"Es gibt keine Freaks bei mir"

Elizabeth T. Spira
Am Montag startet die 17. Staffel von Elizabeth T. Spiras "Liebesg’schichten und Heiratssachen“.

KURIER: Frau Spira, Sie machen seit 1997 die "Liebesg'schichten und Heiratssachen". Vor­läufiges Resultat sind drei Babys und 39 Eheschließungen. Sie haben im Dezember Ihren 70. Geburtstag gefeiert. Wie lange wollen Sie noch weitermachen?

Elizabeth T. Spira: So lange das Publikum sie will. So lange ich Lust hab’ und so lange das Haus Lust hat.

Würde die Sendung ohne Sie eigentlich funktionieren?
Die Sendung ist total auf mich zugeschnitten, und jeder wäre arm, der diese Sendung übernehmen müsste, weil sie im Prinzip total altmodisch ist.

Einen Effekt, den man auch bei „Wetten, dass ..?“ gerade sieht. Die Quoten von Markus Lanz toppen Sie.
Ja. Nicht, weil ich so gut bin oder die anderen so schlecht, sondern jeder muss so eine Sendung auf sich zuschneiden. Sonst wird es ein totaler Misserfolg.

Die derzeit allgegenwärtigen Sorgen um die Budgetknappheit im ORF bereiten Ihnen wohl keine schlaflosen Nächte.
Ich hätte auch nix dagegen, endlich mal einen Sommer für mich zu haben. Ich sehe dem sehr gelassen entgegen.

Wie sehen Sie die aktuelle Spardiskussion um den ORF?
Es ist grauenhaft. Das Haus müsste ja auch eine Lehrstätte sein für Junge. Dass die etwas ausprobieren können, das vielleicht auch in die Hose geht. Aber es gibt nur Formate, die man sich abschaut oder irgendwo einkauft. Das funktioniert ja alles nur halb. Für Formate wie Dancing Stars zahlen wir Unmengen, man könnte aber mit einer österreichischen Marke viel besser arbeiten.

Glauben Sie, dass eine Laufbahn wie die Ihre in der heutigen Zeit noch möglich wäre?
Ich fürchte, nein. Die Arbeitsbedingungen sind so miserabel geworden. Wenn man nicht den Zeitluxus hat, eine Reportage zu machen, darf gar nichts mehr vom Plan abweichen.

Hat Ihnen gegenüber schon einmal jemand bedauert, an der Sendung teilgenommen zu haben?
Das dringt nicht alles zu mir, weil ich mich sehr abblocken lasse. Alle Jammerei oder Freude kommt in Richtung Assistenten. Sonst wäre es furchtbar.

Wann ist der Punkt, wo Sie die Leute vor sich selbst schützen, wenn sie einen besonderen Blödsinn reden?
Es gibt Krankheiten, wo ich mir denke, die Person nicht zu nehmen. Oder wenn ich das Gefühl habe, dass er oder sie das in der Öffentlichkeit nicht durchsteht. Dann nehme ich das nicht. Oder manche Männer, wo ich nicht weiß, ob der ganz in Ordnung ist, ob er sich zum Beispiel korrekt gegenüber Kindern verhält. Bei manchen sieht man auch: Der prügelt sicher. Selbst wenn ich mich irre, sage ich: Den nehmen wir auf keinen Fall.

Etwas fällt mir auf: Am Beginn der Sendung hatten Sie vor allem „Underdogs“ in der Sendung ...
Das Wort „Underdog“ halte ich überhaupt nicht aus. Ich mag nicht, wenn man mit diesem gewissen verachtenden Blick des Journalisten, der im ersten Bezirk im Kaffeehaus sitzt und eine Frau Doktor interviewt, und glaubt, er ist kein Underdog. Das geht nicht. Grad die journalistischen Gutmenschen sollten wissen: Es gibt weder „Underdogs“ noch „Freaks“ bei mir.

Am Anfang waren es jedenfalls die wenig Privilegierten, dann die sogenannten „Besseren“, wie Sie sie gerne nennen. Einzig die Migranten als große Bevölkerungsgruppe fehlen fast gänzlich. Warum eigentlich?
Das weiß ich nicht. Wir haben heuer zwei, einen türkischen Arzt und eine serbische Krankenschwester. Die melden sich halt wenig. Ich glaube, dass zum Beispiel Moslems nicht öffentlich auftreten wollen, weil das in der Familie geregelt wird, wenn sie heiraten wollen. Das heißt nicht, dass sie nicht einsam sind. Aber man kann nicht im katholischen Fernsehen in Österreich auftreten und sagen: Ich suche einen Mann, aber er muss unbedingt Moslem sein. Das funktioniert so nicht.

Es funktioniert doch auch bei Transsexuellen und Homosexuellen. Die waren auch lange Zeit gesellschaftlich in Deckung und treten immer wieder und selbstverständlich bei Ihnen auf.
Gott sei Dank funktioniert das. Wie gesagt: Es sind sehr wenige Migranten. Wir hatten einmal einen sehr netten Perser, der Tanzlehrer war, Akademiker und um die 40, also auch in einem guten Alter. Der hat fast überhaupt keine Zuschriften bekommen. Während der schiache Alte mit dem Bauch, der katholischer österreichischer Beamter war, hundert Mal mehr bekam. Bitte mir das nicht zum Vorwurf zu machen: Ich suche immer.

Was bei den „Liebesg'schichten“ immer sehr ins Auge sticht, sind die kitschigen Elemente in den Zwischenschnitten ...
Für Sie als Zuschauer, weil Sie so wahnsinnig gebildet sind und so viel Geschmack haben, ist es kitschig. Für die Leute, die das zu Hause haben, ist es Möblage und gehört zu ihnen. Ich komme einmal zu Ihnen in die Wohnung und zeige Ihnen, was Kitsch ist.

Sind die Zwischenschnitte immer authentisch?
Glauben Sie, ich schleppe immer Teddybären und Porzellanpuppen mit?

Als Zuschauer ist man sich nicht ganz sicher.
Also Entschuldigung, es wird nichts mitgeschleppt. Wir suchen dort, was zu drehen ist.

Was sagt ein Teddybär über einen Menschen aus?
Wenn ein Herr 200 Teddybären hat, heißt es: Achtung, der ist schwer infantil.

Das wissen Sie als gebildete Journalistin.
Das weiß ich als Frau.

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