NZZ-Korrespondenten warnen vor Rechtsruck der Zeitung

NZZ-Korrespondenten warnen vor Rechtsruck der Zeitung
Wegen Gerüchten über rechtskonservativen neuen Chefredakteur.

In einem Brief an die Chefredaktion haben über 60 Korrespondentinnen und -Korrespondenten der "Neuen Zürcher Zeitung" (NZZ) ihre Besorgnis ausgedrückt, dass ihrer Ansicht nach "die Kultur einer liberalen und weltoffenen NZZ" in Gefahr ist. Die NZZ-Chefredaktion wird aufgefordert, auf das Anhörungsrecht der Redaktion zu pochen.

Grund für die Aktion sind Gerüchte über die Ernennung eines rechtskonservativen Nachfolgers für den entlassenen Chefredakteur Markus Spillmann - im Gespräch war zuletzt "Basler Zeitung"-Chef Markus Somm, ein Bewunderer des SVP-Chefstrategen Christoph Blocher.

Somm hat dem NZZ-Verwaltungsrat zwar am Montag abgesagt, die Journalisten sind deshalb aber noch lange nicht beruhigt: "Auch nach der Absage von Somm sind wir tief besorgt über die Zukunft der NZZ", heißt es in dem im Schweizer Fernsehen (SRF) am Montagabend zitierten Schreiben. "Sollte sich die politische Richtung, in der offenbar nach einem neuen Chefredaktor gesucht worden ist, bestätigen, so verurteilen wir diese Pläne in aller Schärfe." Mit der Wahl eines Chefredakteurs mit rechtskonservativer Gesinnung gerieten die liberale Publizistik und Kultur der NZZ unter die Räder. "Dagegen wehren wir uns mit allem Nachdruck."

Veit Dengler, CEO der NZZ-Mediengruppe, äußerte sich im Rahmen eines Clubabends am Montagabend in Wien zurückhaltend. "Es gibt viele Gerüchte und Unwahrheiten." Bei der Suche nach einem neuen Chefredakteur sei eine rasche Entscheidung nicht das wichtigste Ziel. Man brauche dort einfach "die besten Leute", zudem gebe es mit den drei stellvertretenden Chefredakteuren auch eine funktionierende Chefredaktion.

Das gesamte Gespräch, in dem Veit Dengler auch den Start des Österreich-Ablegers nzz.at am 21. Jänner verkündete, finden Sie auf atmedia.at

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