Sender ATV löst nach Fußball-EM Sportressort auf

Sportchef Mark Michael Nanseck und ATV-Eigentümer Herbert Kloiber
Sieben Leute müssen gehen, darunter auch Sportchef Mark Michael Nanseck.

Neben dem ORF bereitet sich derzeit auch der Privatsender ATV auf die Fußball-Europameisterschaft in Frankreich vor. ATV überträgt im Rahmen einer Kooperation mit dem ORF sechs Spiele von der EURO. Für die Sportredaktion des Senders und Sportchef Mark Michael Nanseck ist es der letzte große Auftritt. ATV löst seine Sportredaktion nach der EM auf: Sieben Leute, darunter auch Nanseck, müssen gehen.

Nanseck soll selbst betroffen sein

Über das Ende des ATV-Sports nach der EURO hat der Sender seine Mitarbeiter erst vor wenigen Wochen informiert. Gespräche über einen Sozialplan für die zur Kündigung beim AMS gemeldeten Sportredakteure würden derzeit laufen, ist aus dem Sender zu hören. Entgegen anderslautenden Meldungen soll auch ATV-Sportchef Nanseck selbst vom personellen Aderlass betroffen sein. Einzig Moderatorin Elisabeth Auer bleibe von den Maßnahmen verschont und soll künftig innerhalb der Nachrichtenredaktion den Sportbereich betreuen, heißt es.

Das ATV-Sportteam ist dennoch bereit für das Sportevent des Jahres, wie der Privatsender am Dienstag in einer Aussendung versicherte. Von 19. bis 22. Juni zeigt ATV sechs Entscheidungsspiele der Gruppenphase der Fußball-EM live und in HD. Im Wiener ATV-Studio begleiten Elisabeth Auer und Andi Moravec die Spiele, als Experte und Analytiker wurde der internationale Star-Trainer Christoph Daum engagiert. Zusätzlich greife man laut ATV täglich auf die Expertise je eines heimischen Fußballkenners zurück: Ex-Teamchef Josef Hickersberger, Ex-Rapid-Trainer Zoran Barisic, Altach-Trainer Damir Canadi und Ex-Teamspieler Markus Schopp.

Mit Begeisterung und Professionalität

Sportchef Nanseck, die Kommentatoren Philipp Krummholz und Philipp Paternina sowie Sportredakteur Thomas Zach sind an den Austragungsorten in Frankreich im Einsatz. "Für ATV ist die Live-Übertragung der EURO-Spiele eine große Aufgabe, die wir mit Begeisterung und Professionalität erfüllen werden. Wir bieten den Zusehern eine innovative und informative Sendung. Dem Fernseh-Fußballvergnügen wird nichts im Wege stehen", so Nanseck.

Der ORF hat dem Sender Sublizenzen für die Parallelspiele am jeweils letzten Spieltag der Gruppenphase verkauft. Welche Spiele ATV zeigt, steht erst wenige Tage vor Austragung fest. In Frage kommen die Paarungen Schweiz gegen Frankreich oder Rumänien gegen Albanien (19. Juni, Gruppe A), Russland gegen Wales oder Slowakei gegen England (20. Juni, Gruppe B), Nordirland gegen Deutschland oder Ukraine gegen Polen (21. Juni Gruppe C), Tschechien gegen Türkei oder Kroatien gegen Spanien (21. Juni, Gruppe D), Italien gegen Irland oder Schweden gegen Belgien (22. Juni, Gruppe E). Fix ist das Spiel Ungarn gegen Portugal (22. Juni, Gruppe F). Die Parallelpartie Österreich gegen Island zeigt nämlich der ORF.

"Nicht Refinanzierbar"

Auf den Umstand, dass die Fußball-EM in Frankreich der letzte Auftritt des ATV-Sportteams ist, ging der Sender am Dienstag nicht ein. ATV-Eigentümer Herbert Kloiber meinte dazu vor kurzem im Kurier, dass Sport für heimisches Privat-Fernsehen "nicht refinanzierbar" sei. "Beim ÖFB-Cup bekommt man nur die zweite Wahl, bei der EURO im besten Fall die Parallelspiele." Der Personalabbau erfolge jedenfalls "nicht von heute auf morgen". Er sei aber notwendig. "Ohne Sportrechte und mit angepasster Personalstruktur können wir Millionen sparen", so Kloiber.

Der Sender hatte zuletzt bereits die Rechte an der MotoGP-WM auslaufen lassen. Auch aus dem ÖFB-Cup hat man sich mit der jüngsten Saison zurückgezogen, und ein gerade von der UEFA ausgeschriebenes Sportrechte-Pakte rund um die nächste EURO-Qualifikation scheint ebenfalls nicht auf Interesse des Senders zu stoßen. Bei den TV-Sehern war ATV mit Sport übrigens durchaus erfolgreich. Das von ATV übertragene Fußball-WM-Qualifikationsspiel Österreichs in Schweden erzielte im Herbst 2013 mit knapp einer Million Zuschauern die historische Rekordquote des Senders und war auch die bisher meistgesehene Sendung im österreichischen Privatfernsehen.

Kommentare