Ein bisschen "Bibi und Moritz Bond"

Ein bisschen "Bibi und Moritz Bond"
Politisch starteten die Wiener Ermittler ins neue Jahr. Am Ende ist man froh, dass es den schmierigen Lobbyisten erwischt.

Als geneigter und leidgeprüfter "Tatort"-Seher konnte man am Sonntagabend schon viele Tiefpunkte und Drehbuch-Irrtümer miterleben. Aus diesem Blickwinkel betrachtet, konnte man die Handlung von „Deckname Kidon“ durchwinken, also als durchaus wahrheitsgetreu ansehen. Sie ging so: Ein führender Kopf des iranischen Atomprogramms stürzt am helllichten Tag aus seiner Hotelsuite auf die Straße. Selbstmord? Niemals. Und so geraten Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) und Bibi Fellner (Adele Neuhauser) in abenteuerliche Verwicklungen.

Es geht um Waffengeschäfte mit internationalem Ausmaß bei denen der zwielichtige, aalglatte und höchst unsympathische Unternehmer Johannes Leopold Trachtenfels (Udo Samel) seine Finger im Spiel hat. Er zieht von seinem Landsitz im Nirgendwo von Niederösterreich aus die Fäden, um a) viel Geld zu machen und b) so den Iran den Bau der Atombombe zu ermöglichen – es fehlen der islamistischen Republik nur mehr solche Dinger, also Lüfter. Und wer soll Trachtenfels dabei aufhalten? Denn: „Wir haben das Geld, wir haben die Beziehungen. Und wir scheißen uns nichts. Und Sie? Sie haben kein Geld, keine Beziehungen und müssen sich an die Regeln halten. Kann nie gehen“, sagt er zu Eisner und Fellner selbstsicher.

Der Deal scheint durch zu sein, die Lüfter müssen nur mehr mit der Bahn von Krems aus nach Jakarta gebracht werden. Aber die Rechnung hat Trachtenfels, der einen nicht nur optisch an den "Landwirt" Alfons Mensdorff-Pouilly erinnerte, ohne die wie immer ein bisschen sympathisch-patscherten Kommissare gemacht. Und dann redete auch noch der israelische Geheimdienst ein Wörtchen mit und erledigte die Sache fast im Alleingang: Trojaner wurden eingesetzt, Computer, Handys und GPS-Systeme von Autos gehackt. So viel James Bond auf einmal ist dann oft nur schwer zu verdauen. Aber man ist ja Schlimmeres gewohnt.

Im Gegensatz zu 007-Ermittlungen gab es aber so gut wie keine Action. Und auch geografisch pendelt die Geschichte nur zwischen Wien und St. Pölten hin und her. Man könnte also sagen, das Böse sitzt irgendwo im Nirgendwo, also zwischen St. Pölten, Krems und Wien. Und für den Zuseher ist es eine Genugtuung, als Trachtenfels vom Mossad mit ein paar Kugeln im Kopf aus dem Rennen gezogen wird. Eisner und Fellner erkennen zwar die Mörder, haben aber nachher nichts gesehen. Tja, eine österreichische Lösung eben.

Quote: Den Österreich-"Tatort" "Deckname Kidon" haben am Sonntag auf ORFzwei 940.000 Menschen gesehen.

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