Helnwein lädt zum Lunch

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"Gottfried Helnweins Kinder im Porträt", 22.30 Uhr, ORF 2.

Die Freiheit des Kindes zu brechen, damit man einen vernünftigen Erwachsenen hat. Die Basis von Erziehungssystemen. In den wenigen Fällen, wo das nicht gelingt... „bleiben Künstler über“. In der preisgekrönten Dokumentation „Helnweins Kinder“ von Margit Weixelbraun-Piskaty und Konrad Weixelbraun (Montag, 22.30 Uhr in ORF 2 und am 9. Juni um 18.25 Uhr in 3sat) spricht der Maler Gottfried Helnwein über seine Kinder. Im doppelten Wortsinn: Der gebürtige Wiener ist berühmt für seine drastischen, berührenden Porträts von malträtierten, misshandelten Kindern. Mit „Osterwetter“ bewarb sich Gottfried Helnwein einst für das Kunststudium. Zwei kleine Mädchen in weißen Kleidern: eines blutüberströmt am Boden, das andere blutbespritzt mit Messer in der Hand. Das Kind als Symbolfigur von Gewalt und Demütigung: Verwundet, bandagiert, gequält.

In der Dokumentation spricht Helnwein über sein Aufwachsen im Wien der Nachkriegszeit. „Ein wahrhaft grauenvoller Ort“. Kunst und Ästhetik seien die einzige Möglichkeit gewesen, sich diesem Gräuel zu nähern. Geradezu skandalös wirkte später, dass die geschundenen Gesichter auf den großformatigen Bildern seine eigenen Kinder waren. Für die Familie aber war es ein ganz normaler Prozess, wie die Protagonisten des Films, eine Tochter und zwei Söhne des Malers, erzählen.

Freiheit

Der junge Helnwein dachte: „Wenn ich Kinder habe, dann werden die vollkommen frei sein. Müssen weder zur Schule gehen noch sich an irgendwelche Gesetze oder Regeln halten.“ Allerdings:Verantwortung für ihre Entscheidungen mussten sie immer treffen, sagt deren Mutter Renate Helnwein.

Im Zentrum des Film stehen stehen Cyril, Mercedes und Ali Helnwein, drei der vier Kinder, die ebenfalls in künstlerischen Berufen tätig sind. Der Film begleitet die sie: Cyril beim Fotografieren, Musiker Ali, inmitten von diversen Blas- und Streichinstrumenten. Mercedes in ihrem Atelier. Ihr Vater sei der einzige, auf dessen Urteil sie vertraue, sagt die junge Künstlerin, zu deren Sammlern Damien Hirst gehört.

Die Doku gewährt auch Einblicke ins Familienleben, wo mittlerweile die nächste Kindergeneration aufwächst. Opa Helnwein bittet täglich zum Lunch. Wer Zeit hat, kommt vorbei.

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