Die kühle Blonde ermittelt im Doppelpack
Künftig will sie die „Tatort“-Kommissarin Charlotte Lindholm nur noch einmal im Jahr spielen. Jetzt dafür gleich doppelt. Diesen (9. 12., 20.15, ORF 2) und kommenden Sonntag ermittelt Maria Furtwängler als Charlotte Lindholm im Polit-, Rocker- und Wirtschaftsmilieu von Hannover.
Die Schauspielerin hat sich auch inhaltlich eingebracht. Nach ihrer Idee hat Drehbuchautor Stefan Dähnert die Themen Menschenhandel, Zwangsprostitution und Korruption aufgegriffen und daraus die Grundlage für zwei „Tatort“-Episoden entwickelt.
In den Krimis „Wegwerfmädchen“ und „Das goldene Band“ ermittelt Charlotte Lindholm im Mordfall an einer 16-jährigen Weißrussin. Diese wurde bei einem Herrenabend der feinen Gesellschaft Hannovers unter Drogen gesetzt, sexuell missbraucht und mit schwersten Verletzungen im Müll „entsorgt“. Ein anderes Mädchen, das die Tortur überlebte, liefert die entscheidenden Hinweise, die ins Rotlichtmilieu von Hannover führen. Wo Wirtschaft, Banker, Rocker und der Staatsapparat eng miteinander verzahnt sind. Der Spiegel vermeinte, in den Tatort-Figuren reale Vorbilder zu erkennen: Mächtige Anwälte, einen Ex-Hell’s-Angels-Boss und den umstrittenen Finanzunternehmer Carsten Maschmeyer, seit 2007 mit Schauspielerin Veronica Ferres liiert, nennt der Spiegel. „Hannover-Filz aus Politik, Wirtschaft, Show und Rotlicht“, mutmaßte das Magazin.
Modemuffel
Die Nähe von Wirtschaft und Show-Biz dürfte Furtwängler, die mit dem Verleger Hubert Burda (Focus, Bunte)verheiratet ist, selbst nicht fremd sein. In Interviews betont sie glaubwürdig ihre Bodenständigkeit. Mit 18 lernte die Münchnerin den um 26 Jahre älteren Burda kennen, seit 21 Jahren sind die beiden verheiratet, haben zwei Kinder.
Furtwängler ist sozial engagiert, unter anderem für das Projekt „Ärzte für die Dritte Welt“. Glamouröse Veranstaltungen mag sie angeblich nicht besonders. „Ich verstehe nicht allzu viel von Mode.“ Ihre Kleiderwahl bei der letzten „Bambi“-Verleihung, wo sie in einem unpassend durchsichtigen Kleid auftrat, bezeichnete sie im Nachhinein als „bescheuert“.
Im Showgeschäft ist die 46-Jährige ein alter Hase. Gerade 21 war sie, als sie an der Seite von Maria Schell und Siegfried Rauch die älteste Tochter der „glücklichen Familie“ spielte. (Deren Freund Nachbar Ritchie war, dargestellt vom späteren Regisseur Sönke Wortmann).
Die Serie machte die Großnichte des Dirigenten Wilhelm Furtwängler berühmt, aber nicht zufrieden. Sie studierte Medizin in Montpellier und arbeitete in München als Ärztin, bevor sie wieder zur Schauspielerei zurückfand.
Im Fernsehen ist sie auf das Genre „kühle Blonde“ abonniert . Die – kühle – „Tatort“-Kommissarin soll künftig leisertreten. Einmal Lindholm pro Jahr reicht Furtwängler. Stattdessen will sie Theater spielen, Drehbücher schreiben, das Leben von Leni Riefenstahl verfilmen.
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