ORF sucht kostengünstige Kreationen für Song-Contest

Wer Conchita Wurst als Siegerin des Eurovision Song Contests nachfolgt, wird am 23. Mai 2015 entschieden (c:andres putting/ebu)
atSeit 2002 steht der Eurovision Song Contest (ESC) alljährlich unter einem Motto. Bis eventuell im nächsten Jahr. Die vom ORF dazu initiierte Suche hat einen Schönheitsfehler.

Eine Wiener Anwaltskanzlei lädt in diesen Tagen im Namen des ORF Werbeagenturen zu einem Wettbewerb ein. Gesucht wird für den Eurovision Song Contest 2015 in Österreich ein "Claim sowie ein diesbezügliches Kommunikationskonzept (maximal drei A4-Seiten)".

Gefragt seien weiters "Umsetzungs-/Anwendungsbeispiele für den Claim - Zum Beispiel: Wie könnte sich der Claim auf der 'Fanmeile' wiederfinden oder wie sähe die Integration bei der täglichen Event-/Party-Serie 'Euro-Club' oder im gesamten Hospitality-Bereich (Presse-Betreuung, VIP-Bereich, etc.) aus oder wie fände der vorgeschlagene Claim Anwendung in den 'Post-Cards' (Kurz-Clips zur Vorstellung aller Kandidaten vor deren Auftritt während der TV-Shows)", heißt es dazu in dem Briefing durch die Anwaltskanzlei wörtlich.

Damit nicht genug: "Zusätzlich kann auch ein Logo, welches das bestehende ESC Logo ergänzt, eingereicht werden, wobei sich der ORF vorbehält die Bildmarke zu verändern bzw. zu verwerfen, z.B. im Zusammenhang mit der Erstellung des On-Screen-Design-Packages."

Zur Anregung werden den Agenturen "zentrale Gedanken zur Botschaft" und "weitere Aspekte" des Song Contests präsentiert. Das reicht von "We are a unity" über "ESC im Zeichen der Toleranz, der Vielfalt, Würde" bis zum "Green Event ESC". Auch die Logos seit 1956 sowie die bisherigen Claims werden als Inspirationsquellen den Bewerbern mitgeliefert.

Der Kreativität der angeschriebenen Agenturen sind grundsätzlich keine Grenzen gesetzt. Anders sieht es beim Finanziellen aus. "Für die Teilnahme an diesem Wettbewerb wird weder ein Preisgeld noch ein Anerkennungsbeitrag noch ein sonstiger Aufwandsersatz gezahlt", heißt es in dem Anwaltsschreiben knapp.

Dass der ORF Agenturen für das Heimspiel von Conchita Wurst gratis nachdenken lässt, wird von dessen Pressestelle schriftlich wie folgt erklärt: "Der ORF zahlt immer Abstands- bzw. Pitch-Honorare, wenn zu Präsentationen geladen wird. Der Wettbewerb für den ESC-Claim ist mit einer üblichen Kampagnen-Präsentation vom Aufwand her nicht zu vergleichen (es ist zum Beispiel keine Präsentation, keine Umsetzung in Sujets, kein grafischer Aufwand etcetera verlangt). Wir freuen uns, wenn sich einige der Agenturen, die zu diesem Wettbewerb eingeladen sind, beteiligen. Der Sieger wird selbstverständlich prämiert bzw. finanziell abgegolten."

Der Sieger dieses Gratis-Wettdenkens soll übrigens 30.000 Euro zuzüglich Umsatzsteuer bekommen. Der ORF übernimmt im Gegenzug alle Verwertungs- und Werknutzungsrechte zeitlich und örtlich uneingeschränkt und exklusiv. Auch das Recht zur Weitergabe und Lizensierung an Dritte wird mit dem Pauschalbetrag abgegolten.

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