Media-Agenturen leiden an zu vielen Medien

Eine Frau mit Mikrofon spricht während einer Podiumsdiskussion.
atDie Zukunftsaussichten für Österreichs Medien sind nach Darstellung führender Vertreter von Media-Agenturen trüb. Die Antwort auf sinkende Media-Budgets ist "Gesundschrumpfen, damit jeder Verlag, jedes Medium gut überleben kann", meinte etwa Omnicom-Österreich-CEO Susanne Koll im Zuge einer Podiumsdiskussion der Fachgruppe Werbung und Marktkommunikation der Wirtschaftskammer Wien im MC Der Medienclub. "Wir haben zu viele Medien!".

Das höre sich hart an, sagte Koll weiter, es sei aber der Markt, der das diktiere. "Es ist nicht die Zeit für neue Titel."

Ein Gutteil der Schuld an der wenig rosigen Situation tragen, laut Koll, die Medien selbst. Österreich sei ein kleiner Markt mit einer Masse an Medien, die mit sinkenden Reichweiten konfrontiert seien, weil die Menschen sich dem Digitalen zuwenden. "Wir Media-Agenturen, die wir unsere Zielgruppen effizent und effektiv erreichen müssen, gehen deshalb stärker ins Digitale." Doch statt sich zu fragen, was sie von Google lernen könnten, kämen von Medien Vorschläge wie das nächste Auto-Special oder eine neue Beilage. Dass es dafür keine Budgets gäbe, werde auf der anderen Seite mit der Forderung quittiert, Media-Agenturen in Österreich müssten die österreichischen Medien schützen. "Das ist frustrierend", quittiert Koll.

Ein älterer Mann mit Brille und grauem Anzug lächelt und ruht seinen Kopf auf seiner Hand.
Für Peter Lammerhuber rechtfertigt Qualität keinen um 100 Prozent höheren TKP (c: fg werbung wien - schuster pepo)

GroupM Österreich-CEO Peter Lammerhuber sieht an diesem Punkt die Politik gefordert. Zwecks Unterstützung des Medienstandorts Österreich erneuerte er seinen Vorschlag einer Haushaltsabgabe, von der der ORF einen Teil fürORF2 bekommen sollte und der Rest an verschiedene private Medien zu verteilen wäre. Österreich habe das Problem eines hoch kompetitiven Marktes aufgrund des großen gemeinsamen Sprachraums. Hier brauche es eine Reihe von Regulativen, führte Lammerhuber aus.

Nichts kann Lammerhuber mit Medien anfangen, die versuchten, "über Qualitätsparameter einen höheren TKP zu rechtfertigen. Ich hasse es. Ich kenne keine Studie, die belegen würde, dass Qualität einen höheren Preis rechtfertigen würde. Und wenn es die gäbe, dann lasst sie uns machen und dann kommen vielleicht 15 Prozent heraus, aber nicht 50 und nicht 100 Prozent." Es brauche andere Mechanismen als das Motto "die Werbewirtschaft muss die Qualität der Medien retten."

Ursula Gastinger sitzt in einem Sessel und spricht in ein Mikrofon.
Ursula Gastinger, Verkaufsleiterin Kurier digital: Individuell auf Kunden abgestellte Konzepte und Kampagnen, "das können nur Qualitätsmedien" (c: fg werbung wien - schuster pepo)

Ursula Gastinger, Verkaufsleiterin von Kurier digital, betonte in dieser Debatte, dass es sehr wohl darum gehe, auf die in Österreich werbungtreibenden Kunden und ihre Bedürfnisse einzugehen, um das qualitativ Beste für sie herauszuholen und man dabei schauen müsse, dass in Österreich internationale Agenturen die Preise nicht in den Keller drücken. "Das Internet hat keine Grenzen, eine FAZ, eine Süddeutsche Zeitung haben natürlich andere TKPs." Es gehe ja nicht um die reine Display-Werbung, sondern um individuell auf Kunden abgestellte Konzepte und Kampagnen "und das können nur Qualitätsmedien".

Lammerhuber erklärte, dass die heimischen Media-Agenturen nur mit einem starken heimischen Medienmarkt überleben könnten. Und auf österreichische Medien will auch Koll nicht verzichten. Sie will die österreichische Omnicom zum "Speedboat" ausbauen. Bei einem Konzerntreffen hätten Vertreter kleiner Länder beschlossen, nicht mehr die kleinen Märkte sondern die dynamischen zu sein. "Wir können Innovationen voran treiben, ausprobieren und wir können aufgrund der geringeren Größe auch viel schneller reagieren. Dafür brauchen wir die Unterstützung der lokalen Medien."

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