Der doppelte Tarek Leitner

Der doppelte Tarek Leitner
TV-Kritik: Der "Zeit im Bild"-Moderator war am Freitagabend in ORF 1 und ORF 2 gleichzeitig zu sehen.

Wurden die verblüfften Zuseher zu Zeugen eines großen Moments der Fernsehgeschichte? Tarek Leitner als erster Mann, der an zwei Orten gleichzeitig im TV aufgetreten ist? Der ORF-Journalist war gestern Abend in ORFeins als launiger Kandidat in der Spielshow "Great Moments" zu sehen und interviewte ab 22:10 Uhr parallel dazu in der "ZiB 2" Innenministerin Johanna Mikl-Leitner zur Flüchtlingskrise - gewohnt unaufgeregt und seriös.

Freilich beherrscht Leitner nicht den Zaubertrick der Bilokation - die Kunst, an zwei Orten gleichzeitig anwesend zu sein. Die Promi-Quizshows, mit denen der ORF seit Wochen 60 Jahre österreichische Fernsehgeschichte im Dauerfeuer feiert, haben zwar Live-Charakter, sie werden aber, im Gegensatz zur Nachrichtensendung "ZiB 2", vorher aufgezeichnet.

So ist es auch schon Armin Assinger "gelungen", im ORF die Millionenshow zu moderieren (wird in Köln aufgezeichnet) und am selben Abend bei einem Skirennen in Übersee in der Kommentatorenkabine zu sitzen. Für zappende Fernsehkonsumenten wirkt das irritierend.

Riskant

Wenn sich Nachrichtenmoderatoren ins Unterhaltungsfernsehen begeben, ist das ohnehin schon riskant. Leitners "ZiB"- und Team-Kollegin Nadja Bernhard war am Freitag die Befremdung deutlich anzusehen, als das "Zeit im Bild"-Team in der Punktewertung hinter dem ausgebufften Sportler-Duo Prohaska/Pariasek zu liegen kam. Was die frühere "Kulturmontag"-Präsentatorin sichtlich besonders wurmte: Es ging in dieser "Great Moments"-Ausgabe um Fragen aus "Kultur & Event".

Der doppelte Tarek Leitner

Knick in der Optik

Sehr gut schnitten Leitner und Bernhard hingegen bei der Aufgabe ab, aus überdimensionalen, bedruckten Würfeln ein Bild zusammenzufügen. Da konfrontierte "Leitner II" in ORF 2 gerade die Innenministerin mit ihrem politisch brisanten Sager zur "Festung Europa".

Spätestens zu diesem Zeitpunkt fragte man sich, ob es nicht zu vermeiden war, dass er, der sporadisch die "ZiB 2"-Moderation übernimmt, an diesem Freitag im Studio sitzt und so zum doppelten Tarek Leitner wird. Auch wenn es nur ein leichter Knick in der Optik ist: Besonders die Details sind wichtig, wenn der ORF auch die nächsten 60 Jahre Medienflaggschiff bleiben will.

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