Die Gesichter des Udo Proksch

"Udo Proksch - Out of Control", Er stand im Zentrum eines der größten Skandale, die je die Republik erschütterten: Udo Proksch und der "Fall Lucona" hielten über zehn Jahre lang das Land in Atem. Als Proksch 1990 wegen sechsfachen Mordes und Mordversuches verurteilt und in die Strafanstalt Karlau in Graz eingeliefert wurde, fand eine der erstaunlichsten Karrieren Österreichs ihr Ende. 2001 starb er an den Folgen einer Herztransplantation. Doch Udo Proksch alias Serge Kirchhofer war ein Mann mit vielen Gesichtern, ein Mörder mit Künstlerherz. Unentwegt plante er grandiose Projekte, faszinierte Freunde und Widersacher mit bizarren Geschäftsideen. In seinem Dokumentarfilm hat sich Robert Dornhelm auf die Spuren dieser außergewöhnlichen Existenz begeben. Entstanden ist dabei das Sittenbild eines Landes, in dem die Mächtigen nach der Pfeife eines Scharlatans tanzen, in dem die herkömmlichen Vorstellungen von Recht und Gesetz ihre Gültigkeit verlieren und in dem hinter den Kulissen eine Hand die andere wäscht. Die Frechheit siegt.Im Bild: Udo Proksch im "Club 45". SENDUNG: ORF3 - MO - 17.06.2013 - 20:15 UHR. - Veroeffentlichung fuer Pressezwecke honorarfrei ausschliesslich im Zusammenhang mit oben genannter Sendung oder Veranstaltung des ORF bei Urhebernennung. Foto: ORF/Westlicht/Privat. Anderweitige Verwendung honorarpflichtig und nur nach schriftlicher Genehmigung der ORF-Fotoredaktion. Copyright: ORF, Wuerzburggasse 30, A-1136 Wien, Tel. +43-(0)1-87878-13606
ORF III zeigt Robert Dornhelms Film „Udo Proksch – Out of Control“ Montag um 20.15 Uhr.

Wie will man einen porträtieren, der mindestens zwei, vielleicht aber drei oder vier Gesichter hatte? Neun Jahre nach Udo Prokschs Tod und 19 nach seiner Verurteilung als Sechsfach-Mörder gelang Robert Dornhelm ein Porträt der vielen Gesichter. ORF III zeigt die Kinodokumentation „Udo Proksch – Out of Control“ aus dem Jahr 2010 heute um 20.15 Uhr.

Udo Proksch stand im Zentrum eines Skandals, der die Republik erschütterte: Der „Fall Lucona“ hielt das Land mehr als zehn Jahre in Atem. Laut Urteil 1992 hatte der einstige „Demel“-Chef wertlosen Schrott als Hochtechnologie versichern lassen und auf die Reise geschickt. Der Frachter durfte freilich nie am Ziel Hongkong ankommen. Er flog in die Luft. Sechs der zwölf Besatzungsmitglieder starben elendiglich. Bei der Abfahrt in Chioggia hatte Proksch ihnen noch Torte spendiert.

Ein Mörder mit Künstlerherz: Unentwegt plante er grandiose Projekte, faszinierte Freunde und Widersacher mit bizarren Geschäftsideen – er entwarf unter anderem Leichentücher. Die Sonnenbrillen, die er unter seinem Alias „Serge Kirchhofer“ gestaltete, genießen heute Kultstatus. In seinem Verein zum gegenseitigen Vorteil, „Club 45“ genannt, gingen die Politiker vom jungen Haider bis zu den Ministern Gratz und Blecha sowie Künstler wie Qualtinger und Oskar Werner ein- und aus. 2001 starb Proksch 67-jährig in der Haft in Graz-Karlau, wo er die Bibliothek leitete.

Am Dienstag wird dem österreichischen Regisseur Robert Dornhelm das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien verliehen – die Laudatio hält Dornhelms Cousin Ioan Holender. Apropos Oper: Nachdem Dornhelm bereits 2008 eine Filmversion von Puccinis „La Boheme“ mit Anna Netrebko und Rolando Villazon vorlegte, wird er dasselbe Stück nun im Römersteinbruch St. Margarethen inszenieren. Zu sehen von 10. Juli bis 25. August.

Die Frechheit siegt

Innovativer Halbwahnsinniger: Er war fürs Senkrecht-Begraben, damit die Leut’ wenigstens im Tod aufrechte Menschen sind. Dornhelms Film zeigt alle Facetten Prokschs. Das Porträt gelingt mit Interviews der Weggefährten: Niki Lauda, Gert Bacher, Helmut Zilk, Erika Pluhar. Proksch O-Ton: „Wenn ich einen bescheißen kann, werde ich ihn bescheißen.“

Kommentare