Falscher "Pegida"-Demonstrant: RTL feuert Reporter

Der RTL-Reporter, der sich unter "Pegida"-Demonstranten mischte, wurde gefeuert.

Eigentlich hätte der RTL-Reporter, der sich am 15. Dezember in Günter Wallraff-Manier verdeckt unter "Pegida"-Demonstranten mischte, mit Teilnehmern ins Gespräch kommen und diese befragen sollen. Doch der vielleicht übermotivierte Mitarbeiter trat selbst vor die NDR-Kamera und sagte unter anderem: "Ich finde wir, müssen aufpassen, dass Deutschland Deutschland bleibt." Erst später meldete er sich beim NDR, revidierte seine Aussagen (Details weiter unten, Anm.) und sorgte mit seiner gesamten Vorgehensweise für einen Sturm der Entrüstung in den Medien.

Bereits am Samstagabend veröffentlichte RTL ein Statement mit dem sich der Privatsender von der Arbeitsweise ihres Mitarbeiters distanzierte: "In dieser Situation hatte er drei Möglichkeiten: Nichts sagen, sich als Kollege outen - oder in der gespielten Rolle eines Pegida-Anhängers verbleiben. Er entschied sich für Möglichkeit drei - und traf damit die eindeutig falsche Entscheidung." Nun zog der Privatsender weitere Konsequenzen und feuerte den Journalisten, wie die Frankfurter Allgemeine (FAZ) auf ihrer Website berichtet. Thomas Präkelt, Chef des RTL-Landesstudios Ost, meinte gegenüber der FAZ, der Reporter "sollte auf keinen Fall provozieren oder zur Hetze animieren, schon gar nicht anderen Journalisten eine Rolle vorspielen." Damit habe er "unserem Berufsstand mit seinem Auftreten schwer geschadet". Mit seiner Vorgehensweise habe der Mitarbeiter das Vertrauen für eine Zusammenarbeit zerstört. "Wir werden den betreffenden Kollegen nicht mehr einsetzen und die Zusammenarbeit mit ihm beenden", zitiert die FAZ weiter.

Hintergrund: RTL-Reporter als "Pegida"-Demonstrant

Verdeckte Recherchen sind im Journalismus nicht unüblich – aber genauso wenig unumstritten. Besonders durch Günter Wallraff, der sich unter anderem 1977 in die Bild-Redaktion einschlich, um deren damalige Arbeitsweise aufzuzeigen, wurde diese Form der eigenwilligen journalistischen Praktik bekannt.

Vor Kurzem versuchte ein RTL-Reporter damit bei einer Demonstration von „Pegida“, kurz für „Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“, sein journalistisches Glück und spielte der Gruppierung, die Medien als „Lügenpresse“ bezeichnet, in die Hände.

Was ist geschehen?

Für die Sendung „Panorama“ war der NDR am 15. Dezember beim „9. Abendspaziergang“ der „Pegida“ in Dresden und wollte mit einigen der 15.000 Teilnehmer, die gegen eine angebliche „Islamisierung des Abendlandes“ demonstrierten, Kontakt aufnehmen. Nicht einfach, da die meisten Unterstützer der Meinung sind, „Medien würden die Aussagen der Teilnehmer ohnehin nur manipulieren, verdrehen oder gar nicht erst senden“, wie die Süddeutsche schreibt.

Einige Wortmeldungen hat der Sender aber doch bekommen. Zum Beispiel sorgt sich ein Herr: "Die bringen Bazillen und Krankheiten mit und wir müssen's dann ausbaden". "Ich bin auch nicht dafür, dass hier der Islam eingeführt wird als Staatsreligion", meint eine ältere Dame. Um die „Lügenpresse“-Vorwürfe zu entkräften, stellte der NDR die Interviews in voller Länge auf seine Homepage. Später schoben die „Panorama“-Journalisten einen weiteren Hinweis nach:

Wie wir im Nachgang zur Sendung erfahren haben, handelt es sich bei einem der Demonstranten, die wir vor Ort in Dresden interviewt haben, um einen Reporter von RTL. Dieser Fakt war uns nicht bekannt. Im Interview äußerte er u.a. seine Sorgen bezüglich der Zahl der Türken im Straßenbild und des Bürgerkriegs in Syrien. Der Mann hat sich nun bei uns gemeldet und beteuert, dass er eigentlich anderer Ansicht sei und dass diese Aussagen nicht seiner Meinung entsprächen.“

Dieser RTL-Reporter sagte in der Wortmeldung unter anderem: "Ich finde wir, müssen aufpassen, dass Deutschland Deutschland bleibt."

"Das geht gar nicht"

Auf der Homepage äußerte sich „Panorama“-Chef Volker Steinhoff ebenfalls zu dem Vorfall und fand klare Worte: „Was das sollte, wissen wir nicht. Aber eines ist für uns klar: Das geht gar nicht“. Damit habe der RTL-Reporter der Glaubwürdigkeit von Journalisten einen Bärendienst erwiesen, führt er weiter aus und meint, man habe gerade nicht „gezielt nach 'Glatzen', NPD-Funktionären etc. gesucht“, sondern den Durschnittsteilnehmer interviewt. „Nun wird das durch einen RTL-Reporter in Frage gestellt, auch wenn es nur um ein Statement von vielen geht. Wie dämlich.“

Auch RTL veröffentlichte ein Statement und rechtfertigte die verdeckte Recherche damit, dass „Pegida-Anhänger bisher nicht oder kaum mit Journalisten reden“, um „Stimmungen und Aussagen für eine spätere Berichterstattung aufzugreifen“. Vom NDR auf ein Interview angesprochen, hätte er drei Möglichkeiten gehabt: „Nichts sagen, sich als Kollege outen - oder in der gespielten Rolle eines Pegida-Anhängers verbleiben. Er entschied sich für Möglichkeit drei - und traf damit die eindeutig falsche Entscheidung. Seine Aussagen geben weder seine Meinung noch die von RTL wieder“, so der Privatsender.

Kommentare