Das Tohuwabohu der Informationsströme
So viel vorweg: Aus dem Wiener Kaffeehaus ist die gedruckte Zeitung noch lange nicht wegzudenken. "Wir müssen unsere Zeitungen abstempeln im Café Weimar, sonst haben wir mittags keine Exemplare mehr", erzählte Kaffeesieder Maximilian Platzer am Freitagabend beim Auftakt der Kaffeehaus-Initiative des Verbands Österreichischer Zeitungen und der Fachgruppe der Wiener Kaffeehäuser. Seine Kundschaft holt sich die Informationen immer noch aus der Zeitung, beobachtet er, der Computer kommt im Weimar primär für Geschäftliches zum Einsatz.
Grimm konstatierte "eine Gegenbewegung hin zu Print, die aus den Schwächen der Digitalisierung gespeist wird." Er ortete insbesondere in Krisenfällen "Misstrauen gegenüber digitalen Medien" aufgrund der Desinformationsmöglichkeiten.
Im "Tohuwabohu der Informationsströme" bestehe das Bedürfnis nach Nachhaltigkeit. "Die Leute verlassen sich im Krisenfall lieber auf die Zeitung", meinte der Kommunikationswissenschaftler. Grimm sieht überdies einen Wandel in der Bewertung. Was gedruckt sei, erfahre einen Zuwachs an Qualität, was aber leider "nicht unbedingt Zuwachs in der Auflage" bedeute.
Guter Journalismus
Dieses "Plädoyer für die gedruckte Zeitung" wollte Presse-Chefredakteur Rainer Nowak "nicht halten". Beim Journalismus sei es egal, ob er gedruckt oder digital sei ,"gut und bezahlbar muss er sein." Das Problem des digitalen Journalismus sei das fehlende Geschäftsmodell. Deswegen seien "alle Versuche zu begrüßen, dass man für Journalismus im Netz wieder zahlen muss", meinte Nowak mit Blick auf seinen anwesenden Vorgänger, Nzz.at-Chefredakteur Michael Fleischhacker.
Drohende Kanibalisierung
Die Online-Plattformen heimischer Tageszeitungen würden allesamt von Print leben. "Ohne Print gibt’s die alle nicht", meinte Salomon, die auch feststellte, dass der Journalismus heute besser sei als noch vor Jahren. Umso wichtiger sei es zu überlegen, was online läuft oder über Print verkauft wird. "Sonst kannibalisiert das Eine das Andere." Skeptisch äußerte sich Salomon zu Bezahlschranken: "So lange der ORF für seine Plattform kein Geld verlangt, können das die anderen auch nicht."
Nächster Termin
Am Montag, 19. Jänner, wird im Café Markusplatz (Tuchlauben 16, 1010 Wien) erörtert, wie man junge Menschen für Zeitungen und Kaffeehäuser gleichermaßen begeistern kann. Teilnehmen werden Thomas Weber (The gap), Herbert Lackner (profil), Stefan Apfl (Datum), Mesi Tötschinger (VGN), Markus Muliar (Café Markusplatz) und die Moderatorin Veronika Dolna (Die Furche).
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