"Der Spiegel" befindet sich in der Sinn- und Führungskrise
Auch angebliche Leuchttürme wanken manchmal. Das zeigt gerade Deutschlands größtes Nachrichtenmagazin, Der Spiegel: Die Auflage sinkt seit Langem parallel zur ohnehin stets überschätzten politischen Bedeutung.
Die daraus erwachsenden Selbstzweifel führten den Spiegel nun in eine weitere Krise, die wieder einmal ein Chefwechsel beheben soll. Deutsche Zeitungen spekulieren bereits über die Nachfolger, von der Spiegel-Geschäftsführung gab es am Dienstag eine Bestätigung der Abberufung der Doppelspitze.
Auch darüber stritten die zwei Chefs, weshalb schon 2011 ihre Kompetenzen auf Print und Online aufgeteilt wurden. Derzeit wird auch die stärkste Konkurrenz besser und politischer: Der bürgerliche Focus, der Anfang 2013 seinen neuen Chefredakteur von Bild holte. Die beiden anderen wichtigen Wochentitel Stern und Zeit kämpfen ebenso um jeden Leser.
Selbstverständnis
Die alte Garde stramm linker Spiegel-Redakteure dominiert noch die Mitarbeiter KG, die 50,5 Prozent des Verlags besitzt. Ihr wurde Mascolo – wie zuvor Aust und dessen Berliner Bürochef Gabor Steingart – zu zahm. Aust macht heute Dokufilme, Steingart reformierte seither das Handelsblatt. Entsprechend läuft die Suche nach dem neuen Chefredakteur: Favorit der alten Garde ist Jakob Augstein, Erbe von Spiegel-Gründer Rudolf Augstein.
Der jüngere und weibliche Teil der Redaktion und die anderen Mitbesitzer plädieren für eine pragmatische Blattlinie. Gesprochen werde mit Steingart und dem Bild-Chef-Innenpolitiker Nikolaus Blome.
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