Der unbekannte Quotenbringer

Der Befund war eindeutig. Mit Sendungen wie "Saturday Night Fever" fand der österreichische Privatsender ATV sogar Eingang ins deutsche Feuilleton. Mit „hemmungslosem Unterschichtenfernsehen feiert der Privatsender ATV Erfolge“, schrieb etwa die Zeit.
Erfolge, die der Sender abseits seines Trash-Images feiern darf, finden kaum Beachtung. Dabei gelang ATV mit der Nachrichtensendung „ATV Aktuell“ Erstaunliches – eine Quotensteigerung innerhalb eines Jahres um 40 Prozent: Im Mai 2012 informierten sich durchschnittlich 75.000 Seher bei „ATV Aktuell“, ein Jahr später weist die Sendung einen Zuschauerschnitt von 113.000 Sehern auf. Sonntag Abend waren es sogar 157.000. Anchorman Benedikt Gmeiner ist seit 2007 in der „ATV Aktuell“-Redaktion, seit 2009 als Moderator. Im Interview sagt der 34-Jährige, was er von seinen Mitbewerbern hält.
KURIER: Abgesehen von den Zuschauerzahlen: Was ist der Unterschied zwischen der „Zeit im Bild“ und „ ATV Aktuell“?
Benedikt Gmeiner: Wir haben mehr Österreich-Bezug. Der große Unterschied ist aber, dass wir auf jüngeres Publikum abzielen.
Wie sieht der junge Zugang aus?
Wir erzählen Geschichten direkter. Beispiel Pensionsreform: Wir erzählen das nicht aus der Sicht der 70-Jährigen, sondern fragen: Werden die Jungen auch noch etwas von der Pension haben?
Wie erklären Sie sich die Quotensteigerung im vergangenen Jahr?
Die Leute wissen, was sie bei uns bekommen. Absolute politische Unabhängigkeit, wo keinerlei Parteien dreinreden, frei von Interessen einiger Wirtschaftsmagnaten. Wir machen kritische Berichterstattung.
Heißt das, die anderen machen das nicht?
Nein, aber die Zuseher wissen, bei uns erwarten sie Themen, über die Österreich redet. Kritisch und unabhängig. Das soll aber kein Bashing der Mitbewerber sein.
Bei Ihnen kann sich kein Millionär eine Sendung kaufen?
Ich bin nicht da, um Konkurrenten zu verunglimpfen. Ich habe selbst bei Puls TV begonnen, bin dem Sender noch freundschaftlich verbunden. Und ich halte „Guten Abend Österreich“ für ein sehr ambitioniertes Projekt.
Mit wenigen Zusehern.
Der Vorabend ist ein schwieriges Terrain in Österreich.
Stichwort Millionär: Gibt es Leute, die man nicht interviewen kann?
Nein. Bei bestimmten Leuten kommen aber vielleicht fragwürdige Ergebnisse heraus. Nicht jeder ist im Stande, dem simplen Muster „Frage-Antwort“ zu folgen. Leute wie Stronach zu interviewen, ist sicher eine Herausforderung.
Ihr peinlichster TV-Moment?
Meine Berichterstattung vom Haider-Begräbnis war kein Highlight. Da hab ich mich von den umgebenden Trauermienen anstecken lassen. Und mein Papst-Aufsager aus Mariazell ... war sehr päpstlich.
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