presse das bewirken könne, wozu kein Einzelner alleine imstande sei. "Meine Anstrengungen wären ohne Einsatz, Engagement und Können dieser Zeitungen bedeutungslos gewesen", schrieb Snowden auf der Webseite der US-"Freedom of the Press Foundation". Er gratulierte den Journalisten. Trotz außerordentlicher Einschüchterungen wie die erzwungene Zerstörung journalistischen Materials sowie eine unangemessene Anwendung der Terrorismusgesetze hätten sie mutig weitergearbeitet.

Beteiligung deutscher Medien

An der investigativen Berichterstattung über die Snowden-Dokumente waren eine Vielzahl von Medien beteiligt, in Deutschland deckten etwa Der Spiegel und ein Rechercheteam von Süddeutscher Zeitung und Norddeutschem Rundfunk Einzelheiten der NSA-Überwachung auf. Die Washington Post und der Guardian gelten aber als die Zeitungen, die den Skandal ins Rollen brachten.

Der US-Journalist Glenn Greenwald und die Dokumentarfilmerin Laura Poitras, die Snowden nach dessen Flucht Ende Mai 2013 in der chinesischen Sonderverwaltungszone Hongkong trafen und die brisanten Informationen imGuardian veröffentlichten, wurden nicht namentlich genannt. Auch der preisgekrönte Journalist Barton Gellman, der bei derWashington Post für den Großteil der NSA-Berichte verantwortlich zeichnete, blieb ohne Erwähnung.

Weitere Preisträger

Die beiden Zeitungen setzten sich gegen denNewsday von Long Island bei New York durch, der über Polizeigewalt berichtet hatte. Ein weiterer Preis in der Kategorie investigativer Journalismus ging an den Journalisten Chris Hamby, der ein Kartell aus Anwälten und Ärzten aufgedeckt hat, das kranke Bergarbeiter um Entschädigungen gebracht hatte. DerBoston Globewurde für seine "eingehende und einfühlsame Berichterstattung" über den Bombenanschlag auf den Marathon vor einem Jahr geehrt.
Donna Tartt ("Die geheime Geschichte") bekam den Hauptpreis in Literatur für ihrenRoman "Der Distelfink". Er schildert den Kampf eines Burschen, nachdem seine Mutter bei einem Bombenanschlag ums Leben kam. Dabei kommt der 13-Jährige einem Geheimnis auf die Spur. Nach Ansicht der Jury ist der Roman "wunderschön geschrieben" und die Charaktere sind "ausgezeichnet entworfen".
Bestes historisches Werk war für das Komitee "The Internal Enemy: Slavery and War in Virginia, 1772-1832" von Alan Taylor über Sklaverei im Bundesstaat Virginia, der Heimat von George Washington und Thomas Jefferson. Die beste Biografie habe Megan Marshall mit "Margaret Fuller: A New American Life" über die Schriftstellerin geschrieben. Mit dem Preis für Poesie wurde der in Indien geborene Vijay Seshadri für "3 Sections" geehrt, der für Musik ging an John Luther Adams für sein Orchesterwerk "Become Ocean".

Prominente Preisträger

Vermutlich würde sich kaum noch jemand an den 1911 gestorbenen New Yorker Verleger Joseph Pulitzer erinnern, wenn es nicht den von ihm gestifteten Preis gäbe. Er zählt zu den wichtigsten Auszeichnungen für amerikanische Journalisten, Fotografen, Schriftsteller, Poeten und Komponisten. Vergeben wurde der Preis zum ersten Mal 1917. Schon mehrfach wurden auch künftige Nobelpreisgewinner gekürt, darunter Ernest Hemingway und Toni Morrison.

Es wurden immer mehr Kategorien, inzwischen sind es 21, und zwar 14 für journalistische und sieben für künstlerische Arbeiten, darunter auch Drama und Musik. Das Preisgeld beträgt jeweils 10.000 Dollar (7.000 Euro). Der Gewinner des Hauptpreises "Dienst an der Öffentlichkeit", immer eine Zeitung und keine Einzelperson, bekommt eine Goldmedaille.

Die Jury besteht hauptsächlich aus Verlegern, Publizisten und Schriftstellern. Sie wählen an der New Yorker Columbia-Universität die Preisträger in einem mehrstufigen Verfahren aus Tausenden Einsendungen pro Jahr.

Kommentare