ORF: Aufwind für das alte Haus

ORF: Aufwind für das alte Haus
Endgültig "Nein" zu St. Marx will Wrabetz nicht sagen. Aber es wurde immerhin beschlossen, dass eine Konzentration der Standorte am Küniglberg "angestrebt" werden soll.

Die Sitzung des ORF-Stiftungsrates am Donnerstag fand zum vorläufig letzten Mal im sechsten Stock des ORF-Zentrums am Wiener Küniglberg statt: 60er-Jahre-Charme und Blick über Wien. Das Gebäude, vor Jahrzehnten unter fragwürdigen Bedingungen errichtet und demnächst zwecks Sanierung geräumt, ist schon lange Streitthema. Soll es erhalten oder aufgegeben werden? Die Debatte verfing sich immer wieder im politischen Hickhack. Eine Weile sah alles nach einer Entscheidung im Juni 2012 aus – und wurde dann doch in den Herbst verschoben.

Ob der 13. September 2012 als jener Tag in die Geschichtsbücher eingehen wird, an dem die leidige Standortdiskussion einem konstruktiven Ende zugeführt wurde, ist wieder einmal Interpretationssache. Franz Medwenitsch, ÖVP-"Freundeskreis"-Leiter, stellte nach der Sitzung am Donnerstag fest: "Kein Neubau in St. Marx."

Ein Satz, der ORF-General Alexander Wrabetz so nicht über die Lippen kommt. Es seien noch viele Fragen zu klären, zum Beispiel, ob im Vorfeld getroffene Zugeständnisse des Denkmalamts eingehalten werden. Offiziell befindet sich der ORF nun aber auf Konsolidierungskurs – eine Konzentration der ORF-Standorte am Küniglberg wird angestrebt, der deutsche Bauingenieur Bert Müller erstellt bis Ende 2013 ein Raum- und Funktionskonzept. Die Planung erfolgt vorerst Standort-neutral. In einer zweiten Phase wird es einen Architektenwettbewerb geben. Fix vorgesehen ist ein gemeinsamer Newsroom für alle ORF-Medien.

"Gute Lösung"

Eine endgültige Entscheidung ist mit der Abstimmung am Donnerstag, bei der die Stiftungsräte dem Konsolidierungskurs zustimmten (30 Pro-Stimmen, drei Enthaltungen), also nicht gefallen – die Stiftungsratsvorsitzende Brigitte Kulovits-Rupp sprach aber von "einer guten Lösung."

Ein anderes, zuletzt immer wieder diskutiertes Thema, das im Umfeld der Stiftungsratssitzung hochkam: die schlechte Honorierung freier Mitarbeiter im ORF. In einem offenen Brief weisen mehrere Vertreter auf "das soziale Ungleichgewicht innerhalb des ORF" hin. Die Wahrheit darüber beschädige "die gerade jetzt frisch herausgeputzte Fassade eines erfolgreichen öffentlich-rechtlichen Rundfunks." ORF-Finanzdirektor Richard Grasl bezeichnete den Brief als rotzig und unsensibel. Heute, Freitag, werde wieder verhandelt.

Weiterer Tagesordnungspunkt: Die Bestellung Oliver Böhms (bisher beim Privatradio 88,6) zum Geschäftsführer der ORF-Werbetochter Enterprise.

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