Kulturverbände fordern mehr heimisches Programm vom ORF

Die ÖVP will die Bahn und den ORF unters Dach der ÖIAG Neu stellen – die SPÖ ist dagegen.
Selbstverpflichtung funktioniere nicht - Fest für den Rundfunk im Juni als Demonstration für den Erhalt des Funkhauses.

Zahlreiche Kulturverbände haben am Dienstag in Wien eine Reform des ORF gefordert. Angesichts eines geplanten Verkaufs des Funkhauses, der Sparmaßnahmen und sinkender Quote heimischer Produktionen im Programm sei man leider gezwungen, sich um den Kunst- und Kulturauftrag des ORF zu kümmern, bedauerte Gerhard Ruiss von der IG Autorinnen Autoren in einem Pressegespräch.

"Wenn man sich jetzt nicht wehrt, wird es den ORF in dieser Form in ein paar Jahren nicht mehr geben", warnte Ruiss. Ö1 und FM4 würden schrittweise zurückgefahren und die heimische Kultur in die Nische wie ORF III abgedrängt: "Es gibt keine Verstimmung mit dem ORF, sondern ein massives Problem."

Selbstverpflichtung "greift nicht"

Die Gebührenrefundierung an den ORF müsse etwa von der Politik fortgeführt werden, um nicht bis zu 2.000 Arbeitsplätze in der heimischen Filmwirtschaft zu gefährden, unterstrich Maria Anna Kollmann vom Dachverband Filmschaffende. Für eine fixe Quote heimischer Produktionen votierte Alexander Kukelka vom Österreichischen Komponistenbund, da die freiwillige Selbstverpflichtung des ORF offensichtlich nicht greife: "Mir fehlt hier der Mut, sich auf österreichisches Repertoire einzulassen."

Dies beklagte auch Peter Paul Skrepek von der Musikergilde. Bei Ö3 sei etwa der Anteil österreichischer Interpreten von 2008 auf das 1. Quartal 2014 von 11,6 auf 4,7 Prozent gesunken - anstatt wie laut freiwilliger Selbstverpflichtung zu steigen. Bei FM4 liege der Anteil zwar konstant um die 18 Prozent - hätte jedoch auf 33 Prozent wachsen müssen und bei Radio Wien wuchs der Anteil heimischer Künstler zwar von 5,3 auf 7,5 Prozent - anstatt geforderter 11 Prozent.

"Es ist ziemlich klar, wohin der Trend geht", bedauerte Skrepek. Einst extrem erfolgreiche Bands wie EAV seien heute aus dem Radio praktisch verschwunden: "Wenn das in einem anderen Land mit der Musiktradition passieren würde, würde man die Redakteure zur Verantwortung ziehen." Deshalb sei eine Quote vonnöten: "Freiwillige Selbstverpflichtungen haben weder in Deutschland noch in Österreich zu einer signifikanten Verbesserung, sonder zu einer signifikanten Verschlechterung geführt."

Breite Unterstützung

Angesichts der Lage hätten sich nun schon 155 Kunst- und Kulturverbände hinter dem Forderungspapier "ORF-Reform sofort!" versammelt. Darin wird etwa neben der Fortführung des Film-Fernsehabkommens in alter Höhe, einer Mitfinanzierung des "musikprotokolls" des steirischen herbstes und der Konzentration auf öffentlich-rechtliche Inhalte auch die Rücknahme des geplanten Verkaufs des Funkhauses gefordert.

In diesem Zusammenhang soll im Juni auch ein "Fest für den Rundfunk" gefeiert werden, wobei Ort und Zeit noch nicht feststehen. Geplant ist ein Picknick mit mehreren künstlerischen Stationen, um für das Funkhaus zu protestieren. Die mögliche Schließung dieses idealen Radiostandorts im Stadtzentrum sei eine grobe Fehlentscheidung, so Ruiss.

Kommentare